Oftringer kandidiert beim Swiss Men’s Award: «Machos braucht niemand mehr»

Er kleidet sich elegant, drückt sich gewählt aus und behandelt die Leute mit Respekt. Das zeichne ihn als Mann aus, sagt Reto Hütter. Trotz seinen 60 Jahren hat er sich entschieden, sich beim diesjährigen Swiss Men’s Award anzumelden. «Es ist ja nicht gerade üblich, dass ältere Herren bei einem solchen Wettbewerb mitmachen», sagt Hütter. Aber beim Award gehe es eben nicht nur um Schönheit, sondern um das Mannsein an sich, um den «Mister Right 2021». Diversität ist gefragt. Und da gehöre auch die ältere Generation dazu.

Das hat offenbar auch die Jury so gesehen. Für Hütter völlig überraschend hat er den Sprung unter die ersten 40 geschafft. Morgen Samstag geht es für ihn in die erste Vorstellungsrunde. 20 Männer werden anschliessend gehen müssen. Das Motto lautet dieses Jahr «be YOURself». Die Jury – sie besteht aus Reto Hanselmann, Mr. Da-Nos, Patric Haziri, René Brügger und Jessica Gismondi – sucht keinen perfekten Mann, sondern Charaktere mit Stärken, Schwächen, Ecken und Kanten. Teilnehmen kann jeder, unabhängig von Nationalität, Hautfarbe, Sexualität, Zivilstand, Alter oder Körpermassen. 

Ein musischer Mensch mit Ecken und Kanten

Die Männer müssen also nicht zwingend den klassischen Adonis-Körper, wie man ihn von den früheren Mister-Schweiz-Wahlen kennt, mitbringen. Hütter findet denn auch, dass sich ein Mann nicht nur über den Körper definieren sollte. «Es kommt drauf an, wie sich ein Mann verhaltet, auf seinen Charakter», sagt er. Ein Mann soll aus seiner Sicht liebevoll, charmant, gepflegt, aber auch selbstbestimmt sein und über ein gewisses Charisma verfügen. «Machos braucht heute niemand mehr», findet der Zofinger, der in Oftringen wohnt.

Er bezeichnet sich als belesen. «Ich bin ein Bohème.» Er möge die Kunst, sei ein musischer Mensch. Ecken und Kanten habe er aber auch. So mag er die Bussi-Bussi-Gesellschaft, in der jeder mit jedem befreundet sein will, so gar nicht. «Ich habe lieber einige wenige gute Freunde», sagt er. Weiter sei er sehr ehrgeizig, auch im Beruf. Er lasse sich nicht gerne reinreden und unbegründete Vorwürfe könne er nicht ausstehen.

Die Teilnahme bringt Abwechslung in den Alltag

Reto Hütter freut sich auf die verschiedenen Aufgaben, die am Samstag anstehen werden. Und auch darauf, wieder einmal etwas Gesellschaft zu pflegen. Normalerweise ist Hütter nämlich Pressesprecher des Zirkus Charles Knie in Deutschland. Aufgrund der Pandemie ist er aber in die Schweiz zurückgekehrt und arbeitet nun in einem Callcenter. «Es ist eine finanziell sehr schwierige Situation», sagt Hütter. Die Teilnahme beim Award bringt da auch etwas Ablenkung und Positives ins Leben. Das unterscheidet ihn auch von anderen Männern in seinem Alter. «Die sind eher gesetzt, haben Familien und warten vielleicht auf die Pensionierung», sagt Hütter. «Das klingt für mich langweilig. Ich bin offen für Neues.» Er habe noch immer Lust auf ein erfülltes Berufsleben und hofft, bald wieder mit dem Zirkus auf Tournee gehen zu können.

Sollte es Hütter unter die Top 20 reichen, wird er für verschiedene Kunden auf den Sozialen Medien Werbung machen dürfen. Er selbst erwartet – im Gegensatz zu jüngeren Kandidaten – keinen Karriere-Boost. Für ihn zähle das Mitmachen und das Erlebnis. Allerdings würde er sich gerne für etwas Wohltätiges und Sinnvolles engagieren und sich dafür in Szene setzen.