
Lokaljournalistin Frieda Steffen baut mit 75 ein Haus
Frieda Steffen baut mit ihren 75 Jahren in Schlossrued nochmals ein Haus. «Nie hätte ich gedacht, dass ich mich in diesem Alter noch an ein solches Projekt wagen würde», sagt sie. Die prominente Lokaljournalistin prägte in den 80er- und 90er-Jahren zuerst das kleine Schöftler Journal «Euses Blättli», welches später mit dem Wynentaler Blatt fusionierte. Sie berichtet seit über 40 Jahren in und über die Region. Auch ihre Pensionierung hielt sie nicht vom Schreiben ab. Letztes Jahr durfte sie den ersten Schlossrueder Medienpreis in Empfang nehmen.
Mit dem Hausbau verwirklicht Frieda Steffen nun den Traum ihrer Tochter. Denn Christine Steffen, 51-jährig, will zurück in ihre Heimatgemeinde und ein kleines Haus bewohnen. Derzeit lebt sie in Unterentfelden. Anstelle des Neubaus stand zuerst ein bezugsfertiges «Tiny House» zur Debatte. Aber Peter Scherer, Friedas langjähriger Freund, der unter anderem in Deutschland schon unzählige Häuser aufrichtete, eilte zur Hilfe: «Ich baue euch dieses Haus», habe er ihnen gesagt. «Ich habe mich nur darauf eingelassen, weil er, ebenfalls 75-jährig, sich für den Bau bereit erklärt hat», sagt Frieda Steffen.
Auch der Baumeister der ihnen zur Seite steht, ist über 70, wie sie sagt: «Wir beweisen, wozu wir Senioren fähig sind.» Einzig für das Fundament, das geplante Schrägdach und die Elektrizität müssen Fachmänner aufgeboten werden.
Bauen, um das Land vor dem Wertverlust zu retten
Bei Wind und Wetter baut Scherer seit August im Alleingang Steffens Traumhaus auf. Gerade zieht er die Aussenmauern hoch. Die Zweizimmerwohnung mit 65 Quadratmetern Wohnfläche entsteht direkt neben dem Haus, das Frieda Steffen seit über 40 Jahren bewohnt. Das Land habe sie vor 25 Jahren gemeinsam mit den Nachbarn gekauft. Die Parzelle lag über 20 Jahre brach. Nun hätten sie sich geeinigt, das Bauland zu nutzen, bevor das Stück womöglich eines Tages ausgezont werde. «Der Wert des Grundstücks könnte als Landwirtschaftszone plötzlich um ein Vielfaches schrumpfen.» Aber: «Es ist unglaublich, was alles getan werden muss, um überhaupt mit dem Bau zu beginnen.» Sie habe noch nie ein Haus gebaut und staune über die aufwendigen und teuren Vorschriften.
Auch das Wetter zog dem Vorhaben gleich mehrfach einen Strich durch die Rechnung. «Es war der Teufel los», fasst Steffen die vergangenen Wochen zusammen. Denn infolge des Dauerregens beispielsweise, musste sie diverse Verzögerungen hinnehmen. Nun freue sie sich aber, dass es zügig vorangeht und darauf, dass auch ihre Wohnung bald nicht mehr als Lagerraum dienen wird. «Das Haus wird wirklich sehr schön», sagt sie.
Oberhalb des Schlafzimmers werde es beispielsweise eine grosse Dachterrasse geben. Frieda Steffen selbst opfert mit dem Haus für ihre Tochter ihre eigene Sicht ins Grüne. Denn von ihrem Küchenfenster aus wird sie künftig Beton sehen und nicht mehr die Wiese. «Dafür kann ich aber wieder einen Hund halten, sollte mein jetziger Begleiter altersbedingt sterben.» In ihrem Alter könne sie nicht mehr bedenkenlos einen kleinen Welpen aufziehen. «Ich hatte mein Leben lang Hunde.» Wenn ihre Tochter hier wohne, werde sie sich, falls nötig, um den Vierbeiner kümmern können. Zudem wohne auch ihre andere Tochter bereits in ihrer Nähe und im selben Haus.