Lohngleichheit von Frauen und Männern: Die Hälfte der geprüften Aargauer Firmen erfüllen die Vorgaben nur knapp

Gemäss einer Analyse des Bundesamts für Statistik, die Ende Februar publiziert wurde, verdienen Frauen in der Schweiz nach wie vor deutlich weniger als Männer. Konkret lagen die Löhne der Frauen im Jahr 2018 in der Gesamtwirtschaft durchschnittlich 19 Prozent tiefer als jene der Männer. Das revidierte Gleichstellungsgesetz verpflichtet sämtliche Firmen in der Schweiz mit über 100 Mitarbeitenden, eine Lohngleichheitsanalyse durchzuführen.

Die Aarauer Firma Comp-On hat schweizweit knapp 200 Firmen auf die betriebliche Lohngleichheit analysiert. Diese stammen aus allen Regionen und repräsentieren KMUs ab 50 Mitarbeitenden bis hin zu internationalen Konzernen mit Tausenden Angestellten. Die Vorgaben sind erfüllt, wenn die geschlechtsspezifische Lohndifferenz weniger als 5 Prozent beträgt. Dies ist bei der grossen Mehrheit der analysierten Unternehmen gegeben, wie es in einer Mitteilung zum ersten «Fair-ON-Pay-Report» heisst.

Erfreulicherweise werde die betriebliche Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern nur bei fünf Prozent der untersuchten Firmen nicht eingehalten, lässt sich Marc Pieren, Geschäftsmitinhaber von Comp-On und Mitverfasser des ersten Reports, in der Mitteilung zitieren. Allerdings zeige der Bericht auch, dass die Vorgaben bei jedem vierten geprüften Unternehmen nur sehr knapp eingehalten seien. Die Prüfung basiert auf Logib, dem Standard-Analyseinstrument des Bundes. Wer die Vorgaben erfüllt, erhält das Fair-ON-Pay Zertifikat, das vier Jahre gültig ist.

14 Firmen im Aargau getestet – die Hälfte erfüllt die Vorgaben nur knapp

Im Aargau wurden insgesamt 14 Firmen geprüft, wie Marc Pieren auf Anfrage sagt. «Bis auf eine Firma haben alle die Prüfung bestanden, bei sieben Unternehmen war das Resultat allerdings grenzwertig», hält er fest. Grenzwertig bedeutet, dass die Resultate einer Lohngleichheitsanalyse nach den Vorgaben des Eidgenössischen Gleichstellungsbüros nur knapp innerhalb der geforderten Bandbreite liegen.

Pieren sagt weiter, 10 der 14 getesteten Aargauer Firmen hätten ein vier Jahre gültiges Zertifikat angestrebt, 4 Unternehmen eine Bestandesaufnahme in Form eines Testats. «Es ist erfreulich, dass sich die Mehrheit der analysierten Firmen im Aargau längerfristig für die Lohngleichheit engagieren», sagt Pieren. Dass im Aargau die Hälfte aller getesteten Firmen die Vorgaben nur knapp erfüllten, während die Resultate schweizweit nur bei jeder vierten Firma grenzwertig waren, will der Experte nicht überbewerten. «Das kann von der Auswahl der Firmen, von den Branchen, oder von anderen Faktoren abhängen», sagt Pieren.

Rivella, AKB, FiBL, Hypi Lenzburg und Gastro Social wurden zertifiziert

Ein Aargauer Unternehmen, das zu den ersten 125 Firmen zählt, die ein Zertifikat erhalten haben, ist Rivella in Rothrist. «Als Schweizer KMU haben wir uns zum Ziel gesetzt, zu den fairsten Arbeitgebenden in der Schweiz zu gehören. Wir legen grossen Wert auf die Gleichbehandlung unserer Mitarbeitenden, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Nationalitäten», hält Markus Krienbühl, Personalverantwortlicher bei Rivella, dazu fest.

Eine vollständige Liste der zertifizierten Aargauer Unternehmer könne man nicht publizieren, teilt Comp-On auf Anfrage mit, weil noch nicht alle Firmen die Resultate intern kommuniziert hätten. Auf der Website der Zertifizierungsfirma ist jedoch ersichtlich, dass neben Rivella auch die Aargauische Kantonalbank (AKB, Aarau), die Ausgleichs- und Pensionskasse Gastro Social (Aarau), das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL, Frick) sowie die Hypothekarbank Lenzburg ein Zertifikat für Lohngleichheit erhalten haben.