Neue Online-Plattform soll Hemmschwelle für Süchtige senken

Standort in Zofingen

Im Auftrag des Kantons Aargau ist die Suchtberatung ags die Anlaufstelle bei Fragen rund ums Thema Sucht. Sie berät kostenlos zu Themen wie Alkohol, Medikamenten, Drogen oder auch bei Verhaltensabhängigkeiten wie Online-, Kauf- oder Sexsucht. Die ags beschäftigt Fachpersonen aus den Bereichen der Sozialen Arbeit und der Psychologie mit langjähriger Erfahrung und anerkannter Kompetenz in der Suchthilfe. Finanziert wird die ags durch öffentliche Gelder, Spenden und den Verkauf von Dienstleistungen. Sie ist politisch und konfessionell neutral und an sieben Orten im Kanton präsent, unter anderem in Zofingen (Tel. 062 745 28 80 oder suchtberatung-ags.ch/kontakt/zofingen).

Wer mit einer Sucht kämpft, hat es in der Corona-Krise noch schwerer. Die Suchtberatung ags, die auch in Zofingen mit einem Standort präsent ist, will Abhilfe schaffen: mit einer sicheren Plattform für alle Fragen rund um Sucht.

Die Suchtberatung ags (siehe Box) rechnet nach dem Abebben der Pandemie mit vermehrten Online-Anfragen. Deshalb hat sie auf «SafeZone» eine eigene, gesicherte Webplattform eingerichtet. Auf dieser können Bewohner und Bewohnerinnen des Kantons mit den Fachpersonen der ags schriftlich in Kontakt treten und sich kostenlos beraten lassen. «SafeZone» ist die nationale Online-Suchtberatungsstelle des Bundesamts für Gesundheit (BAG).

Sicherer als Anfragen via E-Mail

Bis vor kurzem hat die ags Anfragen via Website per E-Mail beantwortet. Bei E-Mails könne jedoch nicht ganz ausgeschlossen werden, dass sie von Dritten gelesen werden. «Die neue Online- Plattform ist verschlüsselt und gewährt einen sicheren Austausch», sagt ags-Bereichsleiterin Tanya Mezzera.

Der Zugang ist anonymisiert. Auf der Website www.suchtberatung-ags.ch gelangt man zu einer Eingabemaske, auf der sich Hilfesuchende mit einem beliebigen Benutzernamen und Passwort registrieren können. «Sie können vollkommen anonym bleiben, wenn sie wollen – es wird nur nach Geschlecht und Jahrgang gefragt», so Mezzera weiter.

Innerhalb von drei Arbeitstagen erhalten Betroffene wie auch Angehörige eine Antwort auf ihr Anliegen. Ihre weiteren Texte oder Fragen landen automatisch wieder bei der gleichen Beratungsperson. Wenn sie in der Anfrage ihren Wohnort oder -bezirk angeben, was freiwillig ist, werden sie einer Beratungsperson aus der gleichen Region zugeteilt. So ist es für sie einfacher, später einen Vor-Ort-Termin bei der gleichen Person wahrzunehmen.

Die Auswirkungen der Pandemie auf das Suchtverhalten der Menschen werde sich erst in den kommenden Monaten und Jahren richtig zeigen, sagt Tanya Mezzera. Im Homeoffice fällt beispielsweise der Alkoholkonsum weniger auf. «Erst zurück am Arbeitsplatz merken manche Menschen, dass sie den Alltagsstress nicht mehr ohne Alkohol bewältigen können.» Mit der Online-Beratung erreiche man auch Leute, die sich sonst nicht melden würden. «Die Hemmschwelle sinkt, offen zu sagen, um was es geht.» Zudem könne das neue Online-Tool – beispielsweise mit Video-Calls – Gespräche mit Fachpersonen vor Ort ergänzen. Laut der ags haben Studien gezeigt, dass eine Online-Beratung annähernd gleich wirksam ist wie eine Beratung von Angesicht zu Angesicht. «Betroffene oder Angehörige können sich ihre Sorgen von der Seele schreiben – auch nachts und am Wochenende.» (pd/pp)