
Musikgesellschaft Oftringen-Küngoldingen erhält neue Uniform nach 25 Jahren
«Das hat mich richtig ranzig gemacht», sagt Stefan Senn, Präsident der Musikgesellschaft Oftringen-Küngoldingen (MGOK). Er spricht damit den Bundesratsbeschluss vom 14. April an, laut dem Proben in Innenräumen für 15 Personen wieder zugelassen sind – allerdings nur, wenn pro Person 25 m2 zur alleinigen Nutzung zur Verfügung stehen. «Finden Sie mir mal so einen Raum», sagt der 42-jährige Senn rhetorisch; eine normale Gemeindeturnhalle würde dafür nicht einmal ausreichen. «Unter diesen Umständen sind Dirigentin und Vorstand übereingekommen, vorläufig weiterhin auf gemeinsame Proben zu verzichten», sagt Senn.
Verärgert über den Entscheid ist auch der Schweizerische Blasmusikverband, der darin eine «weitergehende Stigmatisierung und Diskriminierung der Blasmusik» sieht. Der Bund bestätige damit das Vorurteil, Blasmusikinstrumente seien Virenschleudern. Dabei sei das Gegenteil der Fall, hielt der Verband weiter fest, man könne mit einer Trompete nicht einmal eine brennende Kerze auslöschen. Deshalb hat der Schweizerische Blasmusikverband unter dem Motto «Blasmusik tut gut» eine Online-Petition gestartet, mit der der Bundesrat aufgefordert wird, «zu realistischen Massnahmen zurückzukehren». Bis Mittwochmittag, 28. April, haben mehr als 18 000 Personen diese Petition unterschrieben.
Ein schwieriges Jahr hinter sich
2020 sei für die MGOK ein Jahr zum Vergessen gewesen, betont Senn. Im März sei zwar noch geprobt worden für das Kirchenkonzert. «Wir haben das Kirchenkonzert aber bereits vor der Verkündung des Lockdowns abgesagt – wie wenn wir geahnt hätten, was auf uns zukommen wird», erinnert sich der MGOK-Präsident. Im Juni habe man die Probentätigkeit im Lindenhof, wo ein grösserer Saal zur Verfügung stand, zwar wieder aufnehmen können.
Als einziger, im Jahresprogramm vorgesehener Auftritt sei schliesslich das Geburtstagsständli für die 85-Jährigen durchgeführt worden, dazu seien im September noch drei spontane Ständli in verschiedenen Quartieren gekommen. «Auch unser Unterhaltungskonzert von Ende Oktober haben wir schon früh abgesagt», sagt Senn. Und die als Ersatz geplanten Platzkonzerte seien eine Woche vor ihrer Durchführung ebenfalls abgesagt worden. Nicht einmal die traditionellen Weihnachtsspiele auf dem Friedhof hätten durchgeführt werden können. «Ein schwieriges Jahr», bringt es der Präsident, der im Verein die Tuba spielt, auf den Punkt.
Doch es gibt auch Erfreulicheres zu berichten. Denn die 1996 aus dem Zusammenschluss der Musikgesellschaft Oftringen mit der Musikgesellschaft Küngoldingen hervorgegangene MGOK kann heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Und sie macht sich dazu ein grosses Geschenk. Notgedrungen. Denn die mittlerweile ebenfalls 25 Jahre alten, violetten Uniformen haben ihre besten Zeiten hinter sich gelassen. Weil sich zudem der eingelagerte Ersatzstoff seinem Ende zuneigt, ist die Anschaffung einer neuen Uniform unumgänglich geworden.
Eine kostspielige Anschaffung
«Am 1. April – kein Witz! – haben wir die neue, moderne Uniform bestellt und nun hoffen wir darauf, dass wir sie am 30. Oktober anlässlich unseres Unterhaltungskonzerts der Bevölkerung und unseren Sponsoren erstmals präsentieren können», sagt Senn.
