Mehrere Oltner Unterführungen werden als Angsträume wahrgenommen: Woran liegt das?

Städtische Unterführungen sind Orte, die von der Bevölkerung als besonders unansehnlich und unsicher bewertet werden. Im März 2018 beauftragte die Direktion Soziales der Stadt Olten den Trägerverein offene Kinder- und Jugendarbeit Oberaargau (ToKJO) mit der Erstellung einer soziokulturellen Standortanalyse mit dem Schwerpunkt Sicherheit. Unter anderem wurden damals die Unterführungen Winkel und Bifang sowie die City-Passage von Passanten als Angsträume eingestuft.

Die Winkelunterführung und die City-Passage wirkten sich insbesondere aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit hemmend auf die subjektive Sicherheit aus, schreibt der ToKJO im Bericht. Die Bevölkerung weiche deshalb solchen Fokusräumen aus. Dies führe dazu, dass sich Subgruppierungen die Orte aneignen. In den beiden Unterführungen zeige sich dies insbesondere an den Lokalen, die dem Oltner Nachtleben zugeordnet werden können. Dadurch komme es in den Unterführungen auch vermehrt zu Litteringproblemen, was das Unsicherheitsgefühl noch verstärke. Der ToKJO schreibt ausserdem:

«Dazu kommt insbesondere in der Citypassage als Folge des Nachtlebens Urin und Erbrochenes, teilweise wurden während der Analyse Fäkalien angetroffen.»

Der Standortanalysebericht des ToKJO wurde im Januar 2019 dem Oltner Stadtrat vorgelegt. Doch um die Probleme in den Unterführungen zu lösen, stehen einige Hürden im Weg. Denn die komplizierten Besitzverhältnisse erschweren sicherheits- und unterhaltstechnische Massnahmen. Bifangunterführung und City-Passage gehören dem Kanton Solothurn. Die Winkelunterführung hingegen ist im Besitz von gleich vier Parteien: der Einwohnergemeinde Olten, dem Kanton, der SBB und der SMP Invest AG.

Besitzverhältnisse erschweren den Unterhalt

Littering und Dreck verstärken das subjektive Unsicherheitsgefühl. Werkhofleiter René Wernli erklärt auf Anfrage, wie der Unterhalt der Unterführungen aufgeteilt wird. Die Bifangunterführung werde komplett vom Werkhof unterhalten. Bei der City-Passage hingegen reinigen die Werkhofangestellten nur noch die Treppenhäuser. Die Passage unter der Frohburgstrasse werde aufgrund einer Abmachung mit dem Kanton von den beiden Lokalen, Metro Bar und Expo Club, selbst unterhalten.

Bei der Winkelunterführung ist die Sache noch komplizierter. Ebenfalls nur Teile der Passage werden durch den Werkhof gereinigt, einerseits der Teil vom Aareeingang bis zur Post und andererseits vom Eingang Tannwaldstrasse bis unter die Gleise. Der Rest werde von der SMP Invest AG betrieben.

Die Besitzverhältnisse in der Winkelunterführung machen den Unterhalt schwierig.

Die Besitzverhältnisse in der Winkelunterführung machen den Unterhalt schwierig.

Bruno Kissling

Littering sei in allen drei Unterführungen ein bekanntes Problem, erzählt Wernli. In der Winkelunterführung habe man oft mit Abfall aus den Ladenlokalen zu kämpfen. Dies liege, laut Werkhofleiter, auch daran, dass die Teilstückbesitzerin SMP Invest AG wenig Interesse am Unterhalt der Unterführung zeige. Er bestätigt den ToKJO-Bericht, wonach Urin und Erbrochenes in der City-Passage als Folgen des nächtlichen Betriebs vorkommen. Bei der Bifangunterführung hingegen gebe es eher Schmierereien und Graffiti, da dies kein Aufenthaltsort sei.

Subjektive und objektive Sicherheit gehen auseinander

Unterführungen in Städten werden oft als unsicher wahrgenommen. Der ToKJO schreibt im Bericht:

«Durch die fehlende direkte Soziale Kontrolle, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und Lichtverhältnisse sowie die spät wahrnehmbaren Gefahrenquellen sind Unterführungen generell für viele Teile der Bevölkerung subjektiv bedrohliche Räume.»

Die City-Passage und die Winkelunterführung seien zudem unübersichtlich angelegt, was die Unsicherheit noch verstärke. Der Abteilungsleiter Ordnung und Sicherheit Olten, Franco Giori, betont, dass die subjektive Sicherheitswahrnehmung sich deutlich von der objektiven Sicherheit unterscheidet. Denn tatsächliche Fälle von Kriminalität gäbe es in den Unterführungen nur wenige.

Um den unsicheren Eindruck der Passanten zu vermindern, wurde beispielsweise in der Winkelunterführung ein neues Beleuchtungskonzept angewendet, die Wände aufgehellt sowie Videoüberwachung eingeführt. Auch in der City-Passage werde auf Kameras gesetzt. Wenn es doch zu Vorfällen käme, würde die Polizeipräsenz erhöht. Doch dies werde von der Kantonspolizei entschieden. Am besten wäre, laut Giori, wenn es eine oberirdische Möglichkeit zur Querung hätte, wie dies bei der City-Passage und der Bifangunterführung der Fall ist. Denn dort müsse niemand zwingend durch die Unterführung.

In der Winkelunterführung sorgen zusätzlich die Besitzverhältnisse für Schwierigkeiten. Denn die SMP Invest AG «reagiert nicht von selbst, da niemand vor Ort ist», sagt Giori. Dass die City-Passage ebenfalls von privaten Besitzern unterhalten wird, sei hingegen weniger problematisch, da nur Leute, die direkt in die Bar oder den Club wollen, zwingend hinunter müssen.