Partei «Parteilos»

Diese Woche bin ich über eine Pressemitteilung einer Ortspartei gestolpert, die eine Spitze gegen parteilose Gemeinderätinnen und Gemeinderäte enthielt – zumindest konnte man das so lesen. Man nehme zur Kenntnis, hiess es da, dass nach dem 26. September ein möglicherweise gänzlich parteiloser Rat der Gemeinde vorstehe. Einige Zeilen weiter oben musste die gleiche Partei einräumen, dass es ihr nicht gelungen sei, leider, eine Kandidatin oder einen Kandidaten für die Gemeinderatswahlen zu rekrutieren. Das Mosern gegen die zunehmende Parteiungebundenheit der Gemeinderäte ist ja nichts Neues. Immer wieder wird ihnen dies als Manko ausgelegt; Wählende wüssten nicht, woran sie seien.

Heute will ich mal eine Lanze brechen für all die Frauen und Männer, die unter dem Label «parteilos» in den Wahlkampf steigen. Ich kann verstehen, wenn sie mit dem Gezänk, das in den Parteien oft herrscht, nichts am Hut haben wollen. Sie wollen pragmatische Lösungen für ihre Gemeinden finden und kein Parteiprogramm durchdrücken.

Der Erfolg, den die Partei «Parteilos» in den letzten Jahren feierte, fiel ja auch nicht einfach vom Himmel – zu verdanken ist er auch dem schwindenden Verwurzelung der etablierten Parteien in den Gemeinden. Diese suchen den Fight auf nationaler Ebene, wie etwa der eben ausgerufene Feldzug der SVP gegen «die Schmarotzer-Politik der links-grünen Städte» zeigt. Solche Fights bringen Schlagzeilen, klar. Helfen sie (angehenden) Gemeinderäten, ein Problem zu lösen, eine Herausforderung zu meistern? Ich bezweifle es.