Oftringer Stimmenzauberer tritt an der Sommerburg Aarburg auf

«I Quattro» sind seit Juli 2021 (v. l.): Samuel Tobias Klauser, Simon Jäger, Camille Bentz und Matthias Aeberhard. Bild: zvg
«I Quattro» sind seit Juli 2021 (v. l.): Samuel Tobias Klauser, Simon Jäger, Camille Bentz und Matthias Aeberhard. Bild: zvg

I Quattro: «Best of»

Aarburg, Sommerburg, Aare-Stage, Donnerstag, 19. August.

«2020 hätten wir – wenn auch mit leichter Verspätung – unser Bühnenjubiläum feiern wollen. Gediegen und festlich. Erstmals mit 40-köpfigem Symphonieorchester statt mit Streichquartett und Klavier.» Den 51-jährigen Tenorsänger Simon Jäger-Vogel aus Oftringen beschleicht noch heute leichte Wehmut: «Auf dem Spielplan standen grosse Häuser wie das Volkshaus Zürich oder die Tonhalle St. Gallen.» Statt aufzustecken, gehen «I Quattro» in die Offensive. Seit 2. Juni setzen sie auf die rührige Musikmanagerin Astrid van der Haegen (Stargeber). Im zehn Mal so grossen deutschen Markt wollen sie dank ihrer Beziehungen erste Noten setzen.

Gesang lebt mit dem Publikum

Denn: Wenn auch die Stimmen der Gründungsmitglieder Matthias Aeberhard und Simon Jäger, dem später dazugestossenen Daniel Bentz und dem Neuling Samuel Tobias Klauser von «I Quattro» vorübergehend verklungen sind: Die Bühne ist und bleibt ihre Heimat. Der Dialog mit dem Publikum ist die Essenz ihre Musikalität. Der gespürige Jäger schottete sich im ersten Lockdown 2020 erst mal vom medialen Geprassel ab, entfloh all den Widersprüchlichkeiten der Krisenbewältigung und zog sich – notgedrungen – auf sich selbst zurück. Mit künstlerisch gestutzten Flügeln konzentrierte er sich auf sein zweites Standbein, den Gesangsunterricht für Jugendliche an den Musikschulen Emmenbrücke und Rothrist.

«Online Gesang zu unterrichten ist relativ unmöglich», sagt der zweifache Familien­vater. Ob der Ironie seiner spontanen Wortwahl kann er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Versucht hat er es trotzdem. Fernmündlich liessen sich via Bildschirm Theorie, Stimmbildung und Stimmtechnik vermitteln, das gemeinsame Musizieren hat während der wenigen Wochen Lockdown etwas gelitten.

«I Quattro» wollen wieder Schwung aufnehmen

Umso mehr freut sich der im Quartett mit seinen Mittelländer Kollegen mehrfach mit Gold und Platin veredelte Tenor auf den Auftritt an der Sommerburg Aarburg am 19. August. Seit 2009, als die vier Opern- und Musicalsänger vom Musiklabel Universal für eine Fernsehsendung gecastet worden sind, begeistern sie ihre treuen Fans ­unentwegt mit neuen Ohrwürmern, die sie querbeet aus allen Genres zusammentragen und veredeln. «Seit einer Dekade halten uns die rund 30 bis 50 Konzertauftritte pro Jahr in Schwung. Wir haben das Glück, dass wir Leidenschaft und Geschäft miteinander verknüpfen können.» «I Quattro» tun auch das ihre, um die Fans bei Laune zu halten. 10 Tonträger sind veröffentlicht. Das Repertoire ist auf stolze 200 Lieder angewachsen. Im Jahresrhythmus lässt «I Quattro» neue Schweizer Evergreens, Popsongs und Volksweisen im klassischen Kleid erstrahlen – natürlich schmuck im schicken Anzug und mit Stil.

«In Aarburg treten wir mit einem Querschnitt unseres Schaffens auf, einem ‹Best of›», freut sich Simon Jäger auf den Open-Air-Auftritt. «Wir ziehen es dann nahtlos weiter, so etwa in der neuen Urner Andermatt Konzerthalle.» Dass die Veranstalter im September in der neuen Konzerthalle auch gleich eine Kammermusikbesetzung mit dazubuchen, freut ihn besonders. «Das gibt ein noch besseres Gefühl, als zu Musik von der Konserve zu singen.»

Covid-Auflagen zehren an den Kräften

Zumal die wenigen Auftritte in den letzten Monaten in bescheidenem Rahmen vor ungewohnt wenigen und zudem maskierten Leuten stattfinden mussten. Den Covid-Auflagen geschuldet. Kleine Doppelauftritte wie jene mit 2-mal 100 Hörerinnen und Hörern in Aarau oder 2-mal 50 Hörerinnen und Hörern in Lenzburg, sind finanziell nicht nur wenig erklecklich. «Sie sind auch sehr kräfteraubend, weil wir stets alles geben, um unserem Anspruch gerecht zu werden», erläutert der Oftringer Tenor. «Dosieren ist für uns daher keine Option.» Da heisst es also fit sein. Dafür leistet Simon Jäger seit über 20 Jahren täglich sein 20-Minuten-Morgenprogramm. Nicht in Form von Tonfolgen für die Fitness der Stimmbänder, sondern handfest mit sportlichen Kräftigungsübungen. Der vitale Sänger wirkt denn auch fit wie ein Turnschuh. 

Zum Fotoshooting im Zofinger Rosengarten taut der Künstler auf, wirft sich in publikumsnahe Posen. Unzweifelhaft: Der Jäger ist musikalisch auf der Pirsch. Seine Stimme wie auch jene seiner Kollegen können durchaus treffen. Schon mancher Mann, der sich von seiner Frau zu einem «I Quattro»-Konzert verführen liess, erlebte eine positive Überraschung.