
Negativbeispiele Rickenbach und Trimbach: «K-Tipp» Publikation zu Trinkwasser sorgt für Aufruhr
Auf Quellwasser setzen
Für Rickenbachs Gemeindepräsident Dieter Leu ist die Situation unbefriedigend: «Meiner Ansicht nach haben Fremdstoffe im Trinkwasser grundsätzlich nichts zu suchen», sagt er auf Anfrage. In Zusammenarbeit mit den Partnergemeinden Wangen bei Olten (als Wasserversorger) und Hägendorf werde seit Juli 2019 versucht, künftig möglichst Quellwasser, welches bekanntlich nicht belastet ist, zu nutzen. Dazu gehöre auch die Suche nach bislang unbekannten Quellen. Denn: «Die Belastungswerte, welche heute im Grundwasser gemessen werden, verschwinden nicht sofort», so Leu. Er hält aber relativierend fest, der Höchstwert von 0,1 Mikrogramm sei ein vorsorglicher und nicht ein toxikologischer. (hub)
Natürlich hat die neuliche Publikation von überschrittenen Höchstwerten bezüglich Chlorothalonil für einen gewissen Aufruhr gesorgt. In der Ausgabe des Magazins «K-Tipp» vom 15. Januar nämlich wurden explizit die Gemeinden Rickenbach (siehe Kontext) und Trimbach aufgeführt. Warum? In beiden Dörfern überschritt der gemessene Wert den zugelassenen Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter.
Festgehalten wurden bei einer Stichprobe am Hennebühlweg in Trimbach 0,11 Mikrogramm Chlorothalonil pro Liter, gar 0,13 Mikrogramm in Rickenbach. Die Proben wurden zwischen dem 13. und dem 16. Oktober 2019 entnommen.
Unangenehm, aber nicht verwunderlich
Die Publikation der Messwerte ruft zwar Unangenehmes in Erinnerung. Aber der Umstand ist auch nicht verwunderlich. Denn Trimbachs Wasserversorger, die Städtischen Betriebe Olten (sbo) hatten bereits im Juli 2019 in ihrer Medienmitteilung darauf hingewiesen, das im gelieferten Trinkwasser gemessene Chlorothalonil komme knapp unter den zugelassenen Höchstwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter zu liegen. Unter Berücksichtigung von Messunsicherheiten von plus/minus 30 Prozent kam der Wasserversorger denn auch zu dieser Einschätzung.
«Der Nachweis des Stoffes ist nicht einfach zu erbringen», sagt Beat Erne, Leiter Marketing und Kommunikation der Aare Energie AG, die zu 100 Prozent den sbo gehört. «Wir haben zwei Pumpstationen, die diesbezüglich unterschiedliche Wasserqualitäten liefern; deshalb bringen wir die beiden Wasser zusammen», fährt Erne fort. Mischen heisst dieser Prozess. Aber das sei natürlich nicht des Rätsels Lösung. Zwar sei das ab Anfang Januar vom Bundesamt für Landwirtschaft ausgesprochene Verbot von Chlorothalonil sehr zu begrüssen. Aber, so Erne: «Es ist davon auszugehen, dass damit keine rasche Senkung der im Rohwasser gemessenen Konzentrationen des Stoffes bewirkt wird.» Denn die fraglichen Pflanzenschutzmittel würden seit den 1970er-Jahren zur Anwendung kommen.
Dieser Umstand sei nicht nur für die Konsumentinnen und Konsumenten unangenehm, sondern könne auch die Wasserversorger vor Probleme stellen. Immerhin hatte die Aare Energie vermeldet, das durch sie in den Gemeinden Olten, Trimbach, Starrkirch-Wil sowie Hauenstein-Ifenthal und Wisen (Letztere via Zweckverband Wasserversorgung Unterer Hauenstein) gelieferte Trinkwasser sei weiterhin uneingeschränkt geniessbar. Das Fungizid Chlorothalonil wird als möglicherweise krebserregend eingestuft.
Ein Treffen in Sachen Chlorothalonil
«Ja, ich wurde mit dem Artikel des ‹K-Tipps› im Dorf konfrontiert», sagt Trimbachs Gemeindepräsident Martin Bühler auf Anfrage. Der publizierte Inhalt sei eben eine Abbildung der seinerzeitigen Verhältnisse im Sommer letzten Jahres. «Wir nehmen das Problem absolut ernst», so Bühler, der die bevorstehende Informationsveranstaltung des Kantonschemikers von Ende Januar abwarten will. Von dieser erhofft er sich wichtige Impulse zur Bewältigung der Chlorothalonil-Frage, auch wenn er überzeugt ist, dass die Problematik nicht mit einem Wisch vom Tisch ist. «Allenfalls könnte als vorübergehendes Szenario auch die Rückkehr zum eigenen Versorgungsnetz ins Auge gefasst werden», sagt er.