Ortsbürgergemeinde Reitnau: Eigenständiger Forst statt grosser Verband

Ortsbürger

(81 von 331 anwesend)

Rechenschaftsbericht 2020 – einstimmig

Jahresrechnung 2020 – einstimmig

Beforstungsvertrag mit hr projects GmbH – 58:10

Auflösung Fortsbetrieb Oberes Suhrental – 58:10

Die Ortsbürger von Reitnau sind die ersten, die über den neuen Forstbetrieb Suhrental Ruedertal entschieden haben. Sie schliessen sich dem neuen Forstbetrieb im Suhren- und Ruedertal nicht an und haben stattdessen den Auftrag an hr projects GmbH erteilt. Den Schritt zum Alleingang hat der Gemeinderat schon vor einigen Wochen angekündigt. An der Gemeindeversammlung erläuterte Vizeamann Peter Hochuli die Überlegungen noch einmal. Beim Holzverkauf sei die Grösse eines Forstbetriebs über mehrere Gemeinden ein Vorteil, gab er zu. Aber die Ortsbürger könnten dann in ihrem eigenen Wald kaum noch Einfluss ausüben. Nicht nur die Selbstbestimmung, auch die Finanzen waren ein grosses Argument, das Peter Hochuli vorbrachte: Der neue Forstbetrieb werde zwei Förster und zehn Mitarbeiter anstellen. Um deren Löhne zu bezahlen, müsse immer geholzt werden – auch wenn der Holzpreis nicht so optimal sei. «Und so wird unser Holzvorrat einfach verscherbelt!», warnte er. Mit einer eigenständigen Lösung mit hr projects GmbH würde dies nicht passieren, erklärte Vizeammann Peter Hochuli. «Wenn nicht gearbeitet wird, dann fallen auch keine Kosten an.» Hans Peter Hochuli, Inhaber von hr projects GmbH, wird nicht selber im Wald tätig sein. Er plant und organisiert die nötigen Arbeiten und übernimmt die hoheitlichen Aufgaben, die im Kanton Aargau von einem Förster übernommen werden müssen. Die Arbeiten im Wald übernehmen lokale Bauern oder Forstunternehmen im Auftrag. «So müssen wir keine neuen Werkhöfe bauen und keine neuen Maschinen anschaffen. Das haben diese alles schon», fügte Vizeammann Hochuli an.

Beförsterung soll ein Einheimischer übernehmen

Hans Peter Hochuli hat den Reitnauer Wald schon in der Zeit von 1986 bis 2000 als Revierförster begleitet. «Darum wäre es für mich ein persönliches Highlight, wenn ich jetzt wieder für meine alten Bäume zuständig sein könnte», sagte der in Reitnau wohnhafte Hochuli. Was denn passiere, wenn Hans Peter Hochuli in fünf Jahren ins Pensionsalter komme, wollte ein Versammlungsteilnehmer wissen. Er befürchtete, dass spätestens dann ein Anschluss an den neuen Forstverband nötig sei. «Und dann können wir nicht mehr mitbestimmen. Dann kommen wir als Bittsteller.» Vizeammann Hochuli verneinte diese Befürchtung. Der Vertrag werde nicht mit Hans Peter Hochuli persönlich geschlossen, sondern mit dessen Firma hr projects GmbH. Und dieser laufe auch mit einem Nachfolger in der Firma weiter.

«Vor zehn, zwölf Jahren habt ihr mit den gleichen Vorteilen für den Zusammenschluss zu einem Forstverband geworben, wie jetzt für den Alleingang», merkte ein Versammlungsteilnehmer an. Ja, gab Hans Peter Hochuli zu, damals sei er auch für die Bildung eines grösseren Forstverbandes gewesen. Aber die Holzpreise seien dann auch noch viel höher gewesen. Jetzt sei ein kleiner, eigenständiger Betrieb eben viel flexibler.

Deutliches Ja zum Alleingang

Die Ortsbürger mussten zwei Mal abstimmen: Einmal über die Beförsterung der Reitnauer Wälder durch hr projects GmbH per 1. Januar 2022 und einmal über die Auflösung des jetzigen Forstbetriebs Oberes Suhrental per 30. Juni 2022. Der Vertrag mit hr projects GmbH kommt nur zustande, wenn die anderen neun Gemeinden im Suhren- und Ruedertal an den kommenden Gemeindeversammlungen dem neuen Forstbetrieb zustimmen. Beiden Anträgen stimmten die 81 anwesenden Ortsbürger (von 331 Stimmberechtigten) mit 58:10 Stimmen zu. Da das absoute Mehr bei 67 Stimmen liegt, unterliegen die Beschlüsse dem fakultativen Referendum.