
Paukenschlag an Siegfried-GV: «Zofingen fehlt es an Effizienz»
Siegfried muss wachsen
Verwaltungsratspräsident Andreas Casutt zu den Bemerkungen von Gewerkschafter Christof Burkard und zum Standort Zofingen: «Mich schmerzt es ausserordentlich, dass es in Zofingen harzt, wo wir über unsere besten Leute verfügen. Entsprechend haben wir in die Produktionsanlagen investiert und tun alles, dass der Standort innerhalb des Siegfried-Netzwerks wieder wettbewerbsfähig wird.»
Was haben die Firmenzukäufe- – wie Teile der BASF – gebracht?
«Nach Jahren mit wesentlichen Akquisitionen hat Siegfried ein robustes organisches Wachstum erzielt. Wir konnten das Betriebsergebnis deutlich verbessern. Mit anderen Worten: Es ist uns gelungen, die grossen Übernahmen in den Jahren 2014 und 2015 erfolgreich zu integrieren. Dabei haben wir auch das Synergiepotenzial genutzt.»
Kommt es nun zu weiteren Akquisitionen?
«Es ist so, dass der Zuliefermarkt für die weltweite Pharmaindustrie weiterhin hart umkämpft ist. Die kritische Grösse bleibt ein wichtiges Thema. Siegfried wird also weiter nach geeigneten Übernahmeobjekten Ausschau halten. Die robusten Finanzen der Firma und die nun bewiesene Fähigkeit, auch grössere Akquisitionen rasch integrieren zu können, stimmen mich entsprechend zuversichtlich.» Die grosse Chance heisse Biotech.
eine Gewinnsteigerung um 42,4 Prozent, eine Dividende, die um 40 Rappen auf 2.40 Franken klettert, ein Aktienkurs, der innert fünf Jahren förmlich explodiert ist und um 183 Prozent zugelegt hat. Eitel Sonnenschein also für 228 Aktionärinnen und Aktionäre der Siegfried AG, die an der Generalversammlung im Zofinger Stadtsaal 52,64 Prozent des Aktienkapitals repräsentierten? Ein unerwarteter Paukenschlag – ja ein Gewitter aus heiterem Himmel fügte dem Freudenbecher einen grossen Wermutstropfen hinzu: «Der Produktionsstandort Zofingen hat 2017 zum guten Resultat der Siegfried-Gruppe keinen positiven Beitrag geleistet.» Das sagt der Architekt des Siegfried-Erfolgs – CEO Rudolf Hanko. «Zofingen muss innerhalb des Konzerns konkurrenzfähig gemacht werden.» Dazu wurden bereits Schritte eingeleitet wie der Bau eines neuen effizienteren Produktionsgebäudes, das bis Ende Jahr in Vollbetrieb sein wird. Insgesamt hat Siegfried in sein Werk in Zofingen 120 Millionen Franken investiert. Aber auch andere Abläufe müssen – so Hanko – verschlankt werden. Als Sofortmassnahme zur Verbesserung der Ertragslage gibt es in Zofingen – einem von weltweit neun Werken der Siegfried-Gruppe – keine Lohnerhöhungen.
Der Gewerkschafter
Das rief Siegfried-Aktionär Christof Burkard ans Rednerpult. Er ist stellvertretender Geschäftsführer «Angestellte Schweiz» und dort Leiter Kollektivarbeitsrecht und Sozialpartnerschaft. Da spreche der Verwaltungsratspräsident von einem «robusten Wachstum» und nun wolle man die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht am Erfolg beteiligen – ihnen keine Lohnerhöhungen gewähren. Die Aktionärinnen und Aktionäre – unter ihnen einige aktive und pensionierte Siegfried-Leute – sollen beim Vergütungsbericht symmetrisch handeln, auch dort kürzen, lautete die Aufforderung des Gewerkschafters. Was Verwaltungsratspräsident Andreas Casutt dazu sagt, findet sich in der Box.
Gefolgt sind die Aktionärinnen und Aktionäre dem Aufruf von Christof Burkard nicht. Die Vergütungen des Verwaltungsrats wurden mit 95,2 Prozent, die direkten und kurzfristigen der Geschäftsleitung sogar mit über 98 Prozent bewilligt.
Wie weiter? Da haben Architekt Hanko und sein Bauherr Casutt klare Vorstellungen. Wachsen ist auch in den nächsten Jahren ein wichtiges Ziel des Weltunternehmens mit Hauptsitz in Zofingen. Zum einen technologisch: im Zukunftsmarkt der biologischen Wirkstoffe präsent sein. In der Abfüllung der Wirkstoffe liegt eine der Schwierigkeiten. Chemische Medikamente kann man nach der Produktion sterilisieren, biologische nicht. Hier muss steril gearbeitet werden.
Siegfried ist da auf Kurs, würde aber gerne zukaufen. Dazu Casutt: «Die Targets waren von den preislichen Vorstellungen her nicht zu vertreten, oder es handelte sich um Anlagen mit sehr bescheidenen Kundenaufträgen. Das ist nicht das, was wir suchen – auf finanzielle Abenteuer werden wir uns auf keinen Fall einlassen. Wir suchen das Geschäft und nicht Anlagen.»