
Marco Arni: In der Mitte der Mitte fühlte er sich wohl
Nause brachte Arni in die CVP
Reto Nause, heute Sicherheitsdirektor der Stadt Bern, ist in der katholischen Region Baden als Reformierter aufgewachsen. Im Aargau war Nause Präsident der jungen CVP und später Sekretär der kantonalen Mutterpartei und Generalsekretär der nationalen CVP. In seine Amtszeit fällt die Wahl von Doris Leuthard in den Nationalrat. Im Rahmen der damaligen Kampagne verteilte die CVP kleine Duschgelbeutel mit dem Konterfei der Politikerin, die gleichzeitig für den Ständerat kandidierte. Dass daraus die Schlagzeile «Duschen mit Doris» wurde – daran war Nause ganz und gar nicht unschuldig. Apropos Werbegeschenke: Aktuell verteilt die CVP Aargau kleine Fläschchen mit Sonnenschutzcreme. Ob diese gegen das SVP-Sünneli schützen soll? Die CVP Aargau schweigt sich da aus. (bkr)
Nach neuneinhalb Jahren verlässt Marco Arni (GLP) den Zofinger Einwohnerrat. Der wortgewaltige Präsident der Fraktion der Dynamischen Mitte (DYM), welcher neben der GLP auch EVP und CVP angehören, hat mit seiner Frau vier Kinder. Eine «private Fraktion», für die er mehr Zeit haben will.
Wie wird man ein politischer Mensch und engagiert sich mit viel Aufwand für öffentliche Ämter und in Parteigremien? Der 43 Jahre alte Historiker und Geschichtslehrer an der Kantonsschule Zofingen ist im Ostaargau, in der katholisch geprägten Weinbaugemeinde und Fasnachtshochburg Würenlingen aufgewachsen – als Kind reformierter Eltern. «Ich war furchtbar unsportlich», sagt Arni mit einem Schmunzeln, «und habe nach etwas anderem gesucht, was mir Spass macht.» Der Bezirksschüler ist so im Wahljahr 1991 zur Politik gekommen – wurde Mitglied des Jungen LdU und kandidierte später auch für diesen. Doch dann kam auf dem Fuss der Niedergang des durch die Migros finanziell unterstützten Landesrings. «Mit 20 wollte ich noch nicht zum politischen Frührentner werden», kommentiert Arni die Situation, «und trat der CVP bei.» Ein Grund dafür war Reto Nause (Box)), der damals an der Spitze der JCVP für frischen Wind sorgte.
2004 zog das CVP-Mitglied Arni der Liebe wegen nach Zofingen. 2006 wurde die bisherige Nationalrätin und CVP-Schweiz-Präsidentin Doris Leuthard Bundesrätin. Der Kurs des Nachfolgers an der Parteispitze behagte Arni weniger. Als Antwort auf die Frage, ob er noch am richtigen Ort sei, informierte er sich über die im Kanton Zürich ins Leben gerufene GLP. An den Grossratswahlen 2009 durfte er als Kantonsschullehrer (Unvereinbarkeitsgesetz) nicht teilnehmen, brachte aber seine politische Erfahrung in die Gremien der GLP ein. Ein Jahr später wurden der heutige Stadtrat Dominik Gresch, Grossratspräsidentin Renata Siegrist und Marco Arni auf der DYM-Liste in den Einwohnerrat gewählt. Nein, Personalprobleme kenne die GLP in Zofingen nicht. Die Partei verfüge über sehr aktive Mitglieder und sei für diese eine attraktive Alternative zu anderen Parteien, wie Arni im Rahmen von Standaktionen immer wieder feststellen dürfte. Der DYM als Fraktionspräsident vorzustehen, war für ihn zwar arbeitsintensiv, aber auch spannend. «Ich hatte es jeweils mit drei politischen Blickwinkeln zu tun, aber einer Stossrichtung.» Selber sei er in dieser Funktion weniger Parteipolitiker als Repräsentant der politischen Mitte gewesen: «In der Mitte der Mitte fühlte ich mich wohl».
Als Geschichtslehrer sieht Arni die Vermittlung politischen Denkens als Teil seiner Aufgabe. Politik lässt er für gewöhnlich in den alltäglichen Unterricht einfliessen. In einem Wahljahr wie diesem organisiert er als Leiter der Fachschaft Geschichte spezielle Anlässe – so eine Podiumsdiskussion, an der unter der Leitung des ZT-Journalisten Joël Widmer zwölf Kandidierende teilnehmen werden.
Politisch aktiv werde er auch ohne Mandat bleiben, sagt Arni. Die Rückkehr in ein Amt schliesst er nicht völlig aus – jedoch nicht als Berufspolitiker.