Kunstbilder auf Geheiss des Verwaltungsrats abgehängt – Pedro Lenz spricht von «Kunstskandal»

Das Ausstellungsplakat mit dem Begriff
Das Ausstellungsplakat mit dem Begriff

„Die Freiheit der Kunst ist gewährleistet“, steht im Artikel 21 der Bundesverfassung. Doch der Verwaltungsrat der Solothurner Spitäler AG sieht die Sache anders, zumindest bei der Kunstausstellung von Jörg Binz im Kantonsspital Olten. Seit der Vernissage Mitte September hingen dort rund 80 Werke des bekannten Oltner Malers. Darunter waren auch Bilder und Zeichnungen von teilweise nackten Frauenkörpern.

Vergangenes Wochenende wurden die Bilder nun anscheinend auf Geheiss des Verwaltungsrats abgehängt, wie der Künstler auf Anfrage bestätigt. Vonseiten des Kantonsspital habe er bisher keine Begründung erhalten. Auf einem Ausstellungsplakat liess Binz den Begriff „Zensur“ anbringen und schrieb: „Auf Verlangen des Verwaltungsrats Solothurn wurde die Ausstellung Jörg Binz ohne Begründung frühzeitig abgehängt.“ Das von seiner Frau auf Facebook hochgeladene Plakat wurde in den sozialen Medien geteilt und sorgte für böse Kommentare.

So schreibt der bekannte Gäuer Künstler Christoph R. Aerni dazu auf Facebook: „Vermutlich kommen die Kinder im Spital Olten bereits mit dem Rollkragenpullover auf die Welt. Das Niveau bezüglich Kunst im Spital Olten ist fragwürdig. Hängt doch nur noch Salzteigbilder auf oder noch besser, hört auf mit Kunstausstellungen!!“ Gemäss seiner Tochter Rebecca Aerni soll laut einem Facebookeintrag Verwaltungsrätin Verena Diener verantwortlich dafür sein. Aerni schreibt: „Die VR-Präsidentin Frau Verena Diener hat verlangt, dass die Ausstellung sofort beendet wird, da sie die Bilder für ein Spital unpassend empfand!“ Die Ausstellung hätte noch bis zum 14. Dezember gedauert. Auf Anfrage dieser Zeitung war bisher keiner der Verantwortlichen der Solothurner Spitäler AG zu erreichen. 

Jörg Binz ist „aus allen Wolken gefallen“, als er davon gehört hat. In seiner langen Laufbahn ist dies dem heute 74-Jährigen noch nie passiert. Es hätte in der Ausstellung zwar einige Aktzeichnungen gegeben, gibt der Künstler zu. „Aber man hätte mit mir sprechen und vielleicht hätte ich die betreffenden Werke auswechseln können.“ In seinen Werken gebe es nichts Pornographisches oder gar Rassistisches. Dass gleich die gesamte Ausstellung abgeräumt wird und nun im Keller abholbereit ist, hat er als „krass“ empfunden. Er spricht von „Geschäftsschädigung“ – wegen der Ausstellung hat er bislang mehrere Bilder verkauft – und will rechtliche Schritte wegen Vertragsbruch prüfen. 

Pedro Lenz, der an der Vernissage vom 18. September die Eröffnungsrede gehalten hat, spricht von einem „Kunstskandal“ und einem „Schildbürgerstreich sondergleichen“. Für Jörg Binz, den er zu seinen Freunden zählt, ist das ein „Riesen-Affront“. Der Künstler müsse nun rehabilitiert werden, weil es so aussehe, als habe er „etwas gebosget“. Auch die Kommunikation hält er für einen „Riesenskandal“, weil keine Begründung angegeben wurde. Lenz ging am Montagmorgen extra ins Kantonsspital und wollte prüfen, ob die Bilder wirklich abgehängt wurden. Auf Nachfrage im Kantonsspital, warum die Bilder weg seien, sei er auf ganz oben verwiesen worden. Das sei nicht die Art, wie „wir in der Schweiz Sachen regeln“ – einfach Bilder abzuhängen, die einem nicht passen.