Kurt Iseli: «Brittnau kann noch lange eigenständig bleiben»

Nein, überreden habe man ihn nicht müssen zu einer Kandidatur für das Amt des Gemeindeammanns, sagt Kurt Iseli, aber einige Zeit zum Überlegen habe er schon gebraucht. «Durch mein langjähriges Engagement in der Schulpflege, als Präsident der heute nicht mehr existenten FDP-Ortspartei und seit 2018 als Gemeinderat weiss ich genau, wie zeitintensiv und fordernd der Job des Ammanns ist.» Entscheidend für seine Kandidatur seien zwei Aspekte gewesen: «Ich habe ein gutes Beziehungsnetz aufgebaut und darf behaupten, dass ich Meinungen von links bis rechts verstehe und auch ernst nehme. Ebenso entscheidend ist allerdings der zweite Aspekt: Ich habe mich bereits mit 63 pensionieren lassen und verfüge deshalb über genug Zeit für das Amt. Neben meinem 100%-Job als Milchprodukte-­Einkäufer bei Coop wäre das unmöglich gewesen.»

Die nicht ganz ernstgemeinte Frage, ob ein Zugezogener überhaupt Gemeindeammann in Brittnau werden könne, quittiert Iseli mit einem Lachen. «In Brittnau ist es wie überall: Leute, die gerne würden, gibt es schon, aber solche, die gerne würden und auch vom Zeitaufwand her könnten, die sind eher rar. ‹Ureinwohner› ist deshalb wohl nicht das einzige Kriterium.»

Halb Emmentaler, halb Brittnauer

Kurt Iseli ist mit seiner Frau und den zwei Kindern, die sich in der Berufsausbildung befinden, 2005 von Zofingen nach Brittnau gezogen. Aufgewachsen ist Iseli, der in der Freizeit gerne seinen Kawasaki-Cruiser fährt und mit Hund Elvis die Landschaft rund um Brittnau erkundet, in Langnau im Emmental. Auch wenn man ihm den Emmentaler deutlich anhört: Brittnau ist Kurt Iseli ans Herz gewachsen. «Die Grösse Brittnaus ist mit 4000 Einwohnern ideal. Begeistert war ich auf Anhieb von der sehr regen Vereinstätigkeit im Dorf. Auch landschaftlich ist Brittnau sehr idyllisch – und trotzdem ist der Autobahnanschluss Reiden in wenigen Minuten erreichbar.» Grundsätzlich anders als seine Vorgängerin Hanna Kunz würde Kurt Iseli die Gemeinde nicht führen: «Ich habe die ruhige, besonnene Art von Frau Kunz sehr geschätzt. Sie hat immer sachlich argumentiert und Emotionen ausgeblendet. Das möchte ich gleich handhaben.» Iselis Führungs-Motto im Job: «Eine falsche Entscheidung kann man korrigieren. Wer aber keine Entscheidungen trifft, riskiert, etwas zu verpassen, stehenzubleiben.» Die Zusammenarbeit im aktuellen Gemeinderat funktioniere gut, findet der 63-Jährige, auch wenn es nicht «die reine Harmonie» sei. «Wir können uns Ende Sitzung problemlos in die Augen sehen und in der ‹Sonne› ein Feierabendbier trinken. Wir haben zudem das Glück, mit Urs Karlen als Nachfolger für Deniz Yeker weiterhin einen ausgewiesenen Finanzexperten in unseren Reihen zu haben.»

Fokus auf den Liegenschaften der Gemeinde

Die grösste Baustelle der nächsten Legislatur sieht Kurt Iseli bei den Gemeinde-Liegenschaften: «Die grösste Investition der Gemeinde Brittnau wird der Neubau des Werkhofs inklusive Feuerwehrmagazin sein, der momentan in Planung ist. Weiter ist das Gemeindehaus ein Sanierungsfall, wobei sich hier die Frage stellt, ob eine Sanierung überhaupt noch sinnvoll ist, schliesslich heisst das Ziel für die Gemeinde-­Liegenschaften längerfristig CO2-Neutralität. Teile des Schulhauses müssen ebenfalls saniert werden, da kommt einiges auf uns zu.» Daneben werde den Gemeinderat auch die Etablierung der neuen Führungsstruktur der Volksschule noch eine Weile beschäftigen.

Kurt Iseli kann sich gut vorstellen, das Amt des Gemeindeammanns acht Jahre lang zu übernehmen. Eine Fusion mit umliegenden Gemeinden hält er gar nicht für zwingend: «Klar weiss man nie, was noch kommt, gerade in der momentanen Phase. Aber Stand heute kann Brittnau noch lange eigenständig bleiben. Das Dorf wächst!»