
Nach der Coronapause: Jetzt wird am Arbeitsplatz wieder Weihnachten gefeiert
Manchmal wurde es ihm zu viel. Ein Weihnachtsapéro jagte den nächsten, ein Weihnachtsessen das andere. Doch jetzt, nach der langen, pandemiebedingten Zwangspause, freut sich der Wirtschaftsanwalt Beat Brechbühl auf die gesellige Adventszeit – mit Kunden, Geschäftspartnern und natürlich mit seinen Arbeitskolleginnen und -kollegen bei der von ihm geführten Anwaltskanzlei Kellerhals Carrard.
Jeder der sechs Schweizer Kellerhals-Carrard-Standorte organisiert sein eigenes Weihnachtsfest. «Es ist wichtig, dass wir uns begegnen, austauschen und das Jahr Revue passieren lassen», sagt Brechbühl. Ob es wieder so werde wie früher, wie in Zeiten vor Corona, müsse sich noch weisen. «Wir hoffen es. In Bern zumindest ist auch ein Clubbesuch für die Tanz-und Partyfreudigen geplant.»

Nicole Loeb, Chefin und Miteigentümerin des Kaufhauses Loeb.
Kellerhals Carrard mit seinen rund 400 Mitarbeitenden ist bei weitem keine Ausnahme. 2021 wollen die meisten Firmen wieder feiern. Beim Warenhaus Loeb etwa gab es bereits im Oktober ein «kleines Personalfest» für die rund 300 Angestellten, da die Adventszeit selbst für den Detailhandel eine höchst arbeitsintensive Zeit ist.
Vergangenes Jahr wurde das Fest abgesagt, nun soll wieder Normalität herrschen: «Es erscheint uns sehr wichtig, dass sich das Team auch wieder einmal physisch in einem lockeren Rahmen treffen kann», betont Chefin Nicole Loeb. Gefeiert wird in Bern, in einem externen Saal – und natürlich nur mit Zertifikat, wie Loeb ergänzt.
Feiern im Team statt mit allen
Auch Coop ist zurück im Vor-Corona-Modus, wie Sprecherin Rebecca Veiga erklärt: «Alle Mitarbeitenden können jährlich an einem Personalanlass teilnehmen.» Die Personalanlässe würden dezentral organisiert und könnten zu jedem beliebigen Zeitpunkt im Jahr durchgeführt werden – und damit auch an Weihnachten.
Auch bei Emmi sind Vorbereitungen im Gange: Der Milchverarbeiter plant im Frühjahr 2022 einen Anlass für die gesamte Emmi-Belegschaft in der Schweiz, wie Sprecher Markus Abt betont. Doch das soll die Firmenweihnachtsfeste nicht ersetzen: «Um den sozialen Austausch schrittweise wieder zu fördern, unterstützen wir die Durchführung von Team- und Weihnachtsanlässen.» Natürlich müssten die vorbeugenden, gesundheitlichen Schutzmassnahmen eingehalten werden, ergänzt Abt. Findet der Anlass in Emmi-internen Räumlichkeiten statt und nehmen mehr als 30 Personen teil, gilt die 3G-Regel. Feiern die Mitarbeitenden anderswo, kommen die Regeln des Veranstaltungsortes zum Tragen.

Dieses Jahr gibt’s Weihnachten mit Zertifikatspflicht.
Feiern in Teams statt mit der ganzen Belegschaft ist bei grösseren Unternehmen mit Hunderten oder gar Tausenden von Angestellten die Regel: Die Firmen überlassen die Organisation des Firmenweihnachtsessens den einzelnen Abteilungen oder Standorten – natürlich «unter Berücksichtigung der Budgetrichtlinien», wie es etwa bei Swisscom heisst.
Viele entscheiden sich für den Gang ins Restaurant, wo grundsätzlich eine Zertifikatspflicht gilt. Mitarbeitende, die weder geimpft noch genesen sind, müssen sich also testen lassen und zum Teil die Kosten dafür auch selbst bezahlen – etwa beim Gesundheitsdienstleister Galenica. Und auch bei der Swisscom heisst es: «Allfällige Tests sind zu Lasten der Mitarbeitenden.»
Mit Zertifikat ins Restaurant

Economiesuisse-Chefin Monika Rühl geht mit ihren rund 70 Mitarbeitenden ins Restaurant.
Die Organisation der Firmen-Weihnachtsfeste hat seit der Ausweitung der Zertifikatspflicht Schub erhalten. Der Gastronom Michel Péclard, der in der Stadt Zürich und mehreren Seegemeinden 15 Bars und Restaurants betreibt, vermeldete jüngst gegenüber der «Schweiz am Wochenende» gar «tonnenweise Anfragen für Weihnachtsessen», weil sich die Leute abgesichert fühlten mit dem Covid-Zertifikat. Er bezeichnet dieses deshalb als «Segen». Ins Restaurant gehen heuer etwa auch wieder die rund 70 Mitarbeitenden des Wirtschaftsdachverbandes Economiesuisse – so wie sie es schon vor der Coronapause getan hatten.
Draussen ohne Zertifikat
Wer die Zertifikatspflicht umgehen will, muss draussen feiern – wie etwa die BKW. Die Energieversorgerin hat ihren traditionellen Weihnachtsapéro am Hauptsitz in Bern ins Freie verlegt und stellt dazu extra ein «kleines Weihnachtsdorf» auf. Zudem wird der Anlass dieses Mal auf drei Tage ausgedehnt, um allzu grosse Menschenansammlungen zu vermeiden.
Die Vor-Corona-Normalität ist noch nicht zurück, die Arbeitgeber verweisen nebst der Zertifikatspflicht auf die geltenden Hygienevorschriften. Und sie mahnen teilweise auch zur Zurückhaltung. So etwa der Pharmakonzern Novartis, weil Covid-19 «auch in den kommenden Monaten und bis in das Jahr 2022 präsent sein» werde. «Wir möchten die Vorgesetzten dazu ermutigen, kreative Wege zu finden, um das Jahresende mit ihren Teams zu feiern», sagt Unternehmenssprecher Satoshi Sugimoto. Er empfiehlt «kleinere Aktivitäten oder Veranstaltungen» oder gegebenenfalls auch «virtuelle Feiern», etwa bei internationalen Teams.
Die ganz grossen Feste wird es nicht geben
Der Rohstoffkonzern Glencore verzichtet auch dieses Jahr wegen Corona auf die Durchführung seines traditionell glamourösen Weihnachtsfestes für die gesamte Belegschaft am Hauptsitz in Baar. Ganz ohne Feiern müssen die rund 900 Glencore-Angestellten aber nicht auskommen, wie Sprecherin Sarah Antenore ergänzt. «Die Abteilungen können eigene Anlässe für ihre Teams organisieren.»

Essen statt Partys.
Auch beim Schweizer Ableger von Deloitte, der vor Corona jeweils eine grosse Feier zum Jahresende für seine rund 1700 Angestellten in der Deutschschweiz organisiert hatte, dürfte man heuer wohl noch etwas zurückhaltender sein. Entschieden ist noch nichts, die Abklärungen sind noch im Gange, zur Diskussion stehen Veranstaltungen «in etwas kleinerem Rahmen».
Auf 2022 verschoben
Nichts zu festen gibt es bei Helvetia, jedenfalls nicht an den Firmenstandorten. Denn beim Versicherer «sind intern zum jetzigen Zeitpunkt nur betriebsnotwendige Veranstaltungen» erlaubt, wie Jonas Grossniklaus festhält. «Weihnachtsfeiern und Apéros an den Standorten von Helvetia entfallen Stand heute.» Hingegen können die Abteilungen und Teams, die ohnehin für die Organisation verantwortlich sind, auf externe Veranstaltungsorte wie Restaurants ausweichen – immer unter Einhaltung der dort gültigen Schutzbestimmungen und Zertifikatspflicht.
Abgesagt sind die zahlreichen Weihnachtsessen respektive Weihnachtszmorgen für die 12’000 Mitarbeitenden der Migros Aare, der grössten Genossenschaft im Migros-Imperium, die sich über die Kantone Aargau, Bern und Solothurn erstreckt. Die Geschäftsleitung und der Krisenstab hätten aufgrund der «nach wie vor fragilen Lage» beschlossen, darauf zu verzichten, wie Migros-Aare-Sprecherin Andrea Bauer betont. «Das Budget für die Feier wird daher auf das nächste Jahr verschoben, sodass dann hoffentlich ein etwas grösseres Fest in den jeweiligen Bereichen und Filialen stattfinden kann.»
