
Musikalischer Mitmachkrimi im Kulturhaus West
Es gibt viele Musikschulen in der Schweiz, aber nur eine, die aus eigenen Ideen und Kräften eine musikalische Krimikomödie ersinnen und inszenieren kann, und das ist die von Zofingen. Genauer gesagt sind es Andrea und Matthias Kipfer, denen die Urheberrechte zufallen und die dem Projekt nicht bloss den Anstoss gaben, sondern auch die spannende Handlung erfanden, die Musik auswählten und arrangierten, das Stück einstudierten und die Proben leiteten. «So etwas hat es in den 39 Jahren ihres Bestehens an der Musikschule Zofingen noch nie gegeben», stellte Gabriela Meyer fest, «als Leiterin bin ich stolz und beeindruckt. Der lange Applaus hat gezeigt, dass der musikalische Krimi auch dem Publikum gefallen hat.»
Überfall auf das Stradivari-Cello
Als Auftakt und zur Einstimmung in die mysteriöse Handlung spielten das 14-köpfige Orchester «Sinfonietta» und einige zugewandte Musiker das James-Bond-Thema, im Arrangement von Matthias Kipfer mit schussbereiten Akzenten versehen, die von der Dirigentin Andrea Kipfer auch punktgenau gesetzt wurden. Das Licht im Saal erlosch, in einem Schattenbild war ersichtlich, dass der Cellist (Jonathan Fehr) einen Schlag auf den Kopf erhielt und ihm seine unersetzliche Stradivari geraubt wurde. Er war als Mitglied des städtischen Orchesters nach einer Probe allein zurückgeblieben, um eine besonders schwierige Passage einzuüben.
Das Konzert der «Sinfonietta» ging weiter, sinnigerweise mit den ersten Takten von Beethovens 5. Sinfonie in c-Moll, auch als «Schicksalssinfonie» bezeichnet. Inzwischen war auch ein Detektiv (Leonie Ernst) zur Fahndung nach dem Täter eingetroffen, die Aussagen der Befragten brachten jedoch kein klares Ergebnis. Die «Sinfonietta»-Mitglieder liessen sich nicht aufhalten und weckten das Publikum mit dem ersten Satz «Frühling» aus Vivaldis «Vier Jahreszeiten» auf, worin auch die virtuosen Soli der Violine offensichtlich keine Mühe machten. Zeittypisch kam sodann der Klingelton der Nokia-Handys in den Varianten von Francisco Tàrega zum Zug. «Top Secret» von Daniel Hellbach erinnerte an den Kriminalfall. Mendelssohns «Sommernachtsraum» versuchte, davon abzulenken, hatte aber keine Chance: Der Krimi kehrte zurück mit Adeles Song aus «Skyfall», worin es heisst: «Das hier ist das Ende. Halte den Atem an und zähle bis 10.»
Aktenzeichen XY – Fall ungelöst
Schon beim Eingang war dem Publikum ein Formular mit dem Titel «Ermittler-Akte» in die Hand gedrückt worden. Es sollte mithelfen beim Aufklären des Falles und dabei auch seine musikalischen Kenntnisse beweisen. Dazu gehörte auch ein Drohbrief in Notenschrift. Das heisst: Einige Buchstaben fehlten und mussten mit Buchstaben aus der Tonleiter ergänzt werden. Wer das konnte, erhielt die Nachricht: «Sie werden mich nicht finden, geben Sie auf.»
Andrea Kipfer bedankte sich abschliessend bei ihren Kolleginnen Ilse Maria Sigg, Jeannine Frey und Arlette Dumrath, die das Programm des Mitmachkrimis im Unterricht einstudiert haben, Christian Lienhard für das Mitspiel auf dem Kontrabass, Ursula Liebich für die administrative Arbeit und Gabriela Meyer, die solche Projekte ermöglicht und unterstützt. Nächstes Jahr sei zum 40-Jahr-Jubiläum der Musikschule Zofingen ein grosses Konzert mit Musik, Tanz und Schauspiel vorgesehen.