Mutlose Vorentscheidungen

In den letzten Wochen haben gleich zwei Parteien im Vorfeld der Regierungsratswahlen 2019 konservativ anmutende Entscheide gefällt: Die FDP Wahlkreis Sursee und die SP Kanton Luzern. Während die FDP Wahlkreis Sursee mit Jim Wolanin (Oberkirch) lediglich auf ein Einerticket zuhanden der Kantonalpartei setzt, will der Vorstand der SP Jörg Meyer und damit einen Mann ins Rennen schicken.

Zuerst der Reihe nach: Stand jetzt ist davon auszugehen, dass die amtierenden Regierungsräte Reto Wyss (CVP), Guido Graf (CVP) und Paul Winiker (SVP) für die Wahlen in die nächste Amtsperiode wieder antreten werden. Noch nicht in die Karten blicken liess sich bisher der parteilose Beat Schwerzmann. Klar ist, dass Robert Küng (FDP) auf die Wiederwahl verzichtet. Stand heute kann man davon ausgehen, dass einer, allenfalls zwei neue Köpfe 2019 in die Luzerner Regierung gewählt werden. Der frühe Verzicht von Robert Küng hat seiner Partei, den Liberalen, jedenfalls die Möglichkeit eröffnet, frühzeitig eine Strategie auszuarbeiten und Anwärter auf die Tickets zu evaluieren. Die FDP des Kantons wird an ihrer Nominationsversammlung Ende Juni in Sempach ein Zweierticket beantragen. Das alleine ist aus Sicht der FDP ambitioniert. Das aber kann von der FDP des Wahlkreises Sursee nicht gesagt werden. Während sie kurz nach dem Wahlverzicht von Küng verlautbarte, nun sei es nach längerer Absenz Zeit, dass die Region Sursee als zweitwichtigste Entwicklungsregion des Kantons in die Regierung gehöre, fehlt ihr nun die Chuzpe, die Kantonalpartei die Qual der qualitativen Wahl mit zwei Namen anzubieten. Die Delegiertenversammlung des Wahlkreises nahm diskussionslos den Vorschlag des Vorstandes an, ein Einerticket zu bilden. An der Nominationsveranstaltung siegte Jim Wolanin gegen Charly Freitag. Die Begründung der FDP Wahlkreis Sursee in der Medienmitteilung: «Das Ziel sei, einen Regierungsrat aus dem Wahkreis 2019 zu haben. Das heisse in der Konsequenz, dass man auch entscheiden müsse, wer der Richtige ist und alles auf eine Karte setzen». Als Liberaler kann man das als Mutig ansehen, ich finde das Gegenteil ist der Fall. Denn schliesslich wird ja trotzdem die Kantonalpartei den Entscheid für die offizielle Kandidatur fällen. Und deren Delegierte, ob man am Schluss offiziell mit einer oder zwei Kandidaturen antritt. Das weiss wohl auch die FDP des Wahlkreises Hochdorf – trotzdem will diese eine 2er-Kandidatur vorschlagen. Gewiss, die Delegierten könnten dem Vorschlag des Parteivorstandes noch einen Strich durch die Rechnung machen und wie die Surseer ebenfalls nur einen Kandidaten ins kantonalparteiinterne Rennen schicken. Dennoch: Der Seetaler Vorstand beweist zumindest mehr Mut als derjenige ein Tal weiter. Was die Surseer Wahl so speziell macht ist auch die Tatsache, dass man mit der Kandidatur Wolanin nun den Möischterer Gemeindepräsidenten Charly Freitag «geopfert» hat, einen vielversprechenden Namen, der Schwerzmann im Finanzdepartement ersetzen könnte.

In linken Kreisen hat der SP-Wahlvorschlag von Jörg Meyer für Enttäuschung gesorgt. Nachdem Felicitas Zopfi den Sitz der Sozialdemokraten 2015 nicht verteidigen konnte und nun fünf bürgerliche Männer im Regierungsrat sitzen, will der SP-Vorstand Jörg Meyer portieren. Die JUSO erklärt, die SP, die sich als feministische Partei sehe, setze damit ihre Glaubwürdigkeit massiv aufs Spiel, es sei ein Wiederspruch zur Argumentation drei Jahre zuvor. Die Jungen Grünen nennen es gar einen regelrechten Skandal. Ja, dieser Vorschlag ist alles andere als beherzt und ein Armutszeugnis. Fast sieht es nach einem Schnellschuss aus und es wäre den Sozialdemokraten zu wünschen, wenn die Parteibasis dem Vorstand einen Riegel schiebt. Die SP hat mindestehs zwei bekannte Namen die man bringen könnte: Prisca Birrer-Heimo und Ylfete Fanaj – letztere hat bereits Polizeidirektor Winiker vorgeworfen, er mache seinen Job nicht richtig. Hat die SP mit Jörg Meyer das Gefühl, man gehe mit ihm auf Nummer sicher? Die Quittung für die Mutlosigkeit könnte möglicherweise 2019 an der Wahlurne erfolgen.