
Mehr Polizisten, die Frauenfrage und das Theater – Dieter Egli im ersten Interview als Neuregierungsrat
Dieter Egli wurde im ersten Wahlgang zum Aargauer Regierungsrat gewählt. Er erreichte das fünftbeste Ergebnis. 69747 Mal wurde sein Name auf den Wahlzettel für den Regierungsrat geschrieben – er machte damit knapp 5000 Stimmen weniger als der viertplatzierte Jean- Pierre Gallati und fast 10000 mehr als Christiane Guyer, die Kandidatin der Grünen, welche die Wahl verpasste. Im Grossen Rat wurde Egli bestätigt, diesen lässt er jetzt aber hinter sich.
Haben Sie damit gerechnet, dass es im ersten Wahlgang für Sie reichen wird?
Es war schwierig, das in diesem speziellen Wahlkampf abzuschätzen. Darum haben wir mit beiden Varianten gerechnet.
Sind Sie froh, dass Ihr Wahlkampf jetzt bereits vorbei ist?
Natürlich. Und ich bin vor allem unendlich dankbar für die grosse Unterstützung durch die Wählerinnen und Wähler und die Partei. Dieser Vertrauensbeweis ist für mich wirklich eindrücklich – ich konnte mir dessen nicht sicher sein.
Woran liegt es, dass Ihnen dieses Vertrauen entgegengebracht wird?
Ich denke, meine Bekanntheit und Erfahrung aus meiner jahrelangen Parlamentstätigkeit konnten überzeugen. Die Arbeit, die ich leistete, Kompromisse, die ich eingegangen bin, und der ganze Aufwand für die Partei haben sich ausbezahlt.
Ein Unsicherheitsfaktor war die Frauenfrage und ob sich die SP mit Ihrer Nominierung einen Gefallen tut. Trat das bei den Wählenden in den Hintergrund?
Ich denke, die Frauenfrage hat eine Rolle gespielt, meine Erfahrung aber mehr. Das war auch die Überlegung der SP bei meiner Nomination. Die Frage ist aber nicht aus der Welt geschafft und die Diskussion bei der SP auch nicht. Diese müssen wir weiter führen, das ist ganz klar.
Aber jetzt sind die Wahlen gelaufen.
Wenn es um sozialdemokratische Politik für Frauenanliegen geht, wird mich die Frauenfrage weiterhin beschäftigen. Es geht nicht nur um die Frauenvertretung in der Regierung, sondern auch um Frauenpräsenz in Kaderstellen in der Wirtschaft und in der Gesellschaft. Dafür werde ich mich, wie bisher, einsetzen.
Werden Sie jetzt also zum Vertreter der Frauen in der Regierung?
Ich muss alle Aargauerinnen und Aargauer vertreten. Das ist mein Auftrag und selbstverständlich.
Ist jetzt das neue Ziel der SP, in vier Jahren einen zweiten Sitz zu holen und diesen mit einer Frau zu besetzen?
Ja, das ist immer das Ziel und wäre es auch diesmal gewesen – zwei Sitze für Links-Grün. Es ist schade, dass es nicht geklappt hat. Ich hatte das Gefühl, es liege im Bereich des Möglichen.
Haben Sie eine Erklärung dafür, warum es für Ihre grüne Kollegin nicht gereicht hat?
Im ersten Moment ist das schwierig zu sagen, insbesondere, weil die Grünen bei den Parlamentswahlen zugelegt haben. Ich denke, es liegt daran, dass Regierungsratswahlen Persönlichkeitswahlen sind und meine Bekanntheit einen stärkeren Effekt hatte als die Frauenfrage. Aber man sieht deutlich, dass diese trotzdem eine Rolle spielte, schliesslich ist Christiane Guyer ein respektables Resultat gelungen.
Sie erreichten das Spitzenresultat in Ihrer Wohngemeinde Windisch. Ist das eine spezielle Genugtuung?
Es ist natürlich immer schön, im eigenen Bezirk zu überzeugen. Ich wusste aber auch, dass ich auf diesen zählen kann. Das kann ich bei Wahlen immer.
Ihre Partei braucht jetzt einen neuen Fraktionschef. Können Sie schon einen Namen nennen, wer das sein wird?
Nein. Aber das gehen wir jetzt an.
Wie lange haben Sie vor, Regierungsrat zu bleiben?
So lange, wie es für mich und für den Kanton stimmt.
Freuen Sie sich auf den Rollenwechsel?
Ja, sehr.
Sie treten in grosse Fuss- stapfen. Haben Sie bei Ihrem Vorgänger Urs Hofmann bereits Tipps geholt fürs Regierungsamt?
Ja. Tipps nimmt man laufend an, und ich habe mir seit meiner Nominierung immer wieder ganz bewusst Informationen bei Urs Hofmann abgeholt und nachgefragt.
Was werden Sie als Erstes tun im Amt? Als Polizeigewerkschafter wollen Sie doch sicher die Polizei aufstocken …
Die Polizei zu vergrössern, ist ein Ziel von mir, das ist richtig. Die Frage ist, ob es taktisch geschickt wäre, dies als Erstes zu beantragen. Ich kann nicht genau sagen, was ich als Erstes in Angriff nehmen werde. Ich werde eine Auslegeordnung machen und schauen, welches die wichtigen Punkte für mich sind und wie ich diese angehe.
Wir reden bereits so, als wäre es beschlossene Sache, dass Sie das Departement Volkswirtschaft und Inneres (DVI) von Ihrem Vorgänger Urs Hofmann übernehmen werden. Ist das noch immer Ihr Wunschdepartement?
Der Neugewählte ist jener, der bei der Verteilung der Departemente am Schluss zum Zug kommt. Insofern bin ich immer noch offen.
Aber Sie wünschen sich das Innendepartement?
Es ist für mich sicher naheliegend. Aber ein anderes Departement wäre für mich genauso interessant.
Jetzt sind Sie Gewerkschafter, umgeben von Ihresgleichen. Schaffen Sie den Rollenwechsel?
Die Parteifarbe spielt in der Regierung nicht die gleiche Rolle wie etwa im Parlament, weil man enger zusammenarbeitet. Diese Situation kenne ich aus der Politik, sie ist für mich nicht neu. Ich weiss, dass mir das gelingen wird.
Aber ein Regierungsamt ist neu für Sie.
Ich habe die Regierung lange genug beobachtet, ich kenne die Leute, mit denen ich zusammenarbeiten werde, und denke, dass ich mit der neuen Situation bestens umgehen kann.
Gibt es etwas, das Sie in Ihrer neuen Rolle als Regierungsrat vermissen werden?
Ich befürchte, dass ich das Theaterspielen aufgeben muss. Das ist ein sehr aufwendiges Hobby, vermutlich werde ich dafür nicht mehr die nötige Zeit aufbringen können. Aber vielleicht gibt es ja auch bald einen theaterspielenden Regierungsrat.