
Neue Pfarrerin: Kann sie die unterschiedlichen Lager hinter sich vereinen?
Eineinhalb Jahre ist es her, seit Pfarrer David Mägli von den Reformierten aus Kirch- und Moosleerau abgewählt wurde. Seit Januar 2019 ist die Kirchgemeinde Leerau ohne Pfarrer, die Gottesdienste hält Pfarrer Wolfram Kuhlmann ad interim ab. Jetzt kommt ein neues Gesicht in die Kirche. Für die Pfarrwahl vom 14. Juni schlagen die Pfarrwahlkommission und Kurator Marcel Hauser Pfarrerin Christine Bürk vor. Antreten würde sie die Stelle im November. Gemäss Marcel Hauser war es ein schneller Prozess bis zur Findung einer Pfarrperson: «In der Regel dauern Kuratorien mindestens zwei Jahre.»
Die 45-Jährige amtet derzeit als Pfarrerin in Oberägeri, davor war sie sechs Jahre in Rupperswil. Ursprünglich aus Baden-Württemberg, ist sie schon 20 Jahre in der Schweiz und trat ihre erste Pfarrstelle hierzulande im Berner Oberland an. «Als ich durch Marcel Hauser von der offenen Stelle erfuhr, bin ich nach Kirchleerau gefahren, habe mir die Gegend angeschaut und hatte das Gefühl, als sei ich hier daheim», sagt sie in astreinem Schweizerdeutsch beim Treffen in Kirchleerau. «Hier sind Menschen, die etwas anpacken, hier ist ein Ort, wo ich meine Gaben einsetzen kann», sagt die Pfarrerin.
Vor der Wahl kann die Kirchgemeinde Christine Bürk zum Gespräch treffen, um sich ein Bild der vorgeschlagenen Pfarrerin zu machen. Eigentlich war dazu am 7. Juni ein Gottesdienst vorgesehen. Wegen Corona finden nun am 9. Juni zwei einstündige Informationsrunden mit Andacht statt (um 19 und 20.15 Uhr). Die Pfarrwahlkommission und die Findungsgruppe seien sicher, «dass Christine Bürk gut zur Kirchgemeinde passt und mit ihrer offenen, herzlichen Art die Gemeinde wieder einen kann und den Gemeindeaufbau fördern wird», liess die Kirchgemeinde im Heft «Reformiert» publizieren.
Wie aber wird Christine Bürk nach den Schwierigkeiten der vergangenen Jahre der gesamten Kirchgemeinde gerecht werden? Eine Gruppe von reformierten Leerbern war dem äusserst konservativen Stil von Pfarrer Mägli zugetan, die eher pragmatischen Mitglieder der Kirchgemeinde sah ihn um Jahrhunderte hintendrein. «Dadurch, dass ich die letzten Jahre im Kanton Zug arbeitete, habe ich nicht mitbekommen, was passiert ist, und kann der Kirchgemeinde völlig unbelastet begegnen», sagt sie. «Ich bin für die Menschen offen und interessiere mich für die Kirchgemeindemitglieder.»
Neue Kirchenpflege kann ebenfalls gewählt werden
Auch eine Kirchchenpflege hat Leerau seit längerem nicht – nach der Abwahl des Pfarrers trat das damalige Gremium in corpore zurück. Deren Arbeit erledigt seit Januar 2019 der von der reformierten Landeskirche Aargau eingesetzte Kurator Marcel Hauser. Nun sind auch dafür die Kandidaten gefunden. Als Präsidentin stellt sich am 23. August Béatrice Meili zur Wahl, die auch Mitglied der Findungsgruppe war und die Pfarrwahlkommission präsidiert hatte. «Eigentlich habe ich mich nicht in der Findungsgruppe engagiert, um dann selbst Kirchenpflegepräsidentin zu werden», sagt die Bez-Lehrerin, die in Kirchleerau zudem Gemeinderätin ist. Als sich die Frage nach dem Präsidium stellte und die Anwesenden eher gezögert hätten, habe sie sich aber gedacht: «Ich kann nach dieser langen Zeit der Vorbereitung nun nicht einfach nichts machen.»
Ein Druck, nach dem Rummel um Pfarrer Mägli die ideale Pfarrperson finden zu müssen, schwebte aber gemäss Meili nicht über der Kommission: «Es wird immer Mitglieder der Kirchgemeinde geben, die eine Pfarrperson nicht mögen.»