
Musik: Eine gefühlvolle Sprache, die von Herz zu Herz spricht
«In einer stetig wachsenden digitalen Welt, wo alles schneller und noch schneller vonstattengeht, sehnt man sich manchmal nach analogen Tätigkeiten», steht im Konzertprogramm. «Analog» bedeutet übereinstimmend, verhältnismässig und vergleichbar. Und genau dies fand das Publikum am Adventskonzert in der reformierten Kirche durch die Sprache der Musik, die verständlich von Herz zu Herz spricht. Noah Hirschi gab zu jedem Stück eine erklärende Einleitung.
Kraftvoll, akzentuiert, aber auch festlich und feierlich
Das Konzert begann mit dem Besuch im «Empire of Angel» (Reich der Engel) von Thomas Bergensen. Zuerst kraftvoll anschwellend, akzentuiert durch die Pauke und helle Signale der Trompete. Die anschliessende «Festivus Fanfare» von Martin Scharnagel erhielt einen festlich-feierlichen Charakter, betont durch die Bässe und Einsätze des Cinellas.
Das folgende «Forever Shining» (Für immer glänzend) von Alan Fernie erzählt mit durchgehend weicher Tonbildung eine romantische Liebesgeschichte. Ganz andere Töne schlug «Abschied der Slawin» von Wassili Agapkin an, nämlich die eines schmissigen Marsches. Hier fühlte sich das Orchester so richtig in seinem Element, angetrieben vom Bassregister und weiterentwickelt in den anderen Tonlagen. Das nächste Stück «Cast away» (Verschollen), arrangiert von Aidan Thomas, malte mit feinen Nuancen das Schicksal eines Einsiedlers aus, der nach einem Flugzeugabsturz auf einer kleinen Südseeinsel gestrandet ist.
Nun trennten sich die Holzinstrumente von den anderen und zeigten ihre Qualität in kostbaren Klangfarben. Sie wählten dazu Ausschnitte aus Tschaikowkys «Nussknackersuite», die «Farandole» von Bizet und das strahlende «Halleluja» aus Händels «Messias». Und schon war wieder ein Umsteigen fällig, und zwar in den «Glacier-Express» von Lary Neeck. Zuerst brauste er durch Schneegestöber im Engadin, gelangte danach ins grüne Mittelland und kämpfte sich schliesslich schnaufend nach Zermatt hinauf.
Die Musikgesellschaft zeigte ihr Können in bester Manier
Beweglichkeit in unterschiedlichen Klangfarben und Tempi wurde auch von der Musikgesellschaft gefordert. Eine andere Herausforderung erfolgte in «The Rose» (Amanda McBroom), wo eine Sängerin um Ruhm und Karriere ringt. Die Interpretation gelang sehr gefühlvoll, angefangen vom einleitenden Solo der Trompete, im gleichen Sinn aufgenommen von den anderen Registern, kumulierend in einem ausdrucksvollen Tutti und endend in emotionaler Melodik. In diesem Stück bewies die Musikgesellschaft so richtig ihre Qualitäten im harmonischen Zusammenspiel und reiner Stimmführung, mit hoher Aufmerksamkeit und Flexibilität den Zeichen von Dirigent Ivo Müller folgend.
Mit «Nastrovje» (Prost) wurden drei Beispiele russischer Folklore eingeleitet. Das bekannteste war «Dorogoi dlinnoju», besser bekannt als «Les temps des fleurs». Präsident Marcel Dürr bedankte sich bei allen Mitwirkenden, dem Publikum und speziell bei den Notenspendern. Nun folgte das Schlusslied «Der Mond ist aufgegangen». Davon war zwar draussen nichts zu sehen, aber innerlich war dank schöner Musik das Licht der Adventszeit erschienen.