
Mit der Geduld bald am Ende
Immer noch ohne Zuhause – die Ebingers warten seit dem 8. Juli auf die Handwerker
«Jetzt habe ich keine Angst, aber sicher fühle ich mich nicht», sagt Brigitta Ebinger. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Peter ist sie zurück am Ort des Schreckens. Viel gelaufen ist seit jenem verheerenden Samstagabend anfangs Juli nicht. Das Loch, welches ein mitgeschwemmter Baumstamm der Hangsicherung in die Mauer des Badezimmers geschlagen hatte, wurde notdürftig mit einer Styroporplatte abgedeckt. Die Schlammspuren sind an den Hausmauern und im Hausinnern noch deutlich zu sehen. «Durch den Schlamm hat es hier gestunken wie in einer Kläranlage», erinnert sich Brigitta Ebinger.
Das Parterre und der Keller müssen komplett saniert werden. Einzig der obere Stock blieb vom Unwetter verschont. Dort lagert das Ehepaar in Kisten ihr übrig gebliebenes Hab und Gut. Die Möbel, die gerettet werden konnten, sind in einem Lager untergebracht, bis das Haus wieder bezugsbereit ist. Bisher haben Arbeiter nur den Schlamm und das Geröll in und ums Haus weggeräumt. «Die Handwerker dürfen nicht arbeiten, bis der Hang gesichert wird», erklärt Peter Ebinger.
Ungewisse Zukunft
Wann die Hangsicherung so weit sein wird, ist unklar. Das bremst auch die Handwerker aus, die ansonsten längst mit der Arbeit am und im Haus hätten beginnen können. «Am meisten ärgert uns, dass nichts läuft», sagt Peter Ebinger. «Und dass wir nichts hören», ergänzt seine Frau. Das Paar weiss, dass das zuständige Zofinger Bauamt anfangs letzter Woche eine Sitzung einberief, um die Frage der Hangsicherung zu klären. Über die Ergebnisse dieser Sitzung seien aber weder sie noch ihr Anwalt informiert worden, sagen die Ebingers.
Sie fühlen sich «als hingen wir in der Luft, irgendwo im nirgendwo», beschreibt Brigitta Ebinger ihre Gefühle bezüglich der Situation.
Jahrelang machte ihnen der Hang keine Probleme. «1982 sind wir eingezogen. 2007 mussten wir erstmals wegen Schlamm vom Hang den Pool reinigen lassen», erzählt Brigitta Ebinger. Die Kosten hatte damals die Gebäudeversicherung übernommen.
Kostenintensiver Schaden
Die Unwetterschäden am Haus belaufen sich auf mehrere Hunderttausend Franken, die von der Gebäudeversicherung und der Mobiliar Versicherung abgedeckt werden sollen. Wie viel der Kosten tatsächlich übernommen wird, weiss das Ehepaar Ebinger allerdings nicht. «Das gibt ein ganz komisches Bauchgefühl», sagt Brigitta Ebinger. Die Offerten für die Sanierung liegen auf dem Tisch. «Der Architekt hat das alles genial aufgegleist», erzählt Brigitta Ebinger. Inklusive Räumungsarbeiten belaufen sich die Kosten für die Sanierung des Hauses auf gut 230000 Franken. Die gute Planung sei allerdings nutzlos, meinen die Ebingers: «Die Handwerker könnten morgen anfangen, wenn der Hang gesichert wäre.»
In ihr Haus zurück will das Ehepaar auf jeden Fall. Nach der Unwetternacht lebte es erst für eine Nacht im Hotel, danach für eine Woche bei Brigitta Ebingers Schwester, bevor es in die Wohnung zog, die ihnen eine bis dahin unbekannte Frau zur Verfügung stellte. Dort können sie bis auf weiteres bleiben. «Diese Frau ist eine Perle. Wir sind ihr ewig dankbar», sagt Brigitta Ebinger. Ein richtiges Zuhause ist es trotzdem nicht. «Momentan haben wir das Minimum vom Minimum» – deshalb wünschen sie und ihr Mann sich sehnlichst, dass die Arbeiten nun endlich rasch vorwärts gehen.
Wie schnell es tatsächlich vorwärts geht, ist unklar. Die Beurteilung der Hangsicherung sei Sache der Gebäudeversicherung, sagt Stadtrat Andreas Rüegger auf Anfrage. «Ein Geologe muss die Freigabe geben.» Die Stadt Zofingen übernehme einen Teil der Kosten. Abgeklärt wird, ob der Reitplatz oberhalb des Hangs allenfalls Mitursache für den Hangrutsch ist. Zudem wird die Entwässerung der Sonnenwand überprüft. «Die macht die Sache nicht gerade einfach, da sie vor Jahrzehnten erstellt wurde», ergänzt Rüegger.
Den Ebingers geht unterdessen langsam die Geduld aus. Auf die beiden Mail-Anfragen, die ihr Anwalt an das Bauamt gesendet habe, hätten sie noch nicht einmal eine Empfangsbestätigung erhalten. «Es ist befremdend, mehr Informationen über die Presse zu erhalten als vom Bauamt», sagen sie.