Parkplätze als heisse Kartoffel

Bei kaum einem Thema gehen die Emotionen so schnell hoch wie bei unserem liebsten Spielzeug, dem Auto. Chice Schlitten sind ganz wesentlich für die Status-Tretmühle, erklärt der Ökonom und Buchautor Mathias Binswanger im ZT-Talk; man(n) vergleicht seinen Wagen mit dem des Nachbars und stellt fest, dass dieser ein bisschen luxuriöser ist – also muss bald ein neues, besseres Auto her. Man erkennt sich natürlich in diesem Muster nicht gerne wieder; aber es erklärt bis zu einem gewissen Grad, warum politische Debatten rund um die Automobilität so schnell an Sachlichkeit verlieren. Gerade diese Woche haben wir es in Zofingen wieder erlebt. Die Stadt führt ab 2019 für alle Angestellten einheitliche Parktarife ein, wenn diese mit dem Auto zur Arbeit fahren. 480 Franken pro Jahr werden fällig. Ist das schon «Abzocke», wie manche fanden? Bei einem 100-Prozent-Pensum sind das rund 2 Franken pro Tag; Abzocke sehe ich da beim besten Willen nicht. Der Boden wird knapper und knapper; Parkplätze sind etwas von Unproduktivsten, da man überhaupt bauen kann. Ist es da so verkehrt, wenn Städte und Gemeinden eine – immer noch moderate – Bewirtschaftung anstreben? Zudem: öV-Nutzer bekommen auch keinen Rappen an ihre Tickets bezahlt. Die Reaktionen aus der umliegenden Gemeinden zeigen, dass man gespannt auf Zofingen blickt. Fast sieht es ein bisschen so aus, als hätten diese nur darauf gewartet, dass Zofingen die heisse Kartoffel als erstes anpackt und die Prügel dafür alleine einsteckt. Ganz nach dem Motto: Sobald sich der erste Rauch verzogen hat, kann man sachlicher über des Schweizers liebstes Spielzeug debattieren.

Mehr Kommentare von Philippe Pfister finden Sie hier.