Mit Vollgas in die Debatte

 

Chefredaktor Philippe Pfister über selbstfahrende Autos und Fragen, die sich darob stellen.

Vor ein paar Tagen geriet ein selbstfahrendes Uber-Auto in Arizona auf einer Testfahrt in einen Crash. Auf dem linken Vordersitz sass zwar ein Mensch, gesteuert wurde der Wagen aber durch eine Software. Als ein anderes Auto dem Roboter den Weg abschnitt, war er überfordert: Es krachte, der Uber-Volvo kippte zur Seite – ernsthaft verletzt wurde glücklicherweise niemand.

Der Fall wirft ein paar Fragen auf, die nicht nur Autofans elektrisieren. Wahrscheinlich wird die Schweiz schon in wenigen Jahren entscheiden müssen, unter welchen Bedingungen wir das Beschleunigen, Bremsen und Lenken intelligenten Autos überlassen wollen. Manches klingt eher amüsant: Dürfen wir dann hinter dem Steuer, das sich wie von Geisterhand bewegt, in aller Ruhe im Zofinger Tagblatt blättern? Nach ein paar Feierabend-Bieren mit gutem Gewissen nach Hause fahren?

Manche Fragen aber sind ernsthaft und höchst verzwickt: Wie reagiert das selbstfahrende Auto bei einem drohenden Unfall? Gesetzt der Fall, ein Velofahrer schneidet einem solchen Wagen abrupt den Weg ab, ein heftiger, ja tödlicher Unfall droht. Ein Ausweichen ist nur in den Strassengraben möglich. Wie entscheidet das Programm? Steuert es seine Insassen in den Strassengraben? Oder nimmt es den Crash mit dem Velofahrer in Kauf? Ein klassisches moralisches Dilemma.

Selbstfahrende Autos werden zweifellos unsere Verkehrslandschaft verändern. Aber nicht nur das: Sie werden heftigste Debatten über unseren Umgang mit intelligenten Maschinen befeuern. Debatten, die wir schon eine ganze Weile vor uns herschieben.

Philippe Pfister weilt zurzeit in Berkeley, Kalifornien, wo er eine Weiterbildung absolviert.