
Mikroverunreinigung: Nachrüstung für Aarburg und Oftringen?
Betretene Gesichter letzten Monat an der Abgeordneten-Versammlung der Entsorgung Region Zofingen (Erzo): Jede Mitgliedsgemeinde muss ab nächstem Jahr pro Kopf der Bevölkerung dem Bund neun Franken bezahlen – als «Busse» dafür, dass die ARA der Erzo über keine Klärstufe für Mikroverunreinigungen verfügt. Mikroverunreinigungen sind kleinste Kunststoffpartikel, die in Kosmetika (Stichwort Peeling) zu finden sind, aber auch Schwermetalle, Rückstände pharmazeutischer Produkte – und Hormone.
Bundesbeitrag von 75 Prozent
Irritierend für die Abgeordneten: Der Verband kann seine Anlage derzeit gar nicht nachrüsten. Der Bund bezahlt seinen Kostenbeitrag von 75 Prozent – schätzungsweise 8 Millionen Franken – nur, wenn mindestens 80 000 Menschen im Einzugsgebiet einer ARA leben oder besondere ökologische Gründe für eine Nachrüstung sprechen. Interessant: Üblicherweise spricht man bei ARAs nicht von Köpfen, sondern von sogenannten Einwohnergleichwerten. In diese werden die Abwässer von Industrie und Gewerbe eingerechnet.
In den nächsten 20 Jahren sollen in der Schweiz rund 100 Abwasserreinigungsanlagen (ARA) ausgebaut werden, um den Eintrag von Mikroverunreinigungen in die Gewässer zu reduzieren. Letzte Woche hat der Kanton Aargau eine Liste veröffentlicht, auf der acht Anlagen zu finden sind, die bis spätestens 2035 aufgerüstet werden sollen – darunter ein Zusammenschluss der ARA Aarburg mit jener der Erzo in Oftringen. Dieser Vorschlag des Umweltdepartements wirkt wie eine Blaupause der Planung im Seetal. Dort will man die gereinigten Abwässer von Hochdorf bis Wildegg nicht mehr dem Aabach übergeben, sondern – zusätzlich von Mikroverunreinigungen befreit – in die Aare einleiten.
Die Entlastung eines kleinen Baches – ein Vorfluter, wie es in der Fachsprache heisst – ist bei der ARA der Erzo in Oftringen schon bald Realität. Mit einer Druckleitung wird künftig dafür gesorgt, dass das gereinigte Abwasser nicht mehr in den Tych fliesst, sondern via Ableitung der ARA Aarburg direkt der Aare übergeben werden kann. Hier setzt der Kanton an: Im Einzugsgebiet der Erzo leben 40 000 Menschen, in jenem der Anlage Aarburg 30 000 Leute. Bis 2035 dürfte der magische Wert von 80 000 Einwohnern in einem Verbund beider ARAs geknackt werden – so die Annahme der Fachleute des Umweltdepartements.