Nur sehr geringes Interesse an amtlichen Publikationen?

Dies hat der Einwohnerrat im Rahmen der Budgetdebatte 2017 beschlossen. Die Stadt Zofingen spart so jährlich rund 35 000 Franken. Wer keinen Zugang zum Internet hat, könne in der Bibliothek oder dem Stadtbüro auf die Webseite zugreifen. 

Im Rahmen der Behandlung des Voranschlags für 2019 beantragte Irma Jordi, CVP-Einwohnerrätin und Leiterin des Altersheims Blumenheim, diesen Beschluss zugunsten der Senioren aufzuheben – was der Rat nicht tat. Jordi wäre aber nicht Jordi, hätte sie nicht einen weiteren Pfeil in Form einer Motion im Köcher gehabt. In dieser wollte sie den Stadtrat verpflichten, «eine neue Form der amtlichen Publikation für die Generation 70 plus zu entwerfen». Als Möglichkeit nannte Jordi «Briefpost in regelmässigen Abständen». Diesen Ball nahm der Stadtrat in seiner Stellungnahme zur Motion auf und bestätigte Jordis Argumente indirekt: «In der Stadt Zofingen gehören heute rund 3000 Personen der Altersgruppe 70 plus an, dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von 25 Prozent.» Rund 900 Personen seien 80 Jahre alt und älter – ein Bevölkerungsanteil von knapp 8 Prozent. «Diese beiden Altersgruppen sind heute zum grossen Teil nicht online, aber mit dem Lesen von Zeitungen vertraut», bestätigt der Stadtrat. Ein Brief in Newsletter-Form sei auch aus Sicht des Stadtrats die beste Lösung, hiess es im März 2019 aus dem Stadthaus. Super? Nein, weil der Stadtrat den Einwohnerratsentscheid dahingehend interpretiert, «dass ein allfälliges papiergestütztes Angebot für die Bezüger kostenpflichtig sein muss». Kalkulatorisch ergebe sich ein Preis von 250 Franken pro Jahr. Der Einwohnerrat erklärte die Motion für «erheblich», was den Stadtrat zu einer vertieften Analyse zwang. Diese liegt nun für die Einwohnerratssitzung von nächstem Montag vor; eingeflossen ist auch eine Bedürfnisanalyse. Deren Resultat ist ernüchternd. Bei der Fachstelle Alter und Gesundheit ging zum Thema Online-Publikation eine einzige negative Rückmeldung ein. Im «Zukunftskafi» der Generationen im Herbst 2019 kam eine Gruppe zum Schluss, dass für Senioren genügend Informationsmöglichkeiten vorhanden seien. Ob das geplante 250-Franken-Angebot also tatsächlich einem Bedürfnis entspricht, ist also fraglich. (bkr)