
Meisterwerke aus gekreuzten und gedrehten Fäden


Ein Stück Papier liegt auf einem Kissen. Linien und Punkte deuten ein kompliziert anmutendes Muster an. Im oberen Teil des Papiers stecken dutzende Stecknadeln im Kissen. Jeweils präzise dort, wo es auf dem Papier einen Punkt hat. Zwischen diesen Nadeln verlaufen wiederum zig Fäden, die dem auf dem Papier eingezeichneten Muster entsprechend folgen. Unzählige Arbeitsstunden später soll daraus eine Verzierung für eine Handtasche entstehen.
«Das ‹Papier› ist ein sogenannter Klöppelbrief», erklärt Ruth Zürcher. Sie ist Klöppelspitzen-Kursleiterin und Mitglied der Klöppelgruppe Rothrist. Seit über 25 Jahren gibt es diese Gruppe, die sich alle 14 Tage im Handarbeitszimmer des Rothmattschulhauses in Rothrist trifft.
Altes Handwerk, das auch heute noch ausgeführt wird
«Klöppeln ist ein altes Handwerk, wohl aus der Mitte des 16. Jahrhunderts», erzählt Zürcher. Von wo genau die Technik ursprünglich kommt, weiss niemand so genau. «Vermutet wird aber irgendwo aus Italien oder den Niederlanden», ergänzt sie. Grundsätzlich werden beim Klöppeln lediglich Fäden aus Seide, Baumwolle, Leinen, Kunstfaser oder Metall miteinander gekreuzt und gedreht. Die Nadeln im Kissen geben dabei immer eine Verkreuzung oder Richtungsänderung vor.
Früher gab es Klöppelzentren, welche die handgezeichneten Klöppelbriefe an die Heimarbeiterinnen abgaben. Entsprechend der Qualität ihrer Arbeit wurden diese dann entlöhnt. «Heute geht das alles viel einfacher», sagt Ruth Zürcher. «Es gibt eine unglaubliche Vielzahl an Büchern und Klöppelbriefen zu kaufen. Braucht man ein Muster grösser oder kleiner, kann man es einfach entsprechend kopieren.» Früher hätte das Muster neu gezeichnet werden müssen.
Faire Preise zu erhalten wäre wohl nicht möglich
Die gefertigten Stücke, wie zum Beispiel Verzierungen von Taschen, ganze Gilets oder Schals, Trachtenhandschuhe oder Tischläufer werden von der Klöppelgruppe Rothrist nun ausgestellt – passend im Heimatmuseum Rothrist. «Wir wollen zeigen, was wir eigentlich machen», so Zürcher.
Gekauft werden können die Stücke im Übrigen nicht. «Wer bezahlt uns einen fairen Preis für einen Schal, den jemand in etwa 100 Arbeitsstunden gefertigt hat? Deshalb fertigen wir die Klöppelspitzen für uns selbst an – oder verschenken sie», erklärt Ruth Zürcher.
Ausstellungsdaten
Vernissage: Sonntag, 3. November ab 14.30 Uhr im Heimatmuseum Rothrist
Sonstige Ausstellungsdaten (jeweils am Sonntag zwischen 14 und 17 Uhr): 17. November 1., 15. und 22. Dezember 5. und 19. Januar 2020. Während der Ausstellung wird eine Cafeteria betrieben.