Neubau und mehr externe Wohnplätze: Borna richtet sich neu aus

«Der Neubau ist dringend notwendig», betonte Borna-Verwaltungsratspräsident Felix Schönle an der Generalversammlung. In der Arbeits- und Wohngemeinschaft in Rothrist fehlt Raum – nicht nur, um Ware zu lagern, sondern vor allem zum Arbeiten und Leben. Ein Neubau ist schon länger geplant. Das Projekt lag aber bislang auf Eis, weil das kantonale Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) auf allen Bauten im Behindertenbereich ein Moratorium verhängt hatte. Der zweijährige Baustopp ist aufgehoben und nicht nur Felix Schönle ist erleichtert.

Die Borna-Verantwortlichen haben die Institution und deren Angebote grundlegend durchleuchtet und eine neue Strategie erarbeitet. «Es war ein wertvoller Prozess, in den die Betreuten und Mitarbeitenden der Borna sowie Verantwortlichen des Kantons miteinbezogen waren», sagte Felix Schönle und erklärte: «Im Mittelpunkt unseres Tuns und Engagements steht für uns der Mensch.» Dies auch im Hinblick darauf, dass der bestehende Spardruck und die Einnahmen der öffentlichen Hand sich weiter verändern können. «Der optimale Personaleinsatz von ausgebildeten Mitarbeitenden und das Angebot attraktiver und zeitgemässer Arbeitsstellen wird eine immer grössere Herausforderung.»

Mehr externe Wohnplätze
Die neue Ausrichtung der Borna sieht im Bereich Wohnen mehr begleitete und betreute Wohnplätze ausserhalb des Stammhauses an der Gländ-strasse vor. Von den bislang 78 sollen es schliesslich 98 Wohnplätze sein. Dafür wird der Anteil der bislang internen Wohnplätze von 60 auf 48 Plätze reduziert. Seit vier Jahren gibt es eine Aussenwohngruppe, die in der Rothrister Breitenpark-Überbauung drei Wohnungen gemietet hat. «Die neuen Formen ermöglichen Betreuten, in grösserer Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu leben», sagte Schönle. Die neu erarbeitete Strategie, die klar auf Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung sowie einer Sinnesbeeinträchtigung fokussiert ist, kam beim Kanton positiv an. «Unverzüglich haben wir unser Bauprojekt überarbeitet und die Planung des neuen Wohnobjektes der künftigen Strategie angepasst.»

Etappenweiser Neubau
Geplant ist, dass der 40-jährige Borna-Gebäudekomplex an der Gländstrasse schrittweise einem Neubau weichen soll. Damit Leben und Arbeiten weiterhin unter dem Borna-Dach funktionieren, findet die bauliche Umsetzung in zwei Etappen statt. Zuerst ist der Neubau mit dem Wohnbereich vorgesehen. Nach dem Umzug der Betreuten aus dem alten Gebäude wird dieses abgerissen. «So können wir Mietkosten für Wohnungen sparen und dieses Geld vollumfänglich in den Neubau investieren.» Zum Schluss erfolgt der Bau der Werkstätten. Schönle schätzt die Kosten auf etwa 50 Millionen Franken. «Wir hoffen, dass wir im Herbst vom BKS die Zusicherung erhalten, damit wir zügig vorwärtsmachen können.»

Nach wie vor ist die Institution auf Spenden und Gönner angewiesen. «Es freut uns, dass 73 Genossenschafter auf ihren Zins zugunsten der Borna verzichtet haben», sagte Schönle. An der GV waren von den 150 Genossenschaftern 29 anwesend. Bei der Borna-Rechnung stand einem Ertrag von 10,2 Mio. Franken ein Aufwand von 9,8 Mio. Franken gegenüber. Nach Abschreibungen des Anlagevermögens und einer Einlage in den «Rücklagefonds Betriebsbeiträge» verbleibt ein Unternehmenserfolg von 4593 Franken.

«Das erfreuliche Ergebnis ist nur durch den ausserordentlichen Einsatz vieler Menschen zustande gekommen», unterstrich Gesamtleiterin Christine Lerch. Sie gab zu bedenken, wie wichtig die Aufträge aus Wirtschaft, Gewerbe und Industrie für die Arbeits- und Wohngemeinschaft sind. «Sie zeigen damit eine grosse Wertschätzung gegenüber Menschen mit einer Beeinträchtigung.»

20 Jahre ehrenamtliches Wirken
Für die Borna schlägt auch kräftig das Herz der Verwaltungsräte, deren Kreis sich von sieben auf sechs verkleinert. Weil der Borna-VR sich eine Amtszeit- und Altersbeschränkung auferlegt hat, trat der Rothrister Bernhard Frei nach 20 Jahren zurück. Den jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz würdigte Felix Schönle: «Bernhard Frei hat die Borna mitgeprägt. Seine Vorschläge waren stets mit unternehmerischem Augenmass. Sein Wirken war verantwortungsvoll, einfühlsam, konstruktiv und für alle gewinnbringend.»