
Kurt Hediger als Mensch und Künstler geehrt
Das Interesse an der Vernissage war riesig, eine Seltenheit für eine Kunstausstellung. Eine Ausnahme dürfte auch sein, dass zahlreiche Besucher den Künstler beim Eingang der Galerie KUKU (Kunst und Kultur in der alten Spinnerei Rothrist) mit Handschlag und Vornamen begrüssten. Als geradezu einmalig kann die Gründung des gemeinnützigen Vereins «Freunde des Werks von Kurt Hediger» kurz vor der Vernissage bezeichnet werden. Alt Regierungsrat Peter Wertli erklärte die Statuten. Sinn und Zweck des Vereins sei die Erhaltung und Verbreitung des künstlerischen Werkes. Der Verein setze sich zum Ziel, das Schaffen von Kurt Hediger zu erhalten. Für diese Aufgabe wurde an der Gründungsversammlung gleich der siebenköpfige Vorstand gewählt mit Martin Heiz, Gemeindeammann von Reinach, als Präsident. Dem Vorstand gehören auch die Söhne Vinzenz und Michael Hediger an.
Kurt Hediger wohnt seit 1965 in Reinach. Geboren wurde er 1932 in Rothrist, wo er auch die Jugendjahre verbrachte. Nach dem Lehrerseminar in Wettingen besuchte er die Kunstgewerbeschule Zürich, die Ecole des Beaux Arts und die Ecole Estienne in Paris sowie die Bühnenbildklasse der Akademie der bildenden Künste in Wien. Von entscheidender Bedeutung für seine malerische Weiterentwicklung war die Begegnung mit Ernst Gubler und dessen Bruder Max.
Bilder, die für sich sprechen
Kurt Hedigers Gemälde an der Ausstellung umfassen den Zeitraum von 1961 (Aare in Aarburg) bis 2018 (vor allem Stillleben). Diese sind jedoch alles andere als still, sondern voller Leben aus einer Sinfonie von harmonischen Farbklängen, raumfüllend in einer Vase oder in spannenden Proportionen auf einem Tisch angeordnet. In seinen Landschaften dominiert die Winterzeit. Sie strahlen Ruhe aus, manchmal auch Einsamkeit. Das Weiss steht im Kontrast zu dunklen Baum- und Häusergruppen; wenn es Abend wird, setzt auch die untergehende Sonne flammendes Rot in den Horizont und später erscheint fahles Mondlicht am Himmel. In den Berglandschaften fasziniert die monumentale Kraft der Bergspitzen, die sich majestätisch aus der Ebene hervorheben. Auch das Wasser in Seen und Flüssen erscheint immer wieder in Hedigers Bildern, sei es mit verbindenden Brücken oder wegen dem Blau, das zu seinen Lieblingsfarben gehört. Hier ist er einig mit Goethe, der in seiner Farbenlehre schreibt: «So sehen wir das Blau gern an, nicht weil es auf uns dringt, sondern weil es uns nach sich zieht.» So steht es als Einleitung in einem Bildband über Kurt Hedigers Malerei. Das «Nach sich ziehen» gilt für sein ganzes Schaffen. Man fühlt sich von seinen Bildern unwillkürlich angesprochen. Seine Motive wirken vertraut, sie benötigen keine Erklärung.
Spiegelbild der Naturschönheit
So stufte Elisabeth Hofer in der Begrüssung die Bilder von Kurt Hediger ein. Zum dritten Mal dürfe KUKU seine Bilder zeigen. «Sie öffnen uns die Augen für die Natur, die uns Freude und Ruhe schenke. Gleichzeitig weisen sie auch auf die Problematik der überbauten Arbeits- und Lebensräume hin, die seine frühen Jugenderinnerungen prägten», betonte Elisabeth Hofer. Darauf orientiere Peter Wertli über die Gründung des Vereins «Freunde des Werks von Kurt Hediger» und motivierte zum Beitritt.
Gespannt hörte das Publikum Vinzenz Hedinger zu, wie er seinen Vater erlebte. Ein frühes Selbstporträt zeige wie üblich Staffelei, Palette und Pinsel. Was fehle, sei das Telefon und die weisse Wand, vollgekritzelt mit den Namen seines Netzwerkes. «Das künstlerische Schaffen meines Vaters war keineswegs einsam, vielmehr eine gesellige Tätigkeit.» Natürlich sei der Künstler im entscheidenden Moment, wenn der Pinsel auf die Leinwand treffe, auf sich allein gestellt. «Wahre Kunst beginne mit der Auswahl des Motivs und der Auswahl des Ausschnittes.»
Ausser den Utensilien für das Malen sei das Auto sein wichtigstes Arbeitsinstrument. Er habe viele Reisen unternommen und Eindrücke gesammelt. «L’état, c’est moi» (Der Staat bin ich) sei die Devise des französischen Sonnenkönigs gewesen. Sein Vater habe aber zu ihm gesagt: «Der schweizerische Staat, das sind wir». Nach dem Umzug 1965 nach Reinach habe sein Vater an keiner Gemeindeversammlung gefehlt. Das rundet das Bild eines Künstlers mit einer sehr feinen Antenne zu seiner Umgebung ab, was auch die Akzeptanz seiner Kunst erklärt.