
Nach Moderna-Zulassung: So geht es beim Impfen im Aargau weiter
Am Mittwoch gab es für einmal gute Coronanachrichten. Swissmedic hat den Covid-Impfstoff des Herstellers Moderna zugelassen. Gestern sind 200’000 Impfdosen an die Armeeapotheke geliefert worden. Ungefähr 20’000 davon kommen in den nächsten Tagen in den Aargau.
Für Februar ist dem Bund eine weitere Million Impfdosen zugesichert worden. Das heisst, bis Ende Februar können im Aargau ungefähr 120’000 Dosen verimpft werden. Zusammen mit den bereits 17’000 gelieferten Impfdosen von Pfizer/Biontech kommt der Aargau bis Ende Februar also auf ungefähr 137’000 Impfdosen.
Das klingt nach viel. Aber im Aargau leben rund 57’000 Personen, die älter als 75 Jahre sind und weitere 80’000 unter 75-Jährige mit chronischen Vorerkrankungen. Sie haben erste Priorität bei der Impfung.
Die 137’000 Impfdosen reichen, um alle diese Personen einmal zu impfen. Für einen vollständigen Schutz braucht es aber zwei Impfungen. Es braucht also weitere 137’000 Dosen, bis alle Angehörigen der Risikogruppe zweimal geimpft sind.
Trotzdem ist die Zulassung des Moderna-Impfstoffes ein wichtiger erster Schritt, um das Ziel – alle Impfwilligen bis Ende Juni zu impfen – zu erreichen.
Der Moderna-Impfstoff eignet sich für den Einsatz in Hausarztpraxen
Das Moderna-Vakzin ist in der Handhabung einfacher als jenes von Pfizer/Biontech. Es muss nicht bei minus 75°C gelagert werden, sondern bei minus 20°C. Deshalb ist es auch für Hausärztinnen und Hausärzte attraktiv.
Im Kanton Zürich beginnen erste Hausarztpraxen bereits nächste Woche mit Impfen. Das berichtete die «NZZ». Im Aargau will das Gesundheitsdepartement in den nächsten Tagen informieren, wann die Hausärztinnen und Hausärzte mit dem Impfen beginnen.
Jürg Lareida, Präsident des Aargauischen Ärzteverbandes, hat noch keine weitergehenden Informationen. «Es scheint, dass die IT-Lösung des Bundes noch nicht bereit ist», sagt er. Die Hausärztinnen und Hausärzte seien aber bereit, um sofort loszulegen. Lareida sagt:
Eine Impfung wird nicht in allen Hausarztpraxen sofort möglich sein. Am Anfang würden nur wenige die Covid-Impfung anbieten, sagt Lareida. «So können wir Erfahrungen sammeln. Weitere Praxen folgen, sobald mehr Impfstoff zur Verfügung steht.»
Kanton will Hausärztinnen und Hausärzte zusätzlich entschädigen
Gefunden haben sich Ärzteverband und Kanton auch bei der Entschädigung. Der Bund hat eine Abgeltung von 14.95 Franken pro Impfung vorgeschlagen. Jürg Lareida findet: «Das ist ein Zeichen von fehlender Wertschätzung.»
«Damit die Kosten einigermassen gedeckt wären, müssten wir mindestens zwölf Patienten pro Stunde impfen.» Das sei vielleicht in einem Impfzentrum möglich, aber nicht in einer Arztpraxis. Der Kanton habe aber eingewilligt, den Hausärztinnen und Hausärzten die Differenz auszugleichen, sagt Lareida. Er klingt zufrieden.
Das Gesundheitsdepartement äussert sich auf Anfrage weder zur Frage der Entschädigung noch zur IT-Plattform des Bundes, stellt aber auch hier Informationen in den nächsten Tagen in Aussicht.
Auf dem KSA-Areal entsteht ein Container-Impfzentrum
In den beiden bestehenden Impfzentren an den Kantonsspitälern Aarau (KSA) und Baden (KSB) kommt der Moderna-Impfstoff nicht zum Einsatz. Dort wird den Patientinnen und Patienten nach wie vor das Pfizer/Biontech-Vakzin gespritzt. Das sei sinnvoll, sagt Oberärztin Barbara Jakopp, die das Impfzentrum des KSA leitet:
Auf dem Parkplatz vor dem KSA-Verwaltungsgebäude entsteht im Moment ein Container-Impfzentrum mit zwölf Plätzen. Ende letzte Woche sind die Container angekommen; ab dem 21. Januar soll geimpft werden.
© Britta Gut
Für die Planung und Organisation des Container-Impfzentrums ist Susanne Müller zuständig. Vor den Containern werde in den nächsten Tagen noch ein beheiztes und beleuchtetes Zelt für die Wartenden aufgebaut, sagt sie.
Auch im Innern sind die Arbeiten am Mittwochmorgen noch im Gang. Spitalschreiner Oliver Klemensberger platziert eine Trennwand, die er zuvor in der Werkstatt auf dem Areal angefertigt hat.
© Britta Gut
Die Patientinnen betreten das Impfzentrum alle durch denselben Eingang und werden von der Empfangstheke an einen der zwölf Plätze gebracht, wo sie geimpft werden.
Der Impfstoff wird in einem getrennten Bereich am einen Ende der Container vorbereitet. Zu diesem Raum gibt es einen separaten Eingang für die Anlieferung.
Es wären bis zu 600 Impfungen pro Tag möglich
Barbara Jakopp geht davon aus, dass in den Impfcontainern jeden Tag 220 bis 250 Impfungen möglich sind.
«Wenn wir alle 15 Minuten einen Termin vergeben wären sogar 600 Impfungen pro Tag möglich», sagt sie. Das Impfzentrum im Haus 3 mit weiteren zwölf Plätzen werde ebenfalls weiter betrieben, sagt Jakopp.
Die Oberärztin ist zuversichtlich, dass der Aufwand personell zu stemmen ist. «Wenn auch die Hausärztinnen und Hausärzte Impfungen in der Praxis anbieten, werden noch deutlich mehr Personen geimpft werden können», sagt sie.
Impfwillige aus der Region Baden werden in Königsfelden geimpft
Neben den Hausarztpraxen wird Impfen bald auch in weiteren Impfzentren möglich sein. Als nächstes sollen Impfzentren bei den Spitälern Muri und Rheinfelden den Betrieb aufnehmen. Wann genau ist laut Gesundheitsdepartement noch unklar. Man werde in den nächsten Tagen informieren.
Klar hingegen ist, wie es im Ostaargau weitergeht. Die Kapazitäten des Impfzentrums am Kantonsspital Baden reichen nämlich längerfristig nicht aus. Das Impfzentrum wird aber nicht weiter ausgebaut. Impfwillige aus der Region Baden werden künftig in Brugg geimpft.
Auf dem Areal der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) in Königsfelden entsteht in einem bestehenden Gebäude ein Impfzentrum, in dem bis zu 750 Impfungen pro Tag möglich sein sollen. Das teilt das Gesundheitsdepartement auf Anfrage mit.
Wie viele Aargauerinnen und Aargauer schon geimpft sind, ist unklar
Im Aargau wird seit gut einer Woche geimpft. Der Kanton will in den nächsten Tagen informieren, wie viele Personen bereits eine erste Impfung erhalten haben.
© Sandra Ardizzone
Neben den über 75-Jährigen, werden an den Impfzentren der Kantonsspitäler auch unter 75-Jährige mit chronischen Erkrankungen geimpft, welche als Hochrisikopatienten gelten. Laut Barbara Jakopp werden am KSA jeden Tag rund rund 70 Hochrisikopatienten geimpft. Daneben sind mobile Teams unterwegs, die den Impfstoff in die Pflegeheime bringen, um die Bewohnerinnen und Bewohner vor Ort zu impfen.