Musikgesellschaft feiert ihren 125. Geburtstag gebührend

Stimmen zur MG Brittnau

«Eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung»

Frau Gemeindeammann Hanna Kunz: «Ein Dorf ohne Musikgesellschaft kann ich mir nicht vorstellen. Viele junge Brittnauerinnen und Brittnauer haben dank der Musikgesellschaft Zugang in eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und zu einem Hobby gefunden. Die meisten bleiben ihnen über Jahrzehnte treu. Das kann man nicht hoch genug wertschätzen.»

Rita Haas, Vertreterin der Dorfvereine Brittnau: «Unsere Dorfmusik spielt an festlichen Anlässen, bringt an hohen Geburtstagen ein Ständchen, wirkt am Gottesdienst und am Kinderfest mit, holt Vereine bei der Rückkehr von einem Eidgenössischen oder dem Altersausflug ab. Viele der Anwesenden haben sicher schon etwas mit unserer Musik erlebt, das sie nicht missen möchten.» (kubu)

Heitere Fahne – was wären wohl Dorf und Gemeinde ohne ihre Musikgesellschaft? Dies war eine häufig gestellte Frage am Jubiläumskonzert. Giuseppe Di Simone, Vertreter des Aargauischen Musikverbandes, brachte es in seiner Grussadresse auf den Punkt: «Fritz und Hanni freuen sich. Ihr Dorf feiert ein grosses Fest, die ganze Bevölkerung ist eingeladen. Sie essen, trinken und schwatzen mit den Leuten. Trotzdem will keine richtige Stimmung aufkommen. Die Musik vom DJ kann sie nicht richtig begeistern. ‹Warum ist eigentlich der Musikverein nicht am Fest?›, fragen sie deren Präsidenten. ‹Weil wir zu wenig Nachwuchs haben›, lautet die Antwort. Diese Geschichte stammt sicher nicht aus Brittnau. Es hat seine Musik und kann stolz auf sie sein. Leider ist das nicht überall der Fall. Wir vom Verband werden uns dieses Jahr damit auseinandersetzen. Ich erlebe die Musikgesellschaft Brittnau an Musiktagen immer wieder mit soliden Leistungen. Zum Beispiel letztes Jahr am kantonalen Musikfest in Laufenburg, wo sie im Aufgabenstück das zweitbeste Resultat erreichte. Als Brittnauer Einwohner anerkenne ich die Musikgesellschaft als engagierten Verein, der sich aktiv am Dorfleben beteiligt und auch für Nachwuchs sorgt. Das ist lobenswert und wichtig. Schliesslich wollen wir auch 150 Jahre Musikgesellschaft Brittnau erleben.»

Doppeltes Jubiläumskonzert

Weil der 125. Geburtstag ein besonderes Ereignis ist, wurde es mit einem doppelten Jubiläumskonzert gefeiert, eines am Freitagabend und das andere am Samstag. Letzteres begann bereits um 17.30 Uhr mit einem Apéro für die Ehrengäste und Ehrenmitglieder der Musikgesellschaft, darunter mehrere ehemalige Präsidenten. Auch Brittnauer Vereinsdelegationen und Gönner konnte Präsident Beat Waldmeier begrüssen. Es wurden Erinnerungen ausgetauscht und darauf mit einem «Prost» angestossen. Um 18.30 Uhr waren die Ehrengäste zum Nachtessen in der festlich mit Blumen und Andenken an die Vereinsgeschichte geschmückten Mehrzweckhalle eingeladen. Lichtbilder an der Bühnenwand illustrierten das Vereins-leben. Es werde ein ganz besonders Konzert, erklärte Beat Waldmeier in der Begrüssung des Publikums, was schon in der Bestuhlung ersichtlich war: Statt lange Tische kamen runde zum Einsatz, was zweifellos die Geselligkeit förderte. Typisch «wirzig» und witzig führte sodann Thomas Wirz durch das Programm. Den Anfang machten die 16 Mitglieder der Jungbläser unter der Leitung von Beat Schaub, der Beweis, dass die Nachwuchsförderung erfolgreich ist. Dank Disziplin und Konzentration haben sie eine bemerkenswerte Tonreinheit erreicht. Die Zeit zur Vorbereitung der Bühne für die Haupakteure des Jubiläumskonzertes benützte Thomas Wirz für ein kurioses Fragespiel mit dem Publikum, das mit ebensolchen Antworten mitmachte.

Die Musikgesellschaft unter der Leitung von Christoph Remensberger begab sich sodann auf eine Tournee durch verschiedene Stilrichtungen und Musikgegenden: von den Wellen vor Hawaii («Breake the Wave») zu einer Reise im Flugzeug («Voyage into the Blue»), in ein Wäldchen, das sich zweifellos in Böhmen oder Mähren befindet, bis zur kleinen Serenade mit einem glanzvollen Posaunensolo von David Gabi. Bis jetzt galt die Aufmerksamkeit ganz der Kunst und dem Können der Brittnauer Harmoniemusik. Nun wechselte sie auf die Einwirkungen der «Fanfare Munizipale», auf das Dorfleben aus der Sicht von Frau Gemeindeammann Hanna Kunz, Giuseppe Di Simone, Vorstandsmitglied des Aargauer Musikverbandes, und Rita Haas, Vertreterin der Dorfvereine. Alle brachten ein Bhaltis mit. Die Gemeinde hatte dem «125» noch eine Null angehängt. Obwohl niemand der Musik müde geworden war, weckten die Tambouren unter der Leitung von Patrick Bühlmann zur «Basler Tagwacht». In einer Eigenkomposition führte er vor, wie der «Herrlech Mann» aussieht. Nämlich wie ein schlagfertiger Tambour.

Musikalische Expeditionen

Fremdgebiete kennt die Musikgesellschaft keine. Das zeigte sich nach der Pause in einem Rückblick auf Hits der Achtzigerjahre. «Heiterefahne» ist ein Volltreffer des Brienzer Mundart-Sängers Marc Trauffer, mit dem er den Pop zur Volksmusik machte. Die «Forrest Gump Suite» wechselt ständig von einer Klangfarbe in die andere und verlangt Flexibilität im Rhythmus, no problem für die Musikgesellschaft. Das gilt auch für das turbulente «Born to Be Wild». Dass sie nach wie vor auch im schneidigen Marsch trittfest ist, bewies sie mit dem «Florentiner Marsch» als Zugabe.