
Mordfall im Theater: «Jeder kann es gewesen sein»
Es ist bereits die achte Produktion der Theatergruppe. Ihr Anstoss und Urknall stammt aus dem Freifach «Theater» der Bezirksschule Rothrist mit Lehrer Stephan Hodonou. Er hat dann auch die Regie der ersten zwei öffentlichen Vorführungen übernommen. Die Freude am Theater ist geblieben. Es gibt wohl keine Laiengruppe, in der Teamarbeit und Idealismus eine solch zentrale Rolle spielen. «Ein halbes Jahr haben wir dazu gebraucht, ein massgeschneidertes Stück für unser sechsköpfiges Ensemble zu finden», erklärte Marina Aegerter. Auf die Frage nach der Regie antwortete Dominique Baumann: «Diese übernahmen wir gemeinsam bei den Proben seit Januar. Alle Mitwirkenden konnten ihre Ideen und Vorschläge einbringen. Dann wurden sie diskutiert und im Spiel verwertet». Dadurch sind sie regelrecht in ihre Rolle hineingewachsen. So erhielt die Krimikomödie «Jeder kann es gewesen sein» von Alan Ayckbourn ihren Schliff und glaubwürdige Rollenporträts. Bühnenbild und Lichtregie tragen das Ihre zur spannungsvollen Atmosphäre bei.
Verzwickte Verhältnisse
Tatort ist das abgelegene Herrenhaus der Familie Chalke mit Dolores (Dominique Baumann) als Hausherrin. Sie bemüht sich fieberhaft, aber erfolglos, als Komponistin anerkannt zu werden. Ihre Schwester Jocelyn Polegate (Marina Aegerter) versucht, als Schriftstellerin von Kriminalromanen dasselbe Ziel zu erreichen. Deren Tochter Amy Polegate (Stefanie Siegrist) hat keine anderen Gelüste ausser kulinarische, sie ist esssüchtig. Jocelyns Freund Norris Honeywell (Kevin Ischi) ist als Versicherungsagent gescheitert und versucht sich als Privatdetektiv zu engagieren. Der weltfremde Bruder Brinton Chalke (Raffael von Arx) ist als Maler erfolglos. Dann erscheint auf Einladung von Dolores auch deren ehemalige Klavierschülerin Wendy Windwood (Annina Beusch). Die bösartige Dolores eröffnet ihren Angehörigen, dass sie Haus und Vermögen ihrer Schülerin Wendy vererben werde und diese gekommen sei, um einen Augenschein vorzunehmen. Jocelyn versucht zu vermitteln. In der Folge kommt es zu wörtlichen und tätlichen Auseinandersetzungen. Schrille Schreie ertönen vom Obergeschoss herab, im Dunkel eines Nebenzimmers wird ein Kopfschlag erteilt und am versammelten Tisch sinkt beim Zuprosten mit Champagner eine Person vergiftet zu Boden. Dass es sich dabei um Mordversuche handelt, wird erst später deutlich.
Ein Theater machen bedeutet, etwas auf die Spitze zu treiben – und das gelingt der Theatergruppe. Rede und Gegenrede erfolgen fliessend und pointiert, mit situationsgerechter Körpersprache in Mimik und Gestik; jede Augenbewegung ist darin eingebunden. Desgleichen verläuft auch die Handlung im Hin und Her auf der Bühne reibungslos und spannungsvoll. Die Entladung der Stimmung kündigt sich mit Blitz und Donner an. Abwechselnd wird es dunkel und hell, ein Totenkopf rollt über die Bühne. Zum Entsetzen der übrigen Familienmitglieder liegt nach einem Donnerschlag plötzlich jemand leblos auf dem Rücken. Aber wer war der Täter oder die Täterin? Die Figuren des Stückes sind undurchschaubar, jede kann es gewesen sein. Wer, klärt sich erst am Schluss der Krimikomödie auf. Privatdetektiv Norris Honeywell stellt nur fest: «Keiner von euch sollte sich einbilden, die Untersuchung sei abgeschlossen. Mehr sage ich nicht. Einer von euch weiss, wovon ich rede.» Der schwarze Humor endet damit, dass es an den beiden Aufführungen unterschiedliche Lösungen des Rätsels gibt.
Aufführungen: Freitag und Samstag, 12. und 13. Oktober um 20 Uhr im reformierten Kirchgemeindehaus Rothrist. Eintritt frei.