«Eine Uniform kostet rund 1600 Franken», rechnet Senn vor. Damit komme man bei rund 25 Mitgliedern und einigen Ersatzuniformen auf die stolze Summe von rund 45 000 Franken. «Ein Betrag, den der Verein alleine nie hätte stemmen können», gibt Senn zu verstehen. Er sei deshalb dankbar, dass der «Musig» so viele gewerbliche und private Sponsoren unterstützend zur Seite gestanden seien. Der von Sponsoren erhoffte Betrag von 25 000 Franken sei zwar erreicht worden, «was gerade in Zeiten von Corona überhaupt nicht selbstverständlich ist», wie Senn findet. Die Mittelbeschaffung läuft trotzdem weiter, denn der Verein möchte noch ein «Reserve-Kässeli» für Ersatzbeschaffungen von Uniformen einrichten, damit Neumitglieder ohne zusätzlichen Generalversammlungsbeschluss eingekleidet werden können.
Nun hoffen die Musikanten in erster Linie darauf, bald wieder üben zu können. Dirigentin Sandra Güttinger stelle den Musikantinnen und Musikanten zwar zwei Mal monatlich Hausaufgaben zu, was sicherlich einen gewissen Anreiz zum Üben darstelle, sagt Senn. «Doch das ersetzt das wöchentliche Proben und das anschliessende gesellige Zusammensein nicht», stellt er klar. Und wenn man öffentlich auftreten wolle, müsse man vorher mindestens etwa zwei Monate üben können, führt Senn weiter aus.
Trotzdem werde der Entscheid über die Durchführung von Unterhaltungskonzert inklusive Uniformweihe so lange wie möglich hinausgezögert. «Einen definitiven Entscheid werden wir spätestens im September fällen», gibt Senn zu verstehen. Im äussersten Notfall würde die Musikgesellschaft auch zwei Konzerte abhalten – die Mehrzweckhalle ist vorsorglich auch für den 31. Oktober reserviert worden. «Am meisten freuen würden wir uns natürlich, wenn ein Konzert in einer vollständig besetzten Mehrzweckhalle durchgeführt werden könnte», sagt Senn.
2020 haben drei Mitglieder ihren Austritt gegeben, sodass der Verein noch 23 Aktivmitglieder zählt. Neue Mitglieder wären herzlich willkommen – der Verein würde auch Auffrischungskurse anbieten.
Mitgliedermangel war auch einer der Beweggründe für den 1996 erfolgten Zusammenschluss der Musikgesellschaften Küngoldingen (1896 gegründet) und Oftringen (1885 gegründet). «Am 27. November 1990 wurde erstmals ernsthaft über einen Zusammenschluss diskutiert», erinnert sich Christian Kramer, von 2002 bis 2014 Präsident der MGOK. Wegen Unstimmigkeiten seien die Gespräche bald wieder abgebrochen worden und erst im März 1995 auf Wunsch der Musikgesellschaft Oftringen, die damals noch elf Mitglieder zählte, wieder aufgenommen worden. Am 23. Februar 1996 sei dann die Gründungsversammlung im Restaurant Schwyzerhüsli in Küngoldingen über die Bühne gegangen – im Gründungsjahr hätten 38 Mitglieder aktiv musiziert. «Mit dem Zusammenschluss waren die beiden Musikgesellschaften eigentliche Vorreiter für weitere Vereinsfusionen innerhalb der Gemeinde», betont Kramer.
Die MGOK hat in der 3. Stärkeklasse Harmonie regelmässig an kantonalen und eidgenössischen Musikfesten teilgenommen. Besonders erfolgreiche Auftritte gelangen einer Spielgemeinschaft der Musikgesellschaften Murgenthal und Oftringen-Küngoldingen am Kantonalen in Aarburg 2013, wo diese mit einem Rückstand von nur 1,5 Punkten auf den Sieger beim Paradewettbewerb ohne Evolutionen den dritten Rang erreichte. Beim letzten Kantonalen Musikfest 2018 in Laufenburg erspielte sich die MGOK zusammen mit der Jugendmusik Oftringen-Küngoldingen in der Kategorie U-Musik Harmonie sogar den ersten Rang.
Uniform-Sponsoring
Eine Sponsoring-Dokumentation und weitere Informationen sind auf der Website der MGOK zu finden: www.mgok.ch