
No-Billag und der Egoismus
Oft wird erst einmal aus der Hüfte geschossen ; fast alle scheinen eine Rechnung mit den Fernseh- und Radiomachern offen zu haben. Eine Tatsache, die sich die Leute vom Leutschenbach auch selbst zuzuschreiben haben. Die Arroganz mancher TV-Bosse ist legendär. Da klingt die Botschaft der No-Billag-Initianten natürlich verlockend, die unablässig den Kampfbegriff «Zwangsgebühren» in die Runde schmeissen, welche die «Entscheidungsfreiheit jedes Einzelnen einschränken». Jeder solle selbst entscheiden, wofür er sein hart erarbeitetes Geld ausgeben möchte. Jawoll! Hat was, mag man denken. Nur: Wenn wir die No-Billag-Haltung konsequent weiterdenken, wo landen wir dann? Ich brauche zum Beispiel keine Schulen und Kindergärten – sollen die zahlen, die Kinder in die Welt setzen! Sportstadien? Keinen Rappen dafür! Sollen die zahlen, die Fussball cool finden! Geld für ÖV? Sicher nicht – ich fahre eh nur Auto! Sie merken schon: Ernst meine ich das natürlich nicht. Es gibt einige Dinge, die auch Sie kaum brauchen, aber von denen Sie trotzdem denken, dass sie es wert sind, dass alle dafür bezahlen. Schulen und Kindergärten stellen den Nachwuchs in unseren Unternehmen sicher; Sportstadien fördern den Zusammenhalt; ein öffentlich-rechtliches Medienangebot sorgt für den Austausch der Meinungen, von dem eine Demokratie lebt. Die Schweiz wird nicht untergehen, falls sie No-Billag zustimmt, das ist sicher. Aber sicher ist auch: Egoismus als Grundhaltung wäre ein ordentliches Stück weiter durchmarschiert.
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