Luzerner Wahlen: SVP-Ständeratskandidat Franz Grüter vergleicht David Roth von der SP mit einer Wildsau

Die Podiumsteilnehmer am Donnerstagabend auf der Bühne des Treibhauses. Das Wahlpodium wurde organisiert vom Radio 3-fach und dem städtischen und dem kantonalen Jugendparlament.
Die Podiumsteilnehmer am Donnerstagabend auf der Bühne des Treibhauses. Das Wahlpodium wurde organisiert vom Radio 3-fach und dem städtischen und dem kantonalen Jugendparlament.

Ihre politischen Ziele in drei Worten

Andrea Gmür, CVP: Dringende Probleme lösen

David Roth, SP: Gerecht, solidarisch, ökologisch

Franz Grüter, SVP: Altersversorgung, Kein E-Voting, Verhältnis zur EU

Monique Frey, Grüne: Klimaneutral, solidarisch, Entwicklungszusammenarbeit

Michèle Graber, Grünliberale: „Es isch Ziit“

Damian Müller, FDP, war verhindert.
FDP-Nationalratskandidatin Anne Sophie Morand: hochmotiviert, sehr zuverlässig und kompromissfähig

Der Wahlkampf ist in vollem Gange. Am Donnerstagabend waren die Luzerner Ständeratskandidaten an einem Podium im städtischen Jugendkulturhaus Treibhaus in Luzern anzutreffen. Organisiert hatten den Anlass das Radio 3-fach und die Jugendparlamente von Stadt und Kanton Luzern. Rund 80 zumeist junge Zuhörer und Zuhörerinnen machten sich ein Bild von den Kandidaten, ihren Meinungen und ihrem Stil.

Die einen sind schon in Bern, andere wollen hin

Andrea Gmür (CVP) und Franz Grüter (SVP) sind bereits im Nationalrat, die Luzerner Kantonsratmitglieder David Roth (SP), Michèle Graber (glp) und Monique Frey (Grüne) wollen dorthin – und alle kandidieren sie gleichzeitig für den Ständerat. In Bern vertritt Ständerat Damian Müller (FDP) bereits Luzern; er musste sich wegen seines Sessionsrückblicks entschuldigen. Nationalratskandidatin Anne-Sophie Morand vertrat die FDP. Der parteilose Ständeratskandidat Florian Studer war anwesend, nahm aber nicht am Podium teil.

Die Kandidaten diskutierten drei Themen: das «kranke» Gesundheitswesen und wie man dessen Kosten senken könnte, den Klimaschutz sowie den Rahmenvertrag mit der EU. Beim Thema Gesundheitswesen waren sich alle einig, dass die Kosten runter müssen. Über das «Wie» gingen die Meinungen auseinander. Andrea Gmür (CVP) sagte, Ziel sei ein für alle erschwingliches Gesundheitswesen. Sie warb für die Kostenbremse-Initiative ihrer Partei, die Druck erzeuge. Man sollte Spitalregionen vergrössern und mehr ambulant statt stationär operieren. Franz Grüter (SVP) warnte, die Kosten würden sich bis 2040 verdoppeln: «Der Bund wird Auflagen machen müssen.» FDP-Nationalratskandidatin Anne-Sophie Morand appellierte an die Eigenverantwortung des Einzelnen. David Roth (SP) brachte die vom Volk abgelehnte Einheitskasse wieder aufs Tapet. SP-Bundesrat Berset seien die aktuellen Kosteneinsparungen (zulasten der Pharmaindustrie) zu verdanken. Roth attackierte bürgerliche Parlamentsmitglieder, die am System «verdienten». Die Grüne Monique Frey blies ins selbe Horn und sagte, man solle endlich Transparenz schaffen, wie Parlamentarier von Krankenkassen, Ärzten oder Spitälern «bezahlt» würden. «Die Diskussion wäre dann einiges ehrlicher.» Oder sind die Ausländer schuld? Franz Grüter distanzierte sich von einer Aussage seines Nationalratskollegen Thomas Aeschi, wonach die Zuwanderung schuld an den hohen Kosten sein soll. «Alle Einwohner haben ein Anrecht auf Gesundheitsversorgung.»

Mitte findet CO2-Gesetz gut, Linke ist unzufrieden

Beim Klimaschutz war das C02-Gesetz ein Thema. «Ich stehe voll dahinter», sagte Andrea Gmür. Durch steigende Benzinkosten würde die Landbevölkerung, die aufs Auto angewiesen ist, aber benachteiligt, räumte sie ein. Nicht alle Hausbesitzer könnten sich zudem problemlos eine neue Heizung leisten. «Niemand darf durch die Klimapolitik armengenössig werden», sagte Gmür.

Anne-Sophie Morand (FDP) meinte, die Massnahmen sollten ökologisch und ökonomisch sinnvoll sein. Die FDP habe das Gesetz mitgestaltet, auch wenn es nicht überall liberal sei. David Roth bemerkte mit Ironie, die FDP sei vor einem Jahr zur «Klimapartei» mutiert; die SP habe schon 1968 eine Reduktion des C02-Ausstosses gefordert. Es brauche schnelle Massnahmen. Für die Grüne Monique Frey muss der Staat viel klarere Regeln erlassen, damit es in der Klimapolitik rasch vorwärtsgeht. Die Grünliberale Michèle Graber würde Anreize und das Verursacherprinzip den Verboten vorziehen. Und die SVP? «Das C02-Gesetz wird angenommen», sagte Franz Grüter lakonisch. Die Leute würden aber trotzdem fliegen und das teurere Benzin bezahlen. Solange grosse Länder, wie China, nichts unternähmen, nütze der Schweizer Beitrag wenig. «Wir sollten innovative Umwelttechnologien exportieren.» Beim Rahmenvertrag mit der EU diskutierten die Teilnehmenden entlang bekannten Parteipositionen. Die FDP-Kandidatin war für den Rahmenvertrag. «Wir sind von der EU abhängig», sagte Morand. Andrea Gmür und Monique Frey (CVP und Grüne) sind für Nachverhandlungen.

Kategorisches Nein von SP und SVP zu Rahmenvertrag

SP- und SVP-Kandidat lehnen den Vertrag ab. Laut David Roth ist der Lohnschutz nicht garantiert. «Wenn die Leute existenziell bedroht sind, tragen sie die Bilateralen nicht mehr mit.» Franz Grüter meinte, das EU-Schiedsgericht entscheide bei Rechtsstreitigkeiten. «Die Schweiz gibt ihre Souveränität ab und darf deshalb keinesfalls unterschreiben.» Andrea Gmür und andere Teilnehmer kritisierten Grüter und die SVP für ihre Verweigerungshaltung ohne Lösung.

Die Tiervergleiche

In der Schweiz wird man im Wahlkampf selten persönlich. Am Schluss sollte aber jeder Podiumsteilnehmer einen Kandidaten mit einem Tier vergleichen; die gewählten Vergleiche liessen tief blicken. David Roth findet, zu Andrea Gmür passe die schlaue Füchsin. „Oder der Leu, wegen der blonden Mähne“, sagte Roth. Gmür verglich Monique Frey mit einem grünen Laubfrosch und lobte sie als «glaubwürdig und konsequent». Für Frey passt «ein Güggel» wegen der Kurzhaarfrisur zu Anne-Sophie Morand. Diese fand, Michèle Graber habe etwas von einem Löwen. Sie strahle Ruhe aus, aber dann gehe sie auf Angriff über. Graber bezeichnete Franz Grüter als «Wolf im Schafspelz». «Ein netter Kumpel im Wahlkampf, aber eigentlich der richtige SVP-Hardliner.» Und Grüter sagte, «David Roth ist für mich ein wenig die Wildsau.» (Lachen im Saal). «Er ist oft nachts unterwegs, wie ich hörte, und nie allein.» Stets habe er eine Gruppe Verbündete um sich.