Office Holidays

Seit sechs Wochen bin ich im Home Office, das sind zwei Wochen länger als befohlen. Die beiden Extrawochen verdanke ich meinem Raucherhusten, der zu Beginn der Corona-Krise für Angst und Schrecken unter meinen Arbeitskollegen gesorgt hätte. Ich isolierte mich darum präventiv und genoss es von der ersten Sekunde an, denn zu Hause ist es doch einiges gemütlicher, ruhiger und entspannter als in einem Grossraumbüro. Meine Arbeit – ich bin für die ZT-Website verantwortlich – liesse sich irgendwo auf der Welt erledigen, sofern Strom und Internet funktionieren. Ich brauche nämlich ausser meinem Laptop gar nichts, auch nicht unbedingt Gesellschaft. Mein Arbeitstag beginnt jeweils kurz vor 8 auf dem Sofa, für die Redaktionssitzung um 9 begebe ich mich ans Bistro-Tischchen auf der Ostseite der Terrasse (Morgensonne!), damit ich die Sitzung als Rauchpause effizient nutzen kann. Je nach Wetter zügle ich dann an den Küchentisch, bevor ich am Nachmittag an den Gartentisch auf der gedeckten Südseite wechsle. Ich muss gestehen: Ich könnte ewig so weitermachen. Schneller und konzentrierter als daheim kann ich unmöglich arbeiten. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist weniger erfreulich. Langsam aber sicher muss ich nämlich aufpassen, dass mein Home nicht vom Office vergiftet wird. Wenn ich Kaffee trinken möchte nach dem Mittagessen oder ein Bier am Feierabend, wenn ich am Kochen bin oder am Musikhören: Ständig habe ich diesen elenden Laptop in meinem Blickfeld, der vorwurfsvoll danach zu verlangen scheint, dass man ihn füttert mit Corona-News, Corona-News und nochmals Corona-News. Das nervt mich mittlerweile ganz gewaltig, vor allem angesichts der nächsten beiden Wochen, in denen (befohlene) Ferien angesagt sind. Ich sehe nur eine Möglichkeit zu verhindern, dass diese Ferien zu Office Holidays werden: Der Laptop muss in Isolation, und zwar ins Grossraumbüro. Tschüss!