Päuli Hofer hört auf: «Ich war gezwungenermassen einer der ganz seriösen Rockmusiker»

ABSCHIEDSKONZERT

Das Päuli-Abschiedskonzert findet am Freitag, 4. Mai, in der Baronessa Lenzburg statt. Es wird empfohlen, sich die Tickets im Vorverkauf zu kaufen: www.starticket.ch

«Die erste Konzertanfrage aus einem Altersheim will ich mir ersparen», sagt Päuli Hofer lachend, als wir ihn zum Interview in der Schule Kölliken treffen. Dort unterrichtet Päuli Hofer seit 30 Jahren Realschulklassen. Neben seinem Lehrerdasein war er aber vor allem eines: Musiker. 45 Jahre lang war die Musik sein Wegbegleiter. Er spielte, chrampfte, komponierte, textete und organisierte – alles für die Musik.

Päuli Hofer war ein musikalischer Macher, einer der Ideen hatte und diese dann mit Herzblut umsetzte. Ob Festivals, Konzerte oder Musik in der Schule, Päuli Hofer hat sich für die Region engagiert. So entstand beispielsweise auch der Rockchor, der erste seiner Art. Nach dem Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen wurde er aber aufgelöst.

Immer auf dem Sprung
Musikalisch waren es vor allem Mundart-Songs, von denen Päuli Hofer angetan war. «Es hat mir unglaublich gefallen, nicht einfach Musik zu machen, sondern auch etwas zu sagen», erklärt Päuli Hofer. So war es auch eine Mundart-Band, die, nach seiner Zeit in der Band Rave Up, in den 80er-Jahren sein erstes Grossprojekt wurde. Mit der Hagelwätter Blues Band spielte er überall: Open Air St. Gallen, Gurten, Montreux, 275 Konzerte und zwei Tourneen. «Wir haben alles gespielt und waren immer auf dem Sprung», erinnert er sich zurück. Sogar den Sprung in die Hitparade wurde mit «Tour de Sol» geschafft.

«Für eine Profimusikerkarriere reichte es aber nicht. Dafür stimmten die Einnahmen einfach nicht», sagt er. Zwar liefen Konzerte in der Region oder Festivals immer super, sobald es aber weiter weg ging, sie alleiniger Act des Abends waren, fehlten schlichtweg die Konzertbesucher. «Um sie zu mobilisieren, brauchst du das Radio und dafür wiederum gute Verkäufe. Fast schon ein Teufelskreis», sagt Päuli Hofer. «Zudem war ich nie ein Crack am Instrument. Ich konnte vieles, Klavier, Gitarre, Mundharmonika, Singen, aber nichts herausragend.»

«Bei Hagelwätter habe ich die verrückteste Zeit erlebt», erinnert sich Päuli Hofer gerne zurück. Doch die Liebe kam dazwischen, eine Weltreise war geplant und irgendwie schien die Luft bei Hagelwätter raus zu sein. Ein Jahr setzte Päuli Hofer aus. «Da es mit Hagelwätter aber nie ein Abschiedskonzert gegeben hatte, entschieden wir uns, dies ein Jahr später nachzuholen.» Es folgte einer seiner eindrücklichsten Momente in seiner Musikkarriere. Es kam Brienz: «Ein Mordsgewitter kam aus den Lautsprechern, aber auch auf Brienz zu. Genau in dem Moment als wir angefangen haben zu spielen, kam das Gewitter. Alle flüchteten zu uns ins Festzelt vor die Bühne, und wir hatten ein Zelt mit 800 Leuten gefüllt, die zu unserer Musik herumtobten und tanzten. Ein unglaublich schönes Erlebnis», schwärmt Päuli Hofer. So kam es dann auch, dass Hagelwätter noch vor Polo Hofer zum Publikumsliebling gekürt wurde. «Eine Band, die es eigentlich gar nicht mehr gab», sagt Päuli Hofer. Das Hagelwetter konnte Hagelwätter aber nicht retten. Die Band löste sich trotzdem auf.

Apropos Polo Hofer. Mundart-Texte, der Musikstil, der Name, da gibt es definitiv mehr als eine Parallele zwischen Polo und Päuli Hofer. «Polo Hofer habe ich gut gekannt und es gibt viele witzige Geschichten über Päuli und Polo Hofer», sagt der Hofer aus Kölliken und beginnt zu erzählen: «An einer AKW-Demonstration in Gösgen haben wir uns hinter der Bühne getroffen und haben ein bisschen geplaudert. Ein Bekannter von mir kam dazu, grüsste mich und wechselte einige Worte mit mir. Währenddessen steht Polo daneben. Plötzlich dreht sich mein Bekannter zu Polo um und fragt ‹Jä ond du? Machsch du au Musig?› Er nahms mit dem poloüblichen Humor.»

«Geschuftet wie ein Ochse»
Musikalisch folgten nach kurzen Versuchen mit Natascha und Toni Vescoli zwölf Jahre Bluesaholics. «Ich habe geschuftet wie ein Ochse», sagt Päuli Hofer. Drei Studioproduktionen, eine Livescheibe mit DVD zum 10-jährigen Bestehen, vier Tourneen, 293 Konzerte. Er hat alles organisiert, war bei jedem Konzert dabei, wobei es bis zu 50 Konzerte in einem Jahr sein konnten, hat den Bus gefahren, ein- und ausgeräumt. «In meiner ganzen Musikkarriere hatte ich nie grosse Exzesse, weil ich immer der Fahrer war. Ich war gezwungenermassen einer der ganz seriösen Rockmusiker», sagt Päuli Hofer lachend.

Nach zwölf Jahren Bluesaholics wurde es ihm zu viel. «Ich wurde 2005 spätberufener Vater und musste einsehen, dass die Zeit für Familie und Musik nicht reichte», so der heute 61-Jährige.

Jetzt sind die Kinder dran
Doch es ging nicht lange so ganz ohne Musik. Nach einigen Konzerten mit der SWISS Band konnte er sich bei Tex & Co. noch einmal so richtig ausleben: Orgel, Klavier, Gitarre und Bluesharp spielen, Singen, seine eigenen Stücke bringen. Das alles aber ganz sparsam mit sechs, sieben Konzerten im Jahr. «Mein Sohn fährt im Winter Skirennen und im Sommer Bikerennen und auch meine Tochter beansprucht viel Zeit», sagt Päuli Hofer. «Jetzt stehe ich für die beiden gerne zurück.» Deswegen wird sich Päuli Hofer am 4. Mai mit einem letzten Konzert verabschieden.