Oper «Marie und Robert»: «Hallers Sprache überwältigt»

Kulturelles Highlight

«Marie und Robert» basiert auf dem gleichnamigen Drama des Aargauer Autors Paul Haller. In eine Oper umgearbeitet haben es der Komponist Jost Meier (78) und der in Zofingen aufgewachsene Autor Hansjörg Schneider (79), der dem breiten Publikum vor allem als Schöpfer der Kriminialromane mit Kommissar Hunkeler bekannt geworden ist. Das in eine Opernform gegossene Sozialdrama des Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS) gelangt am Donnerstag, 30. November, im Stadtsaal Zofingen zur Aufführung. Das vielgelobte Werk verspricht nicht nur aus qualitativen Gründen ein Highlight des Zofinger Kulturjahres zu werden. Auch das Arsenal von über 40 Beteiligten in Orchester und Schauspiel macht den Abend zum Spektakel. Wer sich eingehend für die Hintergründe zur Erarbeitung des Stücks wie auch die damit verbundene Zeitgeschichte interessiert, ist ab 19.15 Uhr im Stadtsaal zur Einführung eingeladen. Die Vorstellung startet um 20 Uhr. 
Weitere Informationen: www.kulturzofingen.ch

Hansjörg Schneider, Sie haben das Stück Robert und Marie in ein Opernlibretto überführt. Was fasziniert Sie an diesem Stück?
Es ist eine unendlich traurige Geschichte, die Paul Haller hier zu Papier gebracht hat. Der Büezer Robert hat nie eine echte Chance, sein Glück zumachen. Und als es vor ihm liegt, muss er ihm entsagen. Mord – viel eher ist es wohl Totschlag –  und Meineid wiegen zu schwer. Paul Haller hat hier ein grossartiges Sozialdrama von überwältigender sprachlicher Kraft geschaffen. Es mit Jost Meier für die Oper umzusetzen, war eine sehr spannende Herausforderung.

Weshalb haben Sie dieses Mundart-Drama in eine hochdeutsche Oper übertragen?
Hallers Text ist virtuos und sperrig zugleich. Seine lautmalerische und kraftvolle Sprache lässt sich nicht in eine stringente musikalische Opernform bringen. Es blieb uns nichts anderes übrig als zum Hochdeutschen zu greifen. Lediglich in den gesprochenen Passagen habe ich Hallers Text erhalten können. Als Sprache der Seele entwickelt sie in den Momenten der Selbstreflexion eine enorme Kraft. Es ist bedauerlich, dass Haller der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt ist. Von Schweizer Schriftstellern und insbesondere uns Aargauern wird er hingegen heiss geliebt.

Sie haben Ihre ersten 20 Lebensjahre in Zofingen verbracht. Was bedeutet es für sie, dass die Oper des Theater Orchesters Biel nun im heimischen Stadtsaal aufgeführt werden kann?
Das TOBS leistet absolut Aussergewöhnliches. Hier stehen unzählige Mitwirkende mit grosser Leidenschaft für die innovative Verknüpfung von Musik und Theater ein. Es freut mich enorm, dass Zofingen dieses Engagement honoriert und den Aufwand nicht scheut, dieses Spektakel in den Stadtsaal zu bringen. Im Herzen bin ich immer Zofinger geblieben. Deswegen fühle ich mich anlässlich dieses Gastspiels auch als Librettist geehrt.

Sie gehen auf die 80 zu, welche Projekte verfolgen Sie noch?
Meine Autobiographie ist abgeschlossen und wird im kommenden März zu meinem 80. Geburtstag erscheinen. Die erste Hälfte handelt fast ausschliesslich von meinen ersten Lebensjahren in Zofingen. Auch einen neuen Hunkeler-Roman habe ich im Kopf. Ein solches Buchprojekt ist aufgrund meines Alters allerdings sehr anstrengend geworden. Trotzdem hoffe ich, es noch zu Papier bringen zu können.