
Mehr Umsatz und überdurchschnittliche Ernten: Was alles hinter der Landi steckt
Sie sind Mitbesitzer und Kunden der Landi Aarau-West AG, die Bauern des Suhrentals, des Wynentals, des Ruedertals und des Niederamtes. So erzählt ein Jungbauer aus dem Wynental beim Essen, er habe jüngst für 99 Franken einen Weinkühler gekauft, der jetzt in seinem Stall steht: als Medikamentenschrank.
Am Mittwochabend war die Generalversammlung der 198 Aktionäre. Zwei Drittel der Aktien hält die Fenaco. Das ist die genossenschaftlich organisierte Dachorganisation, die die Produkte der Schweizer Landwirtschaft veredelt und vermarktet. Von den 15 000 Stimmen waren 13 835 vertreten, als der STV Reitnau vor den statutarischen Geschäften ein Nachtessen servierte.
Wie Existenz sichern?
Die Versammlung fand in Reitnau statt: ein Heimspiel für den Präsidenten des Verwaltungsrats, Meinrad Peter. Er umreisst in seinem Jahresbericht die Situation der Schweizer Landwirtschaft. Es drohe die «Lockerung des Grenzschutzes für landwirtschaftliche Produkte» durch ein Freihandelsabkommen mit südamerikanischen Staaten trotz dem Ja des Volkes zur Ernährungssicherheit. Rindfleischimporte. Und er stellt die Frage: «Wie sichern wir unsere Existenz?»
Kaum Chancen sieht er in der Massenproduktion. «Wir sind prädestiniert für Nischen- und Qualitätsproduktion», sagt Meinrad Peter. Die Landwirtschaft könne sich an KMU ein Beispiel nehmen, die durch Innovation und Qualität einen Mehrwert böten, wo der Preis eine kleinere Rolle spiele. Er ist zuversichtlich; man sei flexibler und vielfältiger geworden: «Stehenbleiben, ist keine Option.»
Überdurchschnittliche Ernten
Die Landi Aarau-West AG hat im Jahr 2017 gut gewirtschaftet. Dazu trugen, so der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Peter Stalder, überdurchschnittliche Ernteerträge bei den Ackerkulturen und im Futterbau bei. Dank wüchsigem Wetter konnte teilweise auf Düngergaben verzichtet werden. Anderseits musste der Überschuss an Brotgetreide von schweizweit 28 000 Tonnen zur Marktentlastung deklassiert, das heisst, als Futtermittel verwendet werden.
Wie stark die Landwirtschaft zum Teil von der Strategie anderer Unternehmen betroffen ist, zeigt das Beispiel des Kartoffelchips-Produzenten Zweifel: Da die Firma statt Sonnenblumenöl nun Rapsöl verwendet, können 2000 Hektaren mehr Raps angebaut werden. Das ergibt 8000 Tonnen zusätzlichen Rapsanbau.
Die Landi Aarau-West AG betreibt neben dem Hauptsitz in Kölliken zwei Agro-Center in Däniken SO und Oberkulm. Dazu kommen Landi-Läden in Kölliken, Däniken SO und Winznau SO, sowie Volg-Läden in Zetzwil, Oberkulm, Teufenthal, Moosleerau und Gontenschwil, Tankstellen mit Topshop in Kölliken und Winznau, unbediente Tankstellen in Safenwil, Reitnau und Schmiedrued.
Postagenturen sind in die fünf Volg-Läden und den Landi-Laden in Winznau integriert. In Winznau befindet sich auch die einzige Autowaschanlage der Landi Aarau-West. 108 Mitarbeitende teilen sich 80 Vollzeitstellen.
Kundennähe als Trumpf
Während die Landiläden eine kleine Umsatzzunahme verzeichnen, hat der Umsatz bei den Volg-Läden und bei den Topshops leicht abgenommen. Der Detailhandel macht 55 Prozent des Umsatzes des Unternehmens aus, Agrar- und Produktehandel 20 und der Energiebereich (Brenn- und Treibstoffe) 23 Prozent.
Den Rückgang im Detailhandel führt Peter Stalder auf neue Anbieter im Umkreis zurück. Zudem gebe es mehr «Hüpferkunden», die sehr preisbewusst einkaufen. «Unser Vorteil ist die Kundennähe mit gutem Personal», sagt Stalder. 1,525 Millionen Personen haben in Läden der Landi Aarau-West AG 2017 eingekauft, allein bei den Landi-Läden 475 000.
Der Gewinn ist auf 317 000 Franken gestiegen (Vorjahr 293 000 Franken). Rund ein Viertel davon, 75 000 Franken werden als Dividende von 5 Prozent ausgeschüttet. Dazu kommt eine Rückvergütung von 115 100 Franken auf den Umsatz, was 3 Prozent entspricht.
«Jetzt geht die Post ab», so kommentiert Peter Stalder, was an den letzten schönen Wochenenden in Kölliken abgegangen ist: Rekordumsätze. Schliesslich werden an der Versammlung 285 Dienstjahre gefeiert. Am längsten dabei, 45 Jahre, ist Doris Köbeli (Volg Oberkulm). Das Schlusswort an die Aktionäre, die Landwirte der Region, gehört Meinrad Peter: «Wir sind froh, wenn ihr Unternehmer im Unternehmen seid und so die Landi vorwärtsbringt.»