
Nach Hochwasser-Schäden bei Badi und an weiteren Orten werden Massnahmen gefordert
Wenn die Aare in Olten über die Ufer tritt, trifft es in Olten immer wieder dieselben kritischen Stellen: das Aarebistro, die Badi, die Schützenmatt, ein paar Liegenschaften an der Aarburgerstrasse, bei denen es die Keller füllt, oder die Unterführungs- und Sälistrasse, wo das Wasser aus der Kanalisation zurückgedrückt wird oder nicht abfliessen kann. Nun gibt es Stimmen, welche den Naturgewalten etwas entgegensetzen wollen. Franco Giori, der als Chef der städtischen Abteilung Ordnung und Sicherheit auch als Stabschef im regionalen Führungsstab sitzt, sagt auf Anfrage: «Wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.» In seinen Augen sind nun Massnahmen gefragt. Er rechnet damit, dass Hochwasserlagen wie vor zwei Wochen regelmässiger auftreten werden.
«Wir können die kritischen Standorte nicht einfach dem Schicksal überlassen, dafür sind die Auswirkungen zu extrem.»
Seine Sorge: Müssten Unterführungs- und Sälistrasse beide wegen Überflutung im Bereich der Unterführung gesperrt werden, dann hätten die Rettungsfahrzeuge Probleme, bei Notfällen innert nützlicher Frist auf die rechte Stadtseite zu gelangen. Soweit kam es beim vergangenen Hochwasser zum Glück nicht: Das Wasser stand in der Unterführungsstrasse bei rund 30 cm. «Viel hätte nicht mehr gefehlt und wir hätten die Kantonsstrasse geschlossen», sagt Giori – mit den entsprechenden schwerwiegenden Folgen für den Durchgangsverkehr. Die Sälistrasse hingegen, eine Quartierstrasse, war während des Hochwassers zweimal wegen Überschwemmung gesperrt. Im Gegenzug wurden die Barrieren geöffnet, die das Quartier vor Schleichverkehr schützen. Zudem schlägt Giori vor: «In Olten muss unbedingt eine Messstation für den Wasserpegel erstellt werden, etwa beim Bau des Ländiweges. Wir müssen in Olten den Wasserpegel kennen.» Zu früheren Zeiten war eine Messstation in der Unterführung bei der Terrasse der Bahnhofunterführung für alle öffentlich einsehbar installiert.

Beim vergangenen Hochwasser wurde auch die Unterführungsstrasse überschwemmt: Das Wasser wurde aus der Kanalisation zurückgestaut respektive konnte nicht mehr abfliessen.
Unterstützung erhält Giori von Diego Ochsner, dem Chef des kantonalen Führungsstabs. Kürzlich sagte er gegenüber dieser Zeitung: «Bei Unterführungen und der Badi in Olten hatte man nichts gemacht, da müsste man sich eventuell nochmals überlegen, ob sich eine Investition lohnen könnte.» Auf Anfrage sagt der Chef des kantonalen Amtes für Militär und Bevölkerungsschutz: «Am Beispiel der Emme oder im Niederamt zeigt sich, was Massnahmen bringen: Dort wurde die Hochwasser-Gefahr entschärft.» In Olten hingegen würden immer dieselben kritischen Stellen unter dem Hochwasser leiden. Es würde daher Sinn ergeben, wenn dort Massnahmen ergriffen würden. Aus Sicht von Ochsner müsste ein Schutzprojekt gemeinsam mit dem Kanton ausgearbeitet werden. «Das ganze Know-how befindet sich bei uns.»


Amt für Umwelt gibt sich gesprächsbereit
Beim Amt für Umwelt, das im Kanton für den Hochwasserschutz zuständig ist, ist man für Gespräche offen. «Wenn die Stadt auf uns zukommt und zeigt, welche Massnahmen man treffen möchte, können wir prüfen, was wie weit unterstützungswürdig ist», sagt Amtsleiter Gabriel Zenklusen. Im Rahmen der geplanten Massnahmen für die Dünnern, die bis zur Mündung der Aare geplant seien, könne man auch über die Ecke mit der Badi sprechen, die sich gleich ein paar Meter uferaufwärts befinde. Aus Sicht des Kantons sei aber ein Strandbad nicht zwingend vor Hochwasser zu schützen. Bei der Badi Schönenwerd, die ebenfalls an der Aare liegt, befänden sich die Schutzmauern hinter der Badi. Zudem sei beim geplanten Dünnern-Hochwasserschutzprojekt bereits die Oltner Schützenmatte ein Bestandteil, die vor zwei Wochen ebenfalls unter Wasser stand.
Das sind mögliche Hochwasser-Schutzmassnahmen
Welche Massnahmen kommen in Frage? Für die Badi werden Verbauungen wie mobile Hochschutzelemente genannt. Die Stadt Olten besass früher schon einmal Beaver-Schläuche, aber hat diese dann wieder abgegeben. Bei den beiden Unterführungen der Unterführungs- und Sälistrasse müssten die Kanalisation so angepasst werden, dass das Wasser nicht mehr hochgedrückt wird, wenn der Pegel der Aare erhöht ist – diese Kanalisationsleitungen führen nämlich direkt in den Fluss. Zusätzlich müsse man sich überlegen, zumindest bei der für den Durchgangsverkehr wichtigen Unterführungsstrasse Pumpen zu installieren, um das nicht mehr ablaufende Meteorwasser abschöpfen zu können, sagt Giori.
Neuer Stadtpräsident Thomas Marbet: Stadt werde Massnahmen prüfen
Der bisherige Baudirektor und neue Stadtpräsident Thomas Marbet sagt auf Anfrage, dass die Stadt Massnahmen prüfen werde. Er verweist aber auch darauf, dass bereits jetzt etwas unternommen wird respektive getan worden ist. Aus der Erfahrung des letzten Hochwassers werde nun der Keller, wo sich die Badi-Technik befindet, gegen das hereindrückende Grundwasser abgedichtet. Zudem seien die Betreiber des «Aarebistro» auf Kosten der Stadt mit Dammbalken ausgerüstet worden, für deren Benutzung die Pächter aber selbst zuständig seien – was sich nun bewährt habe. Ob allerdings auch die Schwimmbecken der Badi gegen Überflutungen geschützt werden sollen, dahinter setzt er ein Fragezeichen. «Die Becken mit baulichen Massnahmen zu erhöhen, kommt schon aus Kostengründen kaum infrage.» Und die Altstadtkommission hätte auch noch ein Wort mitzureden. Sollten diese einmal in 10 oder 20 Jahren überschwemmt werden, müsste man dies in seinen Augen in Kauf nehmen.