Nachfrage nach Aargauer Masken geht zurück – Ruth Humbel macht Druck in Bern

Weil Hygienemasken zu Beginn der Pandemie in der Schweiz knapp waren, haben Firmen ihre Produktion im letzten Jahr intensiviert oder sind überhaupt erst ins Maskengeschäft eingestiegen. Inzwischen ist die Nachfrage gesunken, weil Kunden – darunter auch Spitäler – vermehrt auf günstigere Importware zurückgreifen. Das sagt Felix Schönle, CEO und Inhaber der Wernli AG in Rothrist.

Die Firma produziert medizinische Verbandstoffe, seit der Pandemie auch Hygienemasken. Ende 2020 liefen täglich bis 700’000 vom Fliessband. Jetzt sei der Markt eingebrochen, momentan werden in Rothrist pro Tag 500’000 Masken produziert. Mehr könnten nicht abgesetzt werden, sagt Schönle. «Die Nachfrage geht seit Anfang Jahr klar zurück. Jetzt müssen wir sehen, wie es weitergeht.»

Drei nicht benötigte Maschinen für Masken und eine für Verbandsstoff hat die Firma bereits nach Ungarn ausgelagert. Dass die Produktion ganz dort hin verlegt wird, schliesst Schönle nicht aus. «Wir haben die Produktion wegen der Maskenknappheit in der Schweiz aufgenommen, jetzt ist das Umfeld ein anderes», sagt der Unternehmer. Aber er sei klar der Meinung, dass die Versorgungssicherheit mit relevanten Gütern mit den Schweizer Produzenten geklärt werden sollte.

Erst letzte Woche hat der Nationalrat einer Motion zugestimmt, die genau das verlangt. Die Schweiz soll bei den unverzichtbaren Gütern vom Import unabhängig gemacht werden. Dazu gehören laut Vorstoss auch die Masken. Schönle ist erfreut über den Parlamentsentscheid, doch: «Jetzt kommt es darauf an, wie er umgesetzt wird. Die Möglichkeit, Masken zu produzieren, haben wir jetzt», sagt er. Ewig Zeit bleibe aber nicht.

Bundesrat will keine zusätzlichen Kapazitäten

Das alarmiert die Aargauer «Mitte»-Nationalrätin Ruth Humbel. Gestern Montag fragte sie den Bundesrat im Rahmen der Fragestunde, wie er die Entwicklung beurteile, dass inzwischen auch diverse öffentliche Stellen ihre Masken wieder in China bestellen und dass die Wernli AG die Produktion nach Ungarn verlegen könnte. Es sei momentan nicht nötig, neue Kapazitäten zu schaffen, antwortet der Bundesrat. Die Schweiz sei eingedeckt, bei der Überarbeitung des Pandemieplans könne man aber prüfen, ob die inländische Produktion stärker gestützt werden solle.

Ruth Humbel ist mit dieser Antwort überhaupt nicht zufrieden. Sie sagt:

«Es gehört zum Service public, in der Krise einen Beitrag zur Versorgungssicherheit zu leisten.»

Es sei darum inakzeptabel, wenn die öffentliche Hand auf billige Importware zurückgreife, sobald das möglich ist, in der Krise aber auf die einheimische Produktion angewiesen sei. Die Antwort des Bundesrats widerspreche zudem verschiedenen Parlamentsentscheiden – unter anderem jenem von letzter Woche.

Sie überlege sich jetzt ihrerseits, einen Vorstoss zum Thema einzureichen, sagt Ruth Humbel. «Es braucht klare Ansagen», findet sie.

Fricker Firma setzt auf Sonderwünsche

Auch die Jakob Müller AG in Frick produziert Masken. Im April hat sie die TexMask GmbH gegründet, um Stoffmasken herzustellen. CEO Robert Reimann bestätigt den Nachfrage-Rückgang gegenüber der AZ: «Es wird wieder etwas ruhiger, aber wir haben auch nicht viel in Werbung für unsere Produkte investiert.»

Weiter bediene man mit den Fricker Masken eher eine Nische, als die grosse Masse, und darum nicht jene Kundschaft, die wieder auf asiatische Produkte ausweicht. Vor und während der Sportferien sei die Nachfrage nach «Face Wind Masks» zum Skifahren gross gewesen. Immer wieder erhält die Firma auch Anfragen für Spezialwünsche. «Wir setzen viel auf Individualität und können rasch und auch in kleiner Stückzahl auf Kundenwünsche eingehen», sagt Reimann. So gebe es Anfragen für Hochzeits-Masken oder von Firmen für Masken mit Logo, für den Junggesellenabschied oder auch einfach dann, wenn jemand für einen schönen Abend eine zum Anlass passende Maske wolle.

Reimann macht sich denn auch keine Sorgen um die Produktion. «Ich glaube, die Maske begleitet uns noch eine Weile», sagt er. Die Nachfrage könnte sogar wieder zunehmen, wenn Veranstaltungen mit Schutzkonzepten wieder erlaubt sind. Das Kerngeschäft der Jakob Müller AG seien aber nach wie vor die Webmaschinen, die Masken-GmbH hat sie wegen der Versorgungsengpässe im letzten Frühling gestartet. «Wir können die Produktion immer wieder hochfahren, darauf angewiesen sind wir aber nicht», so Reimann.

Felix Schönle produziert mit seiner Wernli AG Hygienemasken. Bis jetzt konnte er rund 80 neue Mitarbeiter einstellen. Bild: lbr (April 2020)
Felix Schönle produziert mit seiner Wernli AG Hygienemasken. Bis jetzt konnte er rund 80 neue Mitarbeiter einstellen. Bild: lbr (April 2020)