Oltner Gewerbler fordern einheitliche Regelung – Konsumenten fahren zum Einkaufen in den Aargau

Vor wenigen Tagen schlug der Kantonal-Solothurnische Gewerbeverband Alarm: Die Maskenpflicht sei geschäftsschädigend, schrieb der Verband Anfang Oktober in einer Mitteilung und rief den Regierungsrat dazu auf, die Maskenpflicht in den Läden umgehend zu beenden. Der Verband stützte sich dabei auf eine Umfrage bei rund 260 Geschäften: Deren 80 Prozent gaben an, dass sie seit der Einführung der Maskenpflicht einen Umsatzrückgang verzeichnet hätten.

 

In der Region Olten kämpfen die Gewerbler zum Teil mit den gleichen Sorgen. Sie stimmen dem Kantonalverband insofern zu, dass «die Masken ein Lustkiller sind», sagt Thomas W. Jung vom Einkaufszentrum Sälipark. Alain Bernheim vom gleichnamigen Modegeschäft in Olten pflichtet ihm bei: Die Masken seien ein Problem, vor allem es um nicht alltägliche Produkte gehe wie etwa Kleider. «Wer sich von der Mode inspirieren lassen will, für den ist ein Papier- oder Stofffetzen ein Hindernis. Man werde sicher einen zweistelligen Umsatzrückgang per Ende Jahr hinnehmen müssen.

 

Zu schaffen macht den Gewerblern aber auch die uneinheitliche Regelung von Kanton zu Kanton. Man werde sich bewusst, dass Olten eine Grenzstadt sei – zu anderen Kantonen, sagt Jung. Zwar seien die definitiven Zahlen noch nicht da, doch auch bei den Sälipark-Läden sei die Maskenpflicht «ein ziemlich heisses Thema». Er sei deshalb für eine schweizweit einheitliche Regelung. «So begegnen wir der Pandemie mit gleich langen Ellen.»

Der Vorstand des Oltner Gewerbeverbands denkt ähnlich. Man sei grundsätzlich gegen eine Maskenpflicht. Wenn diese jedoch nötig sei, dann bitte eine schweizweit einheitliche Regelung, sagt Co-Präsident Darko Bosnjak. Er habe von Mitgliedern diverse Rückmeldungen erhalten, die eine Abwanderung in den Aargau wahrgenommen hätten. Die Kunden seien lieber ein paar Kilometer ins Nahe Oftringen oder Aarau gefahren, um ohne Maske einkaufen zu können, sagt Bosnjak. Er bestätigt, dass vor allem im Non-Food-Bereich die Zahlen stark eingebrochen sind. Der Kanton Solothurn hat die Maskenpflicht in den Läden per Anfang September eingeführt, gestern hat nun der Kanton Bern mit einer verschärften Variante nachgezogen: Es gilt eine Maskenpflicht in allen öffentlich zugänglichen Innenräumen. «Gewissermassen sind wir nun froh, dass jetzt auch unser Nachbarkanton nachgezogen hat», sagt Bosnjak.

Es gibt aber auch Gewerbler, bei denen die Maskenpflicht zu keinen Umsatzeinbussen führt. Peter Fleischli vom gleichnamigen Blumengeschäft in Wangen bei Olten betrachtet diese sogar eher als positiv. «Die meisten Kunden ziehen von sich aus eine Maske an.» Wer nicht in den Laden kommen wolle, der bestelle per Telefon oder E-Mail. Beides habe in der Coronakrise zugenommen. Der Umsatz sei zwar bis zu 15 Prozent zurückgegangen, doch dies sei eher darauf zurückzuführen, dass Anlässe gar nicht oder mit weniger Teilnehmern durchgeführt würden. Ins gleiche Horn bläst Urs Bütler der Oltner Buchhandlung Schreiber. «Ich kann die Umfrage des kantonalen Gewerbeverbands nicht bestätigen. Bei uns führt die Maskenpflicht zu keinem Umsatzrückgang.»

Insgesamt rechnen die Gewerbler nicht damit, dass die im Kanton Solothurn bis Ende Oktober verfügte Maskenpflicht in den Läden aufgehoben wird. Im Gegenteil: Man sei froh, «wenn nicht die strengere Regelung des Kantons Bern eingeführt wird», schreibt der Solothurner Handelskammerdirektor Daniel Probst in einem internen Mail an zahlreiche Vertreter aus dem Gewerbe im Kanton. «Wir kommen wohl nicht umhin, uns Gedanken zu machen, wie wir trotz oder mit Maske ein einigermassen schönes Einkaufserlebnis schaffen können.»