Lohnt es sich, im neuen Jahr eine Diät zu starten?

 

Pro: «Zum grössten Genuss kommt man nur durch: Entzug» schreibt Philippe Pfister

Seit Ende Dezember bin ich nach längerer Pause wieder ordentliches Mitglied in einem Fitness- Club. Die beste Entscheidung seit langem: Wieder mal einen heftigen Muskelkater zu spüren und den Schub des Jahresanfangs mitzunehmen tut einfach gut. Natürlich müssen jetzt ein paar Kilos runter, bei allem, was nach Kohlenhydraten und allzu viel Fett aussieht, stelle ich mir vor, es wäre Luft: Gibts einfach nicht. Warum das gut sein soll? Weil ich ein ausgesprochener Genussmensch bin. Zu denken, ein strenges Bewegungs- und Ernährungsregime und geniessen schlössen sich aus, ist zu kurz gedacht. Es ist im Gegenteil so, dass sie sich gegenseitig befeuern. Wer – wie an den Festtagen üblich – fast halbtäglich vor üppig gedeckten Tischen sitzt, gewöhnt sich an den luxuriösen Überfluss. Der Genuss sinkt zum Gewöhnlichen, Alltäglichen ab. Wer sich die Spaghetti alle vongole und den trockenen Weisswein ein paar Wochen nicht gönnt, wird staunen, wie unfassbar gut beides in Tat und Wahrheit schmeckt. Zum grössten Genuss kommt man paradoxerweise nur durch: Entzug. Und bei aller Kritik an den staatlichen Gesundheitsfunktionären, die uns Fett, Zucker und Salz vergällen wollen: Es stimmt, dass Ernährungsdisziplin sich auszahlt. Schon Blitzfasten – also 16 Stunden nichts essen – setzt mehr Energie frei als der angeblich so gesunde Energieriegel. Ein paar Vorsätze punkto Gewicht und Bewegung zum neuen Jahr können also nicht so falsch sein – selbst wenn man sie nicht allzu lange durchhält.

 

Contra: «Diäten sind absolut ungesund und machen unglücklich» findet Rahel Wirz

Diäten sind absolut ungesund – zumindest, wenn man sie unbedacht angeht. Beim Verzicht auf Süsswaren, Kohlenhydrate und andere als ungesund verschriene Lebensmittel verweigert man nicht nur dem Herzen die gewünschte «Das hast du dir verdient»-Nahrung, sondern nimmt dem Körper gleichzeitig die Energie, die er braucht. Zudem lagert sich Fett schneller an, wenn der Körper vorher gehungert hat, weil er neue Fettreserven für eine potenzielle Notsituation anlegt – und so wird der Diät-Erfolg rasch zum Diät-Misserfolg. Ausserdem machen Diäten unglücklich. Wer dem Körper Energie nimmt, wird schneller schlapp und gereizter. Die Werbung von Snickers – «Du bist nicht du, wenn du hungrig bist» – hat also durchaus etwas. Ich empfehle: Kaufen Sie sich das Stück Kuchen, das sie durch das Schaufenster der Bäckerei so charmant anlächelt, geniessen Sie die Packung Chips zum Krimi im Fernsehen und gönnen Sie sich abends das Glas Wein. Wichtig ist, sich ausgewogen zu ernähren. Oder – wie mein Vater zu pflegen sagt – von allem zu viel ist ungesund. So kann sich unter anderem auch zu viel Fitness zu positiv auf das Selbstbewusstsein einiger menschlicher Individuen auswirken. Letzte Woche lachte ich noch herzlich mit einer Kollegin bei einer Packung Weihnachtsplätzchen über Instagram-Fitness-Gurus, diese Woche macht sie selber ein Gym-Selfie mit dem Hashtag #ranandenspeck – oder so ähnlich. Wie die meisten wird auch sie diesen guten Vorsatz schnell wieder aus dem Fenster werfen. Wieso es sich also überhaupt erst antun?