Oftringer Rettungshundestaffel: Mit ihren Hunden suchen sie Vermisste – VIDEO

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Schäferhund Jngo ist der Held einer aufwendigen dreitägigen Suche nach einem dementen 94-Jährigen. Letzten Donnerstag verschwand der Rentner beim Einkaufen mit seiner Frau in Oftringen (das ZT berichtete). Gefunden wurde er am Samstag – nach zwei kalten Nächten. Jngo nahm den Geruch des 94-Jährigen auf einem Industrieareal auf – und führte seine Halterin Sonja Jäger direkt zum Vermissten. Mit dabei war auch Evi Steiger; sie bot sofort die anwesenden Rettungssanitäter auf. Doch trotz Einweisung ins Spital verstarb der Mann wenig später. 

Jngo und seine Halterin gehören zur ehrenamtlich tätigen Rettungshundestaffel Marc’s k9 aus Oftringen. Die Suche nach dem 94-Jährigen war der erste Ernstfall für die Gruppe. Gegründet wurde die Gruppe vom gebürtigen Walliser Marc Lauber. Insgesamt vier Zweier-Teams, bestehend aus Hund und Mensch, trainieren seit gut sechs Jahren regelmässig das Aufspüren von Personen, das ­sogenannte Mantrailing: Sonja Jäger mit Schäfer Jngo, Marc Lauber mit seiner weissen Schäferhündin Tara, Evi Steiger mit Riesenschnauzer Tess und Claudia Comps mit Labradorhündin Maura. 

Ehrenamtlich engagiert, professionell ausgebildet 

Seit eineinhalb Jahren bilden die vier nun eine Rettungshundestaffel. Sie wird jeweils von den Blaulichtorganisationen aufgeboten, wenn die Unterstützung von Hunden gefragt ist. Marc Lauber betont, dass die Gruppe zwar ehrenamtlich arbeitet, aber professionell ausgebildet ist. «Es kann jetzt also nicht jeder Hundehalter meinen, dass er mit seinem Hund Vermisste suchen kann und darf», führt er aus. Bis ein Hund gut genug ausgebildet ist, braucht es rund zwei Jahre intensives Training. Genau deshalb wünscht sich Marc Lauber, dass Staffeln wie seine der Feuerwehr angegliedert werden. «So hätten wir einen offiziellen Charakter», sagt er. 

Die Staffel ist rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr bereit für solche Fälle wie jenen in Oftringen. Vier Teams sind aber zu wenig. Marc Lauber sucht daher dringend weitere Teams und nennt gleich die Grundvoraussetzung, um dabei sein zu können: «Die Person sollte Ehrgeiz haben und bereit sein, bei jedem Wetter zu trainieren. Eine gewisse körperliche Ausdauer braucht es ebenfalls.» 

Die Hunde müssen nicht zwingend einer speziellen Rasse angehören. Ihr Finderwille sowie die Arbeitsbereitschaft müssen aber ausgeprägt sein. Die Ausrüstung, mit Ausnahme der Hundegeschirre, hat jeder Hundeführer selbst zu bezahlen. Von der Weste über das Funkgerät bis zur Ausrüstung im Auto kostet die zeitintensive ehrenamtliche Tätigkeit rund 1000 bis 2000 Franken. 

Lohn für die Arbeit ist, wenn eine Person lebend gefunden werden kann. Das Credo der Staffel lautet nämlich: «Damit andere leben können». Im Fall des 94-Jährigen mussten die Frauen – Marc Lauber koordinierte die Suchaktion aus den Ferien in Schweden – davon ausgehen, dass der Mann nicht mehr lebt. Eine schwierige Ausgangslage. Tatsache ist, dass die meisten vermissten Personen an Demenz erkrankt sind oder Suizid begehen, wie Marc Lauber erklärt. Der Oftringer Feuerwehrkommandant Fernando Volken bereitete daher die Frauen darauf vor, was sie antreffen könnten. 

Für die Hunde ist das Hochleistungssport 

Die drei Hundeführerinnen sicherten den Geruch des Vermissten bei dessen Ehefrau. Dann starteten sie mit den Hunden an jenem Ort, wo er zuletzt war. Jeder Hund war nacheinander 20 Minuten im Einsatz. Dazwischen brauchen die Hunde Pause. Denn Mantrailing ist Hochleistungssport für die Tiere. Am Mittag besprachen sich die Frauen, welche Gebiete noch nicht abgesucht wurden. Sie entschlossen sich, das Industriegebiet – den späteren Fundort – abzumarschieren. Sonja Jäger durchquerte mit Jngo das ganze Areal. Plötzlich, in der Nähe von Rampen, gab der Hund an. Er machte sich gross und rannte los – ein deutliches Zeichen an seine Halterin, dass er die Fährte aufgenommen hat. Innert Kürze fanden Jäger und Steiger den Mann. 

Im Oftringer Wald lassen die drei Frauen und Marc Lauber das Ereignis nochmals Revue passieren. Den Einsatz haben sie im Nachhinein gut besprochen. «Es ist eine grosse Befriedigung, dass wir den Mann gefunden haben», sagt Evi Steiger. Auch für die Angehörigen sei es gut, dass diese Gewissheit haben. Morgen Freitag wird Marc Lauber mit der Gruppe das Industrieareal nochmals begehen. Zusätzlich wird er die Wetterdaten verwenden, die am Tag der Suche geherrscht hatten. Denn: Obwohl der Rettungsstaffel die Suche geglückt ist, wollen sie etwas daraus lernen und es bei einem nächsten Mal noch besser machen. Jngo, der neunjährige Schäfer, hat sich vom Einsatz gut erholt. Das beweist er sogleich bei einer kurzen Suchübung, die er innert Kürze meistert.