Mit dem ehemaligen SRF-Korrespondenten Peter Gysling in «Andere Welten» eintauchen

Trotz der Tatsache, dass Peter Gysling pensioniert ist, liege er nicht nur im Liegestuhl und gehe mit dem Dackel spazieren. Als «Journalist im Unruhestand» bezeichnet er sich. So betätigt sich der 69-Jährige als Buchautor, begleitet als Experte Auslandsreisen und hält Referate.

Zwei Mal war der Hergiswiler Auslandskorrespondent in Moskau für das Schweizer Radio und Fernsehen. In der ersten Phase zwischen 1990 und 1994 erlebte er unter anderem den Putschversuch auf Michail Gorbatschow und den Zerfall der Sowjetunion. Die Kommunikation mit der Schweiz erfolgte damals noch per Telex. Telefongespräche waren zwar möglich, jedoch nur auf Voranmeldung und mit vielen «Knackgeräuschen».

Die zweite Etappe zwischen 2008 und 2015 war geprägt durch die Maidan-Revolution in Kiew sowie die Krim-Annexion durch Russland. «Ich musste während meiner Zeit als Korrespondent lernen, dass man immer wieder von den Entwicklungen überrascht wird», sagt Gysling. Voraussagen zu den weiteren Entwicklungen von Konflikten und Ereignissen tätigt er deshalb nicht.

Wo der Kunde Bittsteller ist

Bei seinem Referat am nächsten Donnerstag in Rothrist wird Peter Gysling viele Bilder aus seinen Reisen in die ehemaligen Sowjetrepubliken und aus seiner Zeit als Korrespondent zeigen. Dabei wird der Zerfall der Sowjetunion zur Sprachen kommen sowie auch die aktuelle Diskussion zur neuen Seidenstrasse. Ausserdem wird Gysling kurze Ausschnitte aus seinem Buch «Andere Welten» vorlesen. In diesem bildreichen Werk erzählt er nicht nur geschichtliche Ereignisse aus seinem Blickwinkel, sondern beispielsweise auch von seinen Eindrücken der russischen Mentalität. So sei der Kunde in russischen Grossstädten nicht König. «Wer sich an einem Schalter um Informationen bemüht, ist stets Bittsteller und wird oft mit erniedrigenden Gesten als solcher behandelt», schreibt er. Auf der anderen Seite betont er die russische Gastfreundschaft.

Den Präsidenten Vladimir Putin beschreibt er als «geschickten Taktiker». «Er verhält sich häufig wie in einem Schachspiel und denkt schon zwei Züge voraus. Schade ist, dass er nicht immer ehrlich ist.»

Besonders beschäftigt Peter Gysling der seit fünf Jahren währende Krieg zwischen der Ukraine und prorussischen Separatisten. «Dieser Krieg ist verheerend, weil die beiden Völker grundsätzlich eng miteinander verbunden sind. Fast jede Person in Russland und der Ukraine hat Verwandte im jeweils anderen Land.»

Im Buch «Andere Welten» beschreibt er auf beeindruckende Art und Weise von den ersten Tagen der Krim-Annexion, welche er selbst auf der Halbinsel verbrachte. Besonders schlimm sei die Situation aber für die Menschen der Region Donbass. Diese würden derzeit sowohl von der Ukraine als auch von Russland im Stich gelassen.

Referat und Lesung

zum Buch «Andere Welten – Russland, Ukraine, Kaukasus, Zentralasien» von Peter Gysling

Donnerstag, 6. Juni, Gemeindebibliothek Rothrist, 20 Uhr.