Nur die Hälfte will sich impfen lassen: Ruth Humbel ist trotzdem gegen eine Impfpflicht für Pflegepersonal

Nur rund die Hälfte des Aargauer Pflegepersonal will sich gegen Corona impfen lassen – das hat eine Umfrage der AZ bei Verantwortlichen von Spitälern und Heimen ergeben (Ausgabe vom Samstag). Laut einem Artikel von «Medinside» könnte der Wert sogar noch tiefer liegen, das Branchenportal kam auf eine Impfbereitschaft von rund 30 Prozent.

In Leserkommentaren und auf Facebook wird dies kontrovers diskutiert, manche äussern Unverständnis für die zahlreichen Pflegekräfte, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen. Yvonne Gilli, die designierte Präsidentin der nationalen Ärztevereinigung FMH, verteidigt das Pflegepersonal in der «Sonntagszeitung». Gilli findet es stossend, dass gerade Pflegenden, «die seit Monaten bis zur Grenze der Belastbarkeit arbeiten», Vorwürfe gemacht würden. 

Sie spricht sich vehement gegen die Forderung eines Impfobligatoriums für Pflegekräfte aus, zumal noch nicht klar sei, «ob geimpfte Personen tatsächlich andere Leute schützen, oder ob sie weiterhin ansteckend bleiben». Es sei schon deshalb falsch, das Pflegepersonal «unsachlich unter Druck zu setzen», sagt Gilli im Interview. 

Ruth Humbel befürchtet Kündigungen bei einer Impfpflicht

Das sieht auch Ruth Humbel, Aargauer CVP-Nationalrätin und Präsidentin der Gesundheitskommission, gleich: «Ich wünsche mir, dass sich möglichst viele Pflegerinnen und Pfleger impfen lassen, eine Pflicht würde ich aber nicht einführen.» Humbel sagt, sie sei zwar dafür, dass Geimpfte einfacher Zugang zu Grossveranstaltungen hätten und andere Erleichterungen erhielten (die AZ berichtete).

Ein Impfobligatorium beim Pflegepersonal könnte aber dazu führen, dass Angestellte in diesem wichtigen Sektor ihre Stelle kündigen würden. «Und das können wir uns in der aktuellen Situation definitiv nicht leisten, da bracht es alle Pflegenden», sagt Humbel.