
Marke «Interio» verschwindet: XXXLutz breitet sich nach Möbel-Pfister-Kauf weiter aus
Das Schweizer Möbelgeschäft ist in den letzten zehn Jahren hart geworden – zu hart für die Migros und ihre Möbelkette Interio. Im Juni hatte der orange Riese angekündigt, dass er Interio verkaufen will. Heute teilt die Migros mit: Der österreichische Konzern XXXLutz übernimmt sechs der elf Fillialen und verwandelt sie in Ableger seiner Discount-Marke «Mömax».
Der Verkauf von Interio ist die direkte Folge des immer umkämpfteren Möbelmarktes. Die Umsätze sind in den letzten fünfzehn Jahren praktisch nicht mehr gewachsen, während Löhne und Mieten immer weiter stiegen. Die Gründe: Der Franken erstarkte und die Onlinehändler nahmen sich ein immer grösser werdendes Stück des Kuchens.
Zudem entdeckten die Schweizer den Einkaufstourismus. In der Folge sanken die Preise für Möbel stark. Sie sind heute rund 16 Prozent günstiger als vor zehn Jahren. Trotzdem kamen die Einkaufstouristen nicht zurück. Die Beträge die sie im grenznahen Ausland ausgaben, blieben etwa gleich.
Die Migros schreibt, Interio habe die kritische Grösse nicht erreicht. Man wolle deshalb auf Micasa setzen; die zweite Möbelmarke, die sich im Besitz des orangen Riesen befindet. Sie machte im Jahr 2017 262 Millionen Franken Umsatz gegenüber den 162 Millionen von Interio. Bei beiden Migros-Möbelgeschäften ging der Umsatz zuletzt zurück. Interio verzeichnete innerhalb von drei Jahren einen Rückgang von 13 Prozent.
Für den österreichischen Konzern XXXLutz ist es der nächste Coup nach der Übernahme von Möbel Pfister. In der Schweiz ist das Unternehmen kaum bekannt, doch global ist es eine Art Möbel-Supermacht. XXXLutz betreibt 297 Filialen in zwölf Ländern und beschäftigt 22’000 Mitarbeiter. Nach Ikea ist der Konzern der zweitgrösste Möbelhändler in Europa. Die Österreicher expandieren seit 1973, liessen bisher aber partout die Finger vom Schweizer Markt. Das erste Ziel war Deutschland, wo die XXXL-Gruppe nun 68 Möbelhäuser betreibt. 2007 erfolgte der Sprung nach Osteuropa. Seither ist der Konzern in der Slowakei, Tschechien, Kroatien, Slowenien und Ungarn präsent. 2015 folgte Bulgarien und letztes Jahr Rumänien. Die Schweiz liess XXXLutz links liegen – bis vor kurzem. In nur eineinhalb Jahren eroberte sich XXXLutz einen beträchtlichen Teil des Schweizer Marktes. Im April 2018 eröffneten die Österreicher ihre erste Schweizer Filiale in Rothrist. Diesen Oktober übernahmen sie Möbel Pfister und damit geschätzte fünfzehn Prozent des Schweizer Marktes. Mit den Möbel-Pfister-Filialen kann XXXLutz das hochpreisige Segment bedienen. Die Interio-Läden, die jetzt zu Mömax-Filialen werden, decken den Discount-Bereich ab.