Pensioniert und weg vom Fenster?

«Traumjob für Detailhandelsfachmann» – mit einem Stelleninserat unter diesem Titel in der «Luzerner Neuste Nachrichten» begann 1974 die Erfolgsgeschichte des Perry Centers und jene von Edy Witprächtiger. Dieser meldete sich mit zwei Arbeitszeugnissen und reichlich Berufserfahrung als Filial- und Verkaufsleiter bei Coop Luzern und Zug auf die Ausschreibung – und wurde direkt eingestellt. 32 Jahre lang war er der Direktor des Perry Centers.

Auf Vordermann gebracht

Eingestellt wurde Edy Witprächtiger damals mit dem Ziel, das Center auf Vordermann zu bringen. Erst ein Jahr geöffnet, war der damals 32-Jährige bereits der vierte Direktor. Davon, und den eher schlechten Zahlen, wusste er damals nichts. «Sonst hätte ich mich wohl nicht beworben, so mutig war ich damals nicht», meint Witprächtiger rückblickend. Sein Ziel hat er in den 32 Jahren aber voll erfüllt. Unter der Führung des gebürtigen Horwers wurde das Center vier Mal ausgebaut. Der Umsatz schoss von knapp 13 Millionen auf über 110 Millionen Franken hoch.

Nach 32 Jahren und dem vierten Ausbau war Schluss für Edy Witprächtiger – er liess sich pensionieren. «Ich sagte immer: ‹Wenn du pensioniert wirst, bist du weg vom Fenster›.» Damit dies bei ihm nicht so war, pflegte Witprächtiger den Kontakt mit diversen Personen, die er während der Arbeit kennen gelernt hatte – und er tut dies auch heute noch. So geht der heute 77-Jährige mehrmals im Jahr mit seinem ehemaligen Stellvertreter Giovanni Baisotti essen.

Das Ballonfahren, das Edy Witprächtiger einmal aus Marketinggründen angefangen hatte, entwickelte sich schnell zu seiner Leidenschaft. Das Haus und besonders die umgebaute Scheune zeugen von dieser Leidenschaft. So hängen im Haus diverse Bilder und Fotografien rund um das Ballonfahren. Die Scheune, die als Partyraum für gemütliche Stunden umgebaut wurde, ist voll von Andenken an «den Perry» und das Ballonfahren. Diverse Ballonhüllen zieren die Wände, Gemälde und Airbrushes, die Witprächtiger als Direktor des Perry Centers erhalten hatte, stehen davor. Auf einer Erhöhung steht ein alter Ballonkorb.

«Einen eigenen Ballon habe ich nicht mehr», so Witprächtiger. Die Zulassung seines letzten Ballons lief 2015 aus. Obwohl er damals noch ein Brevet hatte, verlängerte er die Zulassung nicht. Das Brevet selbst lief im vergangenen Sommer aus. Trotzdem hat Edy Witprächtiger noch viel mit dem Ballonfahren zu tun, nicht nur der Dekoration im Haus und der Scheune wegen. «Mein guter Freund Stefan Wälchli engagiert mich ab und zu noch als Nachfahrer.» Das heisst, morgens um 4 Uhr aufstehen und nach dem Start dem Ballon hinterherfahren, bis dieser landet. Dann werden der Ballon und die Fahrgäste aufgeladen. Als Gegenleistung ist Witprächtiger ab und zu selbst als Passagier von Wälchli anzutreffen und kommt so noch zu einigen Ballonfahrten im Jahr.

Es geht auch ohne Ballon

Hat Edy Witprächtiger einmal nichts mit einem Ballon zu tun, liest er diverse Zeitungen. «Das kann gut und gerne länger als zwei Stunden dauern.» Sonst fordert vor allem sein Pyrenäen-Berghund Filou seine Aufmerksamkeit. Obwohl der Hund im grossen Garten viel Auslauf hat, geht Witprächtiger viel mit ihm spazieren. Auch die anderen Tiere – Witprächtiger hat einen Koi-Teich und einen Taubenschlag – wollen versorgt und umsorgt sein. Nicht nur seinem Hund, auch seinem Boot gibt er regelmässig Auslauf. Damit unternimmt er vor allem Fahrten auf dem Vierwaldstättersee und jährlich steht eine Dreiseenfahrt auf dem Programm. Seit einiger Zeit ist die Fahrt über den Bieler-, Neuenburger- und Murtensee ein Highlight für Witprächtiger. Einmal zu Hause, muss er auch nach dem Haus und dem Garten schauen. So steht demnächst etwa die Reinigung des Koi-Teiches an. Auch wenn es um Edy Witprächtiger ruhig geworden ist, weg vom Fenster ist er deshalb noch lange nicht.