
«Mut beginnt im Kopf»: Beatrice Egli hat das Matterhorn bestiegen
Bei der «100% Women Peak Challenge» sollen bis zum 8. Oktober alle 48 Viertausender der Schweiz von reinen Frauenteams bestiegen werden. Die Aktion, organisiert von Schweiz Tourismus, Mammut und dem Schweizer Bergführerverband, soll mehr Frauen darin bestärken, das Bergabenteuer zu suchen. Dabei zählt nicht wer als erste oder am schnellsten auf dem Berg ist, sondern nur das Ziel: der Gipfel und natürlich ein Gipfelselfie.
Prominente Botschafterin der Aktion ist die Schwyzer Sängerin Beatrice Egli. Sie hat mit ihrer Bergführerin Suzanne Hüsser das Matterhorn bezwungen.
Zweimal waren Wetterlage und Schnee-Bedingungen der Grund, dass der Aufstieg verschoben werden musste. Nun hat sie den berühmten Berg erneut in Angriff genommen und es auf den Gipfel geschafft, wie sie auf Instagram schreibt.
Damit tritt sie in die Fussstapfen von Lucy Walker. Vor 150 Jahren war die Britin die erste Frau auf dem Matterhorn, sechs Jahre nach der Erstbesteigung.
Um für die Matterhorn Besteigung fit zu werden, hat Beatrice Egli intensiv trainiert, mittlerweile einen Sixpack und ist an den Herausforderungen am Berg mental gewachsen. Im Rucksack hat die 33-Jährige neben dem Wechselshirt, viel Wasser und viel Verpflegung auch ihren Glücksbringer: Einen rostigen Nagel, der aus der Zeit von Lucy Walker stammen könnte. «Ich stelle mir vor, es sei ihr Nagel gewesen».
Was hat Sie bewogen bei der 100% Women Peak Challenge mitzumachen?
Durch die Corona-Pandemie hat sich gerade am Anfang viele Zeitfenster aufgetan. Ich wollte die Zeit nutzen. Ich bin jemand, der immer sehen will was geht und nicht, was nicht geht. Ich wollte etwas ausprobieren, das ich sonst vielleicht nie getan hätte. Die Tour aufs Matterhorn ist das definitiv.
War der Wunsch das Matterhorn zu besteigen unabhängig von der Challenge?
Erst war da der Wunsch aufs Matterhorn. Ich habe mit Schweiz Tourismus eine Kampagne gemacht. Sie meinten dann, dass es ja passen würde, wenn ich auch bei der Challenge mitmache. Es ist sehr schön, dass ich dann das Matterhorn für mich auserwählen durfte.
Leider hat das bei den ersten zwei Versuchen wegen des Wetters und des vielen Schnees nicht geklappt. Waren Sie schon auf anderen Viertausendern?
Ja, ich war auf zwei. Zur Vorbereitung bin ich auf das Breithorn und den Pollux. Und der dritte wird dann beim dritten Termin das Matterhorn. Insgesamt habe ich mit meiner Bergführerin Suzanne Hüsser sechs oder sieben Touren diesen Sommer gemacht.
Dann haben Sie als Team bestimmt schon ein vertrauensvolles Verhältnis.
Ja, wir kennen uns jetzt sehr gut. Ich vertraue ihr vollkommen. Und das ist wirklich sehr viel wert, jemanden wie sie zu haben. Ansonsten wäre es für mich unmöglich solche Hochtouren zu machen.
Wäre auch ohne die Aktion die Wahl auf eine Bergführerin gefallen?
Definitiv, mir ist es sehr wichtig eine Frau als Bergführerin zu haben. Vor allem beim Klettern und bei den schwierigen Disziplinen hätte ich sonst das Gefühl, das schaffe ich nicht, weil ich eine Frau bin. Mit Suzanne sehe ich, dass es geht und das fordert mich heraus.
Ihre Bergführerin ist ihr Vorbild.
Ja genau.
Werden Sie auch nach der Challenge weitere Viertausender in Angriff nehmen oder werden die Touren wieder etwas gediegener?
Ich denke es wird wieder etwas gediegener (lacht). Der Trainingseinsatz für diese Berge ist hoch. Hoffentlich ist für mich bald zeitlich nicht mehr möglich so viel zu trainieren, weil ich wieder arbeiten darf. Das andere ist auch: Ich bin Geniesserin. Ich mag es einfach auch von Hütte zu Hütte zu wandern.
Welches sind Ihre Favoriten in der Zentralschweiz?
Der Mythen ist sicher einer meiner Lieblingstrainingsberge. Dort hat man schnell viel Höhe und es ist ein super Training. Oben wird man mit einer super Aussicht belohnt. Aber auch rund um die Rigi ist es schön, sich auszutoben.
Wie sah das Training aus?
Seit letztem Jahr im September habe ich fünf Tage pro Woche im Durchschnitt trainiert. Das Training war sehr abwechslungsreich. Ich denke das ist auch wichtig. Ich habe eine Personal Trainerin, mit der ich sehr viel an der Rumpfmuskulatur arbeite. Die Mitte des Körpers ist besonders wichtig, denn die muss alles halten beim Klettern, aber auch beim Gehen. Natürlich hatte ich auch viele Einheiten für den Muskelaufbau in den Armen und Beinen. Ausserdem ist das Ausdauertraining sehr wichtig. Da versuche ich immer neue Sachen zu entdecken. Ich bin also auf dem Bike, zu Fuss oder auf den Inline Skates unterwegs, Hauptsache Abwechslung.
Wie würden Sie ihre Kollegin überzeugen bei der Challenge mitzumachen, die noch unsicher ist?
Das Wichtigste ist den ersten Schritt zu gehen und sich zu sagen «Ich will das.» Aus der Willenskraft schafft man sich die Disziplin. Aber man soll sich auch Hilfe holen, wenn man das noch nie gemacht hat. Es gibt so viele Menschen mit Erfahrung, die ihr Wissen gerne weitergeben. Es ist ein wunderbares Erlebnis sich von Menschen, die die Berge lieben und kennen, inspirieren und auch den Weg zeigen zu lassen.
Hatten Sie selbst keine Ängste?
Doch, am Anfang schon. Beim ersten Mal abseilen, im Moment, in dem ich der Bergführerin und dem Material vertrauen musste. Da war es schon schwer für mich loszulassen. Es ist aber schön, wenn das Vertrauen wächst und dabei aber der Fokus und die Konzentration aufrecht erhalten wird. Denn nur weil das Vertrauen da ist, heisst das nicht, dass es dann leichter wird .
Wie haben Sie es denn geschafft in dem Moment die Angst zu überwinden?
Angst zu überwinden beginnt damit, dass man die Angst erstmal annimmt und akzeptiert, dass sie da ist. Gut atmen hilft aber auch das Wissen: Angst beginnt im Kopf und Mut beginnt im Kopf.