Manchmal geht es um Sekunden

Vergangenen Freitag: Es läuft die 53. Minute im zweiten Playoff-Viertelfinal-Spiel zwischen Langenthal und Olten. Die Gäste führen mit 3:1, es scheint für mich ein einigermassen ruhiger Zeitungs-Abschluss-Abend zu werden. Doch dann gleichen die Oberaargauer innerhalb von gut einer Minute aus und auch die zweite Partie geht in die Verlängerung. Kein Problem, denke ich, das reicht noch locker für die Fertigstellung der Seite vor Redaktionsschluss um 23.30 Uhr.

Es läuft die 80. Minute und es steht immer noch 3:3. Zwar steht vor dem fünften Drittel schon wieder eine 18-minütige Pause an, aber wenn sich die Kollegen des Oltner Tagblatts, die jeweils den Matchbericht schreiben, beeilen, wird das trotzdem noch reichen.

Es läuft die 100. Minute – und es ist nichts Entscheidendes passiert. Jetzt wird es eng. Ich telefoniere mit unserer Abteilung, die für den Druck der Zeitung zuständig ist. «Bis wann können wir den Druckbeginn hinauszögern?», lautet meine Frage. «Bis 23.45 Uhr oder spätestens 23.50 Uhr», so die Antwort. Damit wird mir bewusst, dass wir den Matchbericht nicht mehr im Blatt haben werden, denn das sechste Drittel beginnt erst zehn Minuten vor Mitternacht.

Jetzt muss es schnell gehen, denn ich muss vom ursprünglich gefassten Produktionsplan Abstand nehmen. Die Seite umstellen, die Servicespalte anpassen, eine zusätzliche Meldung suchen, ein Bild beschaffen, einen Teil des schon vorhandenen Textes stehlen und den Schluss schreiben.

Um 23.46 Uhr bin ich fertig und schicke zum ersten Mal, seit ich beim Zofinger Tagblatt bin, eine Seite ab, die einen noch nicht fertigen Artikel enthält. Immerhin kommt die Seite problemlos in der Druckerei an.

Danach heisst es warten auf den Matchbericht, damit zumindest auf unserer Website zu lesen ist, wie die Begegnung ausgegangen ist. Es dauert bis ungefähr 0.30 Uhr, bis alles auf www.zofingertagblatt.ch zu konsumieren ist.

Jetzt fällt die Anspannung ab. Ich habe getan, was ich konnte, bin aber trotzdem nicht zufrieden mit dem Resultat. Ich strebe immer an, dass die Leserinnen und Leser am Frühstückstisch einen möglichst kompletten Überblick erhalten können. Aber leider ist es nicht immer möglich. Denn es geht manchmal nicht nur auf den Plätzen und Pisten um Sekunden, sondern auch bei uns.