
Müller Martini baut weltweit rund 300 Arbeitsplätze ab
Seit Jahren sehe sich Müller Martini mit dem Strukturwandel in der graphischen Industrie konfrontiert, schreibt die weltweit tätige Zofinger Firma in einer Mitteilung. Diverse Massnahmen in der Vergangenheit hätten geholfen, sich dem Markt anzupassen und die starke Marktposition zu behaupten. Nach einem stabilen Geschäftsverlauf bis Mitte 2019 habe sich der Auftragseingang in der zweiten Jahreshälfte aufgrund der globalen wirtschaftlichen Abkühlung verschlechtert. Ab März 2020 erfassten die Covid19-Auswirkungen auch Müller Martini auf ganzer Breite. Es folgte ein schlagartiger Rückgang im Service- und Ersatzteilgeschäft, die Verzögerung von Maschinenauslieferungen und eine grosse Zurückhaltung der Kunden bei Neuinvestitionen.
Während traditionelle Drucker über fehlende Nachfrage und Unterlast klagen, scheint die Corona-Krise auch in der graphischen Industrie den Online-Handel – insbesondere von Büchern – zu stärken. Dieses Kundensegment meldet sehr gute Auslastung und positive Zukunftsaussichten, kann aber das schrumpfende traditionelle Geschäft nicht ausgleichen.
Mit Sicherheitsvorkehrungen in den Fabriken, durch Homeoffice und Kurzarbeit konnte Müller Martini die Gesundheit seiner Mitarbeitenden sicherstellen und die negativen Auswirkungen einschränken. Für das Jahr 2020 wird aber trotz aller Gegenmassnahmen ein Verlust erwartet.
«Die Aussichten für das nächste Jahr sind schlecht, wir müssen uns deshalb auf ein nachhaltig tieferes Umsatzniveau einstellen», wird CEO Bruno Müller in der Mitteilung zitiert. Müller Martini prüfe daher, seine Strukturen zu vereinfachen und die Grösse der Firmengruppe anzupassen. Das Unternehmen plant, in den kommenden 18 Monaten gesamthaft rund 300 Arbeitsplätze an seinen Standorten weltweit zu reduzieren. So wird die Schliessung der beiden deutschen Betriebe in Bad Mergentheim und Ostfildern geprüft, wobei der Standort in Rahden bestehen bleibt. Daneben sollen die Führungsorganisation am Hauptsitz in Zofingen gestrafft und Tätigkeiten weiter gebündelt werden. In Zofingen sind 15 bis 20 Stellen von den geplanten Massnahmen betroffen. «Es sind sehr schmerzhafte Einschnitte. Für die Zukunftssicherung von Müller Martini sind sie aber leider unvermeidbar», sagt CEO Bruno Müller.
Soziale Verantwortung geht nicht vergessen
«Eine gute Sozialpartnerschaft ist unsere unternehmerische Pflicht», sagt Bruno Müller. Für die zur Diskussion stehende Schliessung der beiden deutschen Betriebe wird umgehend mit den Sozialpartnern nach konstruktiven und tragfähigen Lösungen gesucht. (pd/zt)