Oftringer Orchideenzüchterin gärtnert mit Leib und Seele

Manch einer kennt sie, die wohlklingende Stimme Elisabeth Hubelis mit dem leichten Berner Akzent. Seit gut zwanzig Jahren liest die gebürtige Brittnauerin zur Weihnachtszeit im Museum «Alter Löwen» in Oftringen Geschichten vor. «Nach dem Tod meines Mannes ist die Museumskommission, von der er Mitglied war, in der Angelegenheit auf mich zugekommen», erklärt sie. Mittlerweile hören der Rentnerin gut 100 Leute zu, wenn sie Geschichten von Ernst Balzli und anderen Autoren vorliest. Jede Geschichte, die sie liest, hat Hubeli vorher mit Bedacht ausgewählt. «Ich lese immer sehr viel, bis ich das passende Buch gefunden habe», sagt sie. «Heute lese ich anders als früher. Ich bin jetzt am Lebensende und möchte, dass die Zuhörer etwas mitnehmen können, wenn sie gehen.»

Von der Grossmutter geprägt
Mit dem Vorlesen hat Hubeli schon früh angefangen, denn sie war das älteste Mädchen von vier Geschwistern. «Bis heute habe ich noch dieses Bild im Kopf: Meine Grossmutter, die auf ihrem Stuhl hockt, eine Arbeit strickt und mir eine Geschichte erzählt», sagt sie und lächelt. Da die Grossmutter aber früh verstarb, hatte sie das Geschichtenerzählen für die jüngeren Geschwister übernommen. Ihre Grossmutter war es auch, die Hubeli die Liebe zur Pflanzenwelt näherbrachte. «Ich war schon immer eine ‹Blüemeli-Frau›», lacht die 84-Jährige. Bei der Grossmutter hätte sie schon als Kind eine Pflanzenecke gehabt.

Zur Orchideenzucht kam sie erst durch ihren Mann. «Wir haben immer alles zusammen gemacht», erinnert sie sich. Gemeinsam sind die beiden durch die Wälder gestreift und haben so die Vielfalt dieser Pflanze kennen gelernt. Die Liebe zur Natur fliesst auch in den Adern der vier Kinder. Der Sohn, der bei ihr im Haus in Oftringen wohnt, helfe im Garten mit und ihre Töchter seien alles ein bisschen «Blüemeli-Fraue».

Hubeli erzählt: «Ich habe vor Jahren an einem Wettbewerb vom Gartenmagazin ‹Freude am Garten› mitgemacht.» Lachend verrät sie, der erste Platz sei eine Schneefräse gewesen. Für die reichte es nicht ganz. Hubeli wurde Zweite und gewann ein Gewächshaus. «Das wurde in zwei Kisten Glas und einer Kiste Metall angeliefert», erzählt die Rentnerin schmunzelnd. Wäre ihr Mann kein so geschickter Bastler gewesen, wäre das Gewächshaus nie zustande gekommen. Kurz darauf fand in Aarau eine Orchideenausstellung mit vielen Exoten statt. Sie und ihr Mann seien hingegangen, hätten aber keine so anspruchsvollen Pflanzen mitgenommen. «Bei einem Gärtner liessen wir uns beraten, welche Orchideen sich für Anfänger eignen.»

Heute ist Elisabeth Hubeli als Orchideenzüchterin national bekannt und Mitglied im «Orchideenverein Mittelland». Dabei sind Rosen und Iris die Lieblingsblumen Hubelis. «Heute habe ich nicht mehr viele Rosen. Die alten Sorten geben viel zu tun und ich bin bequemer geworden», sagt sie. An ihrem Wesen als Vollblut-Gärtnerin änderte sich dadurch jedoch nichts: «Mein Garten ist jedes Jahr ein Abenteuer.» Sie findet es spannend, am Morgen aus dem Fenster zu schauen und durch den Blick in den Gemüsegarten das Mittagessen zu bestimmen. «Ein Garten ist elend schön», schwärmt sie. «Für mich ist es dieser Reiz, der Pflanze etwas zu bieten, sodass sie wachsen will.»

Vor ein paar Jahren wäre es mit dem Gärtnern beinahe vorbei gewesen. Eine Strassenumlegung stand an. Dabei brachten die lauten Maschinen die Wände des alten Gewächshauses so sehr zum Zittern, dass die Scheiben zerbarsten. «Die Frage, die mein Sohn und ich uns dann stellen mussten, war: Fahren wir weiter oder hören wir auf?» Sie entschieden sich, weiterzumachen, vergrösserten den Garten sogar ein Stück. Mittlerweile haben sie bereits zwei Medaillen gewonnen. Umringt von ihren Blumen strahlt Elisabeth Hubeli. Mit keiner Sekunde bereut sie es, weitergemacht zu haben